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15. April 2024
Christina Baumgartner
DMH – 3. Platz

„Mich fasziniert, dass jeder Maßschuh anders ist“

Jenny Miesen hat ihr Gesellenstück im Stil einer Dr. Martens-Stiefelette gebaut. Mit den ortho­pädischen Maßschuhen konnte sie auch in der Deutschen Meisterschaft im Handwerk (DMH) ­überzeugen und wurde als dritte Bundessiegerin ausgezeichnet.
Orthopädische
Foto: Jenny Miesen

Mich fasziniert, dass jeder Maßschuh anders ist – genauso wie die Kunden, mit denen ich zu tun habe“, sagt Jenny Miesen. Dementsprechend hat die 24-Jährige, die ihre Ausbildung zur Orthopädieschuhmacherin bei Raab Gesunde Schuhe in Cochem absolvierte, auch ein ganz individuelles Gesellenstück entworfen. Ihre orthopädischen Maßschuhe, mit einem Verkürzungsausgleich von 4,9 Zentimetern auf der rechten Seite, hat sie im Stil von Schuhen der Marke Dr. Martens gebaut. „Das spricht viele Jugendliche an. Ich wollte einen Schuh bauen, der nicht ,altbacken‘ aussieht“, erklärt die junge Orthopädieschuhmacherin.

Der Schaft besteht aus schwarzem Nubukleder mit ausgestanzten Blumen, die gelb hinterlegt sind. Das Innenfutter ist in einem dunklen Grau gehalten, da diese Farbe nicht so schmutzanfällig ist. Ausschlaggebend für die Optik der Schuhe ist der Rahmen in Schwarz mit gelber Naht. „Durch den starken Verkürzungsausgleich habe ich den Schaftabschluss bei 16 Zentimetern gelassen, um einen gewissen Halt zu ermöglichen“, so die Gesellin.

Jenny Miesen arbeitet inzwischen im Betrieb Jaeger Orthopädie in Lahnstein.

Der letzte Schliff

Für den Bodenbau verwendete sie eine Metallgelenkfeder: „Mir macht das Verarbeiten einer solchen Feder einfach mehr Spaß als beispielsweise mit Karbon zu arbeiten“, erklärt Jenny Miesen. Weiter aufgebaut habe sie den Boden mit EVA, welches seitlich geschwungen wurde, um die Klobigkeit der Schuhe etwas zu entschärfen. Zum Abschluss verarbeitete sie eine gelbe Dunlop-Sohle und fädelte gelbe Schnürsenkel ein, um den Schuhen den letzten Schliff zu geben.

„Mir war wichtig, jedes Teil der Maßschuhe so ordentlich zu verbauen, dass diese am Ende beinahe genauso aussehen wie normale Schuhe von der Stange“, erläutert Jenny Miesen. Stolz sei sie darauf, dass sie „keinerlei Probleme“ beim Bau der Schuhe gehabt habe und „alles sehr gut lief“. Die Herausforderung lag darin, beide Schuhe trotz ihrer Unterschiedlichkeit so zu bauen, dass diese möglichst gleich aussehen, um „normal“ aussehende Schuhe hinzubekommen, erklärt die OSM. „Natürlich ist das bei so einem großen Verkürzungsausgleich schwierig, aber ich habe mein Bestmögliches gegeben.“

Spaß am Beruf

Besonders gefreut habe sie sich über das positive Feedback und die Anerkennung, die sie auf ihre Auszeichnung als dritte Bundessiegerin hin erhalten habe. „Außerdem hat mir das Preisgeld den ersten Auszug von Zuhause etwas vereinfacht“, so die 24-Jährige, die inzwischen im Betrieb Jaeger Orthopädie in Lahnstein tätig ist.

„Ich habe mich für diesen Beruf entschieden, weil er von allen Handwerksberufen, die ich kenne, einer der interessantesten ist“, sagt Jenny Miesen. „Der Beruf macht mir Spaß, ich arbeite gerne mit Kunden zusammen und habe trotzdem den handwerklichen Aspekt dabei.“ Trotz aller positiven Aspekte – einen Wunsch hat die 25-Jährige für ihre berufliche Zukunft in der Orthopädieschuhtechnik: höhere Gehälter. „Ich hoffe, dass sich in dem Punkt bald etwas ändert, sodass ich noch sehr lange in diesem Beruf arbeiten und Menschen mit Problemen helfen kann.“

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
Schuhsohle
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