Folgen Sie uns
30. September 2020
Redaktion

Diabetologie und Endokrinologie: Verbände fordern mehr Kapazitäten bei der Aus- und Weiterbildung

In einem gemeinsamen Positionspapier fordern die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG), die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) und das Deutsche Zentrum für Diabetesforschung (DZD) die politischen Entscheidungsträger dazu auf, die Aus- und Weiterbildungskapazitäten im Bereich Diabetologie und Endokrinologie auszubauen. Für die am 3. Juli vom Bundestag beschlossene Nationale Diabetesstrategie müssen den Verbänden zufolge zunächst – über Jahrzehnte verloren gegangene – personelle Ressourcen wiederaufgebaut und innovative Lerninhalte im Medizinstudium neu geschaffen werden. 

Foto: contrastwerkstatt/Adobe Stock

In Deutschland haben über sieben Millionen Menschen einen Diabetes mellitus. Mehr als sechs Millionen Menschen leiden unter Osteoporose und rund ein Viertel der Bevölkerung weist eine Schilddrüsenerkrankung auf. „Stoffwechselerkrankungen steigen stetig an, während das medizinische Personal in diesem Bereich zunehmend finanziellen Einsparungen zum Opfer fällt“, kritisiert DDG Präsidentin Prof. Dr. med. Monika Kellerer.

Fachdisziplinen “bluten aus”, sprechende Medizin benachteiligt
In den letzten drei Jahrzehnten habe sich die Zahl der Lehrstühle in diesem Bereich fast halbiert, teilen die Verbände mit. „Derzeit findet sich nur noch an acht von 38 medizinischen Fakultäten ein entsprechender klinischer Lehrstuhl mit Direktionsrecht“, führt DGE-Präsident Prof. Dr. med. Günter Stalla aus und erklärt: „Das DRG-System benachteiligt die sogenannte sprechende Medizin, zu der die Diabetologie und Endokrinologie in besonderer Weise zählen. Diese Entwicklung führt zu einer Unterversorgung an Fachärzten, zu Nachwuchsmangel in diesen Fachgebieten sowie zu weniger Forschung, was sich weiter negativ auf die Versorgungsqualität auswirkt. Immer mehr Patienten warten monatelang auf einen Termin oder finden gar keinen Spezialisten mehr, der sie betreuen kann.“ Insbesondere in der Corona-Pandemie habe sich gezeigt, wie wichtig eine stabile Stoffwechseleinstellung und eine engmaschige Betreuung für Diabetespatienten ist. „Unsere Disziplinen bluten aus, wenn jetzt nicht auf politischer Ebene gehandelt wird“, mahnt der Endokrinologe.

Versorgung und Forschung seien ein wesentlicher Bestandteil der im Sommer beschlossenen Nationalen Diabetesstrategie. Zwar werde mit dem DZD (Deutsches Zentrum für Diabetesforschung) bereits die translationale Diabetesforschung in Deutschland und die dringend notwendige Vernetzung der universitären und außeruniversitären Forschung staatlich und auf Landesebene unterstützt. „Doch damit diese Vernetzung dauerhaft erfolgreich ist, sind eigenständige klinische Lehrstühle in der Diabetologie und Endokrinologie dringend erforderlich“, betont DZD-Vorstandsmitglied Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Martin Hrabě de Angelis. „Leider besteht an vielen Universitätskliniken weiterhin die Tendenz, frei werdende Lehrstühle nicht wieder neu zu besetzen oder die wenigen vorhandenen Kliniken zu verkleinern.“

Ausbau von Kapazitäten erforderlich
DDG, DGE und das DZD fordern daher in einem gemeinsamen Positionspapier die Politik dazu auf, nicht nur bestehende Kapazitäten zu erhalten, sondern auch auszubauen. Sie haben hierzu einen Maßnahmenkatalog zusammengestellt, der folgende Forderungen beinhaltet:

  • An allen medizinischen Fakultäten sollte es Lehrstühle für Diabetologie/Endokrinologie geben.
  • Das Fach muss in den Curricula für Medizinstudierende besser abgedeckt werden
  • für den Nachwuchs müssen attraktive Karrierewege in Forschung und Krankenversorgung entwickelt werden.
  • Der Forschungstransfer zwischen Labor und Krankenbett ist durch zukunftsfähige Zielpositionen in Klinik und Wissenschaft (Clinician und Medical Scientists) zu stärken.
  • Klinische Behandlungskapazitäten in Diabetologie/Endokrinologie müssen ausgebaut werden. Dazu muss die Sprechende Medizin in den DRGs besser abgebildet werden.
  • Die umfassende Betreuung besonders vulnerabler Gruppen (Kinder und geriatrische Patienten) muss durch entsprechende Finanzierung sichergestellt sein.

Zum vollständigen Positionspapier gelangen Sie hier (PDF).

 

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
Schuhsohle
Zurück
Speichern
Nach oben