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8. Februar 2017
Redaktion

Lösemittelfreie Klebstoffe für die OST

Der Markt für lösemittelfreie Klebstoffe ist klein, zumindest was den Einsatz in der Orthopädieschuhtechnik betrifft. In der Schuhindus trie, die größere Klebstoffmengen abnimmt als ein Kleinbetrieb, spielt die gesundheitsschonende Klebealternative allerdings eine größere Rolle. Welche Hersteller bieten welche Produkte für die Schuhbranche und die Orthopädieschuhtechnik an? Von Julia Knaut


Alfa Klebstoffe GmbH

Ende der 1980er-Jahre begann die Entwicklung lösemittelfreier Klebstoffe unter dem Namen Simalfa, die heute von der Alfa Klebstoffe GmbH bei Iserlohn hergestellt wird. Die wasserbasierenden CR-Klebstoffe mit Soforthaftung sind bis heute vor allem für den Einsatz in der schaumstoffverarbeitenden Industrie gedacht, kommen aber auch in anderen Branchen wie der Schuhindustrie zum Einsatz (Einlagenfertigung).

Da die Simalfa-Klebstoffe speziell für die Verklebung von Schaumstoffen, also offenporige Materialien, entwickelt  wurden, lässt sich der Kleber im Schuhbereich nicht universell nutzen. Die wäss­rige Dispersion muss von den zu ver­klebenden Materialien aufgenommen werden und diffundieren können. Daher scheidet die Verklebung von nicht wasserdurchlässigen Materialien untereinander aus, etwa EVA auf EVA. Kürzlich stellte Alfa den lösemittelfreien Kontaktklebstoff Alfast 314 vor, der nach Trocknung mit oder ohne Wärme gefügt wird. Vorteil: Das Wasser verdampft bereits vor dem Fügen der Teile, sodass auch geschlossenporige Materialien mit Alfast 314 verklebt werden können.

Renia GmbH

Das Kölner Unternehmen ist in puncto lösemittelfreie Klebstoffe der Marktführer im Schuh- und Orthopädiebereich. Die Produkte werden unter dem Namen Aquilim angeboten: Aquilim 130, 315, 325, GL und SG.

Bis zum vergangenen Jahr stellte Renia auch den lösemittelfreien PUR-Kleber Aquilim 250 her, dessen Produktion inzwischen aber eingestellt wurde. Nach Angaben von Renia konnte ein Zulieferer einen Rohstoff nicht mehr liefern. Als Ersatzprodukt können Anwender Aquilim 130 nutzen, um Sohlenmaterialien wie Gummi oder Leder sowie Polymermaterialien wie PU und PVC zu verkleben. Als PUR-basierter Klebstoff eignet sich Aquilim 130 jedoch nicht für EVA- und PE-/PP-Materialien. Alle zu verklebenden Materialien sollten vorher aufgeraut oder geschliffen werden, neues PVC kann auch halogeniert werden. Der Klebstofffilm muss durch Wärmeeinwirkung aktiviert werden. Bei stark saugenden Materialien zuerst eine dünne Klebeschicht als Sperre auftragen, wenn diese getrocknet ist, eine zweite dünne Klebeschicht aufbringen.

Aquilim 315 ist ein CR-basierter Dis­persionsklebstoff für den Einsatz auf EVA, Kork, geschäumtem PUR, Leder, Gummi et cetera. Sohlen und Weich-PVC können damit allerdings nicht geklebt werden. Wie alle lösemittelfreien Dispersionsklebstoffe muss der Klebstoff gut ablüften (30 bis 60 Minuten), wobei dieser Prozess durch Wärme (Wärmeofen, Heißluftpistole, Infrarotlampe) verkürzt werden kann. Besonders die Fertigung von EVA-Einlagen lässt sich mit Aquilim 315 beschleunigen und soll laut Hersteller sogar schneller als mit lösemittelhaltigem Kleber funktionieren (siehe Martin Buchholz im Beitrag „Der Kunde muss das leben!“, Seite 12–14).{pborder}

Kömmerling Chemische Fabrik GmbH

Das 1897 gegründete Unternehmen ist bis heute an seinem Gründungsort in Pirmasens ansässig. Anfangs belieferte die Karl Kömmerling oHG die örtliche Schuhindustrie unter anderem mit Weizenkleber und Zwickleim. Heute werden in Pirmasens Kleb- und Dichtstoffe etwa für die in­dustrielle Montage, erneuerbare ­Energien und die Schuhbranche gefertigt.

Kömmerling bietet zwar auch lösemittelfreie Klebstoffe an, diese werden jedoch von deutschen OST-Betrieben kaum noch nachgefragt.  Ursache seien laut Hersteller die längeren Ablüftezeiten gegenüber lösemittelhaltigen Klebstoffen sowie eine geringe Fehler­toleranz bei Nichtbeachten der Verarbeitungshinweise. Zudem sollten die Lager- und Transporttemperaturen der Klebstoffe  nicht unter fünf Grad Celsius liegen. Vor allem bei kleineren Liefermengen führe das in der kalten Jahreszeit zu  Logis­tik­problemen, so Kömmerling.

Die lösemittelfreien Klebstoffe laufen unter den Namen „Köracoll“ und „Köratex“. Bei „Köracoll 3050 “ handelt es sich um eine PUR-Dispersion zum Kleben vorbehandelter EVA-Sohlen, von Leder, PVC sowie halogenierter TR- und Gummisohlen. Köracoll sollte nicht unter 18 Grad Celsius verarbeitet werden und muss nach Auftragen und Ablüften bei zirca 60 Grad Celsius wärmeaktiviert werden, die Klebung erfolgt dann im Kontaktverfahren. Die Köratex-Reihe besteht aus Latexklebstoffen, die entweder synthetisch auf CR-Basis („Köratex 263“) hergestellt werden oder aus natürlichen Quellen („Köratex 660“) stammen. Typisch ist die milchig-weiße Konsistenz. Köratex 263 eignet sich zum Vorrichten und Kaschieren von Schaftmaterialien, zum Einlegen von Decksohlen, zum Handzwicken und zur Brandsohlenfertigung. Zudem empfiehlt sich der Klebstoff speziell für synthetische Materialien. Köratex 660 kann zum Vorrichten und Kaschieren von Schaftmaterialien sowie zum Einlegen von Decksohlen verwendet werden. Typisch ist der markante Ammoniakgeruch.

Ausgabe 02/ 2017

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Foto: Andrey Popov/AdobeStock_495062320
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