Die Bestechnaht beim Haferlschuh
FRANZ FISCHER
Heute wird diese Fertigungsweise im Schuhmacherhandwerk nur noch selten angewandt und ist wenig bekannt. Bei Schuhliebhabern ist sie – oft in abgewandelter Form – noch manchmal zu finden. Haferlschuhschäfte aus mehreren Teilen wurden früher bestochen und die einzelnen Teile mit einen Pechfaden zusammengenäht. Trotz des Pechfadens und der Handnaht waren die Nähte so fein ausgeführt, dass die Naht kaum zu erkennen war. Für die Bestechnaht braucht es viel Übung. Das Nähmittel ist immer ein gepechter Draht. Er verhindert durch das Pech ein Auseinanderziehen der Naht, verschließt die Einstechöffnung und verhindert das Eindringen von Wasser. Meistens wurde das Bestechen bei etwas stärkeren pflanzlichen Oberledern (2 – 3 mm) angewandt. Sehr oft wurden die Schäfte ohne Futterleder gearbeitet und die Narbenseite des Oberleders zum Fuß und die Aasseite nach außen gelegt (Abb. 1). Bei derben Bergstiefeln mit sehr starken Oberledern wurden die Hinterkappen mit einer Bestechnaht sehr häufig außen am Oberleder aufgenäht (Abb. 2).
- die geschlossene (verdeckte oder versenkte) Bestechnaht
- die offene (sichtbare) Bestechnaht
Vorgehensweise bei der Fersennaht
Knoten mit Pechdraht
Im Gegensatz zum normalen doppelten Knoten ist diese Ausführung ganz flach. Der Pechdraht verklebt und ergibt eine sehr zuverlässige Verbindung. Mit der gleichen Technik können Lederhinterkappen im unteren Bereich zusammengenäht werden. Das ergibt eine stabile Hinterkappe, ohne dass die Naht zu stark aufträgt und später außen am Schuh sichtbar wird.