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29. Juli 2016
Redaktion

Über die Gestaltung zur Problemlösung

Wer lernen will, Schäfte zu entwerfen und zu nähen, muss sich die nötigen Techniken aneignen. Dass dies vom Entwurf eines Schaftes bis zur Umsetzung auch spielerisch geht, zeigten Lehrlinge der Paul-Ehrlich-Schule in Frankfurt. Dabei lernten sie nicht nur, wie man einen Schaft herstellt, sondern auch, wie man bei der Herstellung Problemlösungen findet, um den eigenen Entwurf auch tatsächlich umzusetzen.
Von Katja Streckhardt


Foto: Paul-Ehrlich- Schule Frankfurt-Höchst

Die Klasse 365A der Paul-Ehrlich- Schule in Frankfurt-Höchst befindet sich derzeit im dritten Ausbildungsjahr zum/zur Orthopädieschuhmacher/in. Im vergangenen Halbjahr wurden die Schülerinnen und Schüler im Schaftbau unterrichtet. In Anlehnung an „die Gute Form“, die seit Neuem eine weitere Bewertungsebene bei der Gesellenprüfung darstellt, haben die Schülerinnen und Schüler ganz außergewöhnliche Schuhe hergestellt.
Der Schaftbau gehört nach dem Rahmenlehrplan zu den Lernfeldern 10 und 11. Im Lernfeld 10 geht es darum zu lernen, wie man einen Schaft konstruiert beziehungsweise wie man eine Kons­truktionszeichnung in einen Schaft umsetzen kann. Im Lernfeld 11 geht es da­rum, die Schäfte selbst herzustellen. Die Klassen werden für den praktischen Unterricht in Gruppe A und B geteilt. Das Projekt wurde nur in der von mir betreuten Gruppe A durchgeführt.

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Für viele der Lehrlinge ist der Schaftbau Neuland, denn in vielen Betrieben werden die Schäfte nicht mehr selbst hergestellt, sondern beim Schäftemacher bestellt. Um die Kreativität der Schüler zu fördern und sie für die Aufgabe zu begeistern, sollten sie in diesen Unter­richts­einheiten selbst gestalterisch tätig werden. Die im Unterricht zu lösende Aufgabe stellte die angehenden Ortho­pädieschuhmacherinnen und Orthopädieschuhmacher vor eine große Herausforderung. Sie sollten nicht nur einen ­eigenen Schaft konstruieren und herstellen, was schon eine Schwierigkeit an sich darstellt, sondern sich zudem auch noch etwas Ausgefallenes überlegen. Anders als bei der Gesellenprüfung musste hierbei allerdings kein funktioneller, tragbarer Schuh herauskommen, sondern ein Schuhmodell mit eigenen gestalterischen Ideen.
Nach einer Anlaufphase mit einer gewissen Unsicherheit über die ungewohnte Aufgabe sprudelten bei den Lehrlingen die Ideen. Wie ausgefallen diese teilweise waren, zeigen die Ergebnisse auf den Fotos.
Bei dieser Aufgabe wurde nicht nur die Kreativität der Lehrlinge gefördert, sondern auch in hohem Maß ihre Problemlösungsfähigkeit. Die im Kopf gereiften Ideen waren nicht immer so einfach umzusetzen, wie es die Lehrlinge gerne gehabt hätten. Um-die-Ecke-Denken und Ausprobieren war die Devise. Aber auch fachlicher Rat war gefragt, den sich die Lehrlinge bei ihren Lehrern, aber auch in ihrem Ausbildungsbetrieb von den Kollegen holten.
Fünf Mal vier Schulstunden hatten die Schüler im Rahmen von zwei Schulblöcken Zeit für die Schaftgestaltung und den Bodenbau. Die restlichen drei Unterrichtstage wurden für die Ausstellung der Schuhe im Schulgebäude, die Auswertung der Unterrichtsreihe und ­eine Exkursion in einen Escape Room benötigt. Das war ein straffes Programm, das die Schüler in dieser Zeit zu bewältigen hatten. Schuhe von acht  Lehrlingen sind auf dem Foto auf Seite 52 oben zu sehen (v.l.): Verena Krumm, Kirsten Büscher, Selina Peters, Niklas Küster, Ka­tharina Menges, Marie-Claire Tillmann, Marie Kohlhepp, Elena Reinemann. Wie die Bilder zeigen, haben die Schülerinnen und Schüler diese Hürde eindrucksvoll genommen. Durch gute Teamarbeit, gegenseitige Hilfestellung, gemeinsames Ausprobieren und unterschiedliche Erfahrungen erreichten sie gemeinsam das Ziel.

Ausgabe 4/2016

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Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
Schuhsohle
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