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11. Juni 2018
Redaktion
Wettbewerb: Die gute Form

Ein Wunsch wird Schuh

Ein zweifarbiger Lederschaft im „Vintage-Look“, mit einem gefrästen Rahmen und einer aufwändig gestalteten Ledersohle, dazu grob-gewachste Schnürsenkel: Mit diesen Schuhen für einen Spitz-Klumpfuß-Patienten sicherte sich Timo Wanninger den zweiten Platz beim Wettbewerb „Die gute Form im Handwerk“.
Lederschaft,
Foto: Kai Bröring
2014 begann Timo Wanninger seine Ausbildung bei Orthopädieschuhtechnik Böcker in Ahaus, heute arbeitet er als Geselle in einer Filiale des Betriebes in Dorsten. Dort konnte er die Werkstattleitung übernehmen.

Die Schuhe, mit denen Timo Wanninger den zweiten Platz beim bundesweiten Wettbewerb „Die gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten“ belegte, fertigte er für einen sehr modebewussten Kunden an. „Aufgrund seiner Fußdeformität, einem Spitz-Klumpfuß und einer Beinverkürzung von 4,5 Zentimetern, ist dieser leider in seiner Auswahl sehr eingeschränkt. Ein Kauf von Konfektionsschuhen ist daher schlicht und einfach unmöglich für ihn“, erzählt der 26-Jährige. „Also kam ich ins Spiel“.

„Das Tollste an meinem Beruf ist doch, individuelle Lösungen für Patienten anfertigen und ihnen damit helfen zu können. Jeder Mensch, der schon einmal mit dauerhaften Schmerzen während des Gehens zu kämpfen hatte, weiß, wie stark die Lebensqualität darunter leidet“, sagt Timo Wanninger, der seine dreijährige Ausbildung bei Orthopädieschuhtechnik Böcker in Ahaus absolvierte und inzwischen als Geselle in einer Filiale des Betriebes in Dorsten tätig ist. Im Beratungsgespräch stellte sich heraus, dass der Kunde bereits eine genaue Vorstellung von seinem Wunsch-Schuh hatte. „Er hatte für sich ein Paar Schnürboots der Marke Mustang im Farbton ‚Camel‘ mit Ledersohle gewählt“, erinnert sich der Orthopädieschuhmacher. „Leider konnte ich nicht alle seine Wünsche bis ins letzte Detail erfüllen. Ge­rade bei der Schaftgestaltung mussten wir ein paar Abstriche machen, um seine Deformität fachgerecht zu versorgen“. Nicht möglich sei zum Beispiel der gewünschte Reißverschluss an der oberen Außenseite gewesen, da hier für optimalen Halt eine einseitige Knöchelkappe verlaufen müsse.

Die Ledersohle sollte ein aufwändiges „Z-Muster“ beinhalten – inspiriert von einem Foto aus dem Internet. Im Beratungsgespräch einigten sich die beiden dann auf ein tolles Muster in dreifarbiger Optik, das durch eine spezielle 
Lederbeize in den Farben „Mahagoni“ und „Naturell“ entstand. „Das Kniffligste war der Ausputz der Ledersohle mit der Mahagoni Beize“, meint der Orthopädieschuhmacher. Diese sei speziell beim Polieren mit größter Vorsicht zu behandeln, da sie sonst mit der Natur-Beize verschmiere. „Auch der gefräste Schnitt erfordert viel Aufmerksamkeit. Diese Technik verzeiht keinerlei Fehler an der Maschine, gerade im Hinblick auf Formgebung und Gleichmäßigkeit“, rät Wanninger. Kleine Designelemente, wie beispielsweise einen genagelten Absatz brachte er an, um den Schuhen den letzten Schliff zu verleihen.

Auf dem Plan für seine berufliche Zukunft steht für den jungen Gesellen auch die Meisterprüfung. Mit seinem gewählten Beruf ist er jedenfalls rundum zufrieden und meint: „Wer kann schon von sich behaupten, dass er seine eigenen Schuhe bauen kann?“

Artikel aus OST-Ausgabe 06 / 2018

 

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
Schuhsohle
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