Heute wird diese Fertigungsweise im Schuhmacherhandwerk nur noch selten angewandt und ist wenig bekannt. Bei Schuhliebhabern ist sie – oft in abgewandelter Form – noch manchmal zu finden. Haferlschuhschäfte aus mehreren Teilen wurden früher bestochen und die einzelnen Teile mit einen Pechfaden zusammengenäht. Trotz des Pechfadens und der Handnaht waren die Nähte so fein ausgeführt, dass die Naht kaum zu erkennen war. Für die Bestechnaht braucht es viel Übung. Das Nähmittel ist immer ein gepechter Draht. Er verhindert durch das Pech ein Auseinanderziehen der Naht, verschließt die Einstechöffnung und verhindert das Eindringen von Wasser. Meistens wurde das Bestechen bei etwas stärkeren pflanzlichen Oberledern (2 – 3 mm) angewandt. Sehr oft wurden die Schäfte ohne Futterleder gearbeitet und die Narbenseite des Oberleders zum Fuß und die Aasseite nach außen gelegt (Abb. 1). Bei derben Bergstiefeln mit sehr starken Oberledern wurden die Hinterkappen mit einer Bestechnaht sehr häufig außen am Oberleder aufgenäht (Abb. 2).
Es gibt zwei verschiedene Ausführungen der Bestechnaht:
- die geschlossene (verdeckte oder versenkte) Bestechnaht
- die offene (sichtbare) Bestechnaht
Bei beiden Varianten gibt es eine innere und äußere Ausführung. Bei der äußeren liegt die Bestechnaht an der Außenseite des Leders und ist sichtbar, bei der inneren befindet sie sich in der Innenseite des Schuhs. Das Besondere an der Bestechnaht ist, dass die Naht das Leder nie in seiner ganzen Stärke durchdringt, sondern nur bis zur Mitte. Bei einer Oberlederstärke von 2 – 2,5 mm nicht durchzustechen, ist nur mit viel Übung zu bewerkstelligen.