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13. März 2017
Redaktion

Falten und Lines

Paspeln und Einsätze – das sind kleine Farbkontraste und Strukturen, die einen Schaft heute ausmachen. Vor allem in der Modewelt waren die Gestaltungselemente im vergangenen Jahr angesagt. Diesen Trend können wir in Form so­genannter Lines auch für die Schaftgestaltung nutzen. Lines sind nichts anderes wie zusammengenähte Lederwulste. Von Anastasia Anastasiadou


Falten
Foto: Anastasiadou

Zugegeben, diese Machart ist schwieriger als eine Paspel, weil der Ausgang des gesamten Schaftes eher ins Ungewisse geht. Die Lines eignen sich auch nicht für jede Stelle. Das Blatt oder das Quartier längs ist die beste Stelle, da man dort von den Zugaben variabler sein kann. Generell empfehle ich, sich vor dem Zuschnitt die Lines fertigzustellen. Im Gegensatz zur Paspel, die ja separat eingesetzt wird, wird das ­Lining am Originalstück vernäht. Ich finde, es hat eine ganz andere Eleganz als eine Paspel, die eher einen sportlichen Charakter hat.

Für die Lines eignet sich geschmeidiges, flexibles Leder. Wenn das Leder zu hart beziehungsweise „blechig“ gewählt wird, reißt es beim Zwicken. Lackleder in Form von Krokolack empfiehlt sich für die Lines auch nicht, da die Krokostruktur keine gerade Linie gewährleistet. ­Allerdings ist das Geschmackssache.

Egal, wo wir die Lines anbringen wollen, wir müssen etwa fünf Millimeter pro Line zum Schaft hinzurechnen. Die Zugabe sollte nur quer der Nahtrichtung erfolgen. Die zu faltende Linie sollten wir mit einer Silbermine markieren (hier mit Kugelschreiber, der besseren Sichtbarkeit halber). Die Abstände und die Linienführung der Lines sind variabel. Für das Tutorial habe ich parallele Linien gewählt.{pborder}

Nun streichen wir die Lines mit Gummilösung ein. Dabei sollten wir die Lösung nicht über die gesamte Fläche verteilen, sondern nur auf ­etwa fünf bis zehn Millimeter der Linie (denn später, nach dem Zusammennähen spreizen wir die Falten wieder auseinander). Sobald die Gummilösung etwas getrocknet ist, falten wir das Leder an der angezeichneten Linie zusammen, dann klopfen wir das Material ganz leicht mit dem Bughammer oder einem Hammer zum Fixieren an. Das behutsame Anklopfen befreit die Falte von möglichen Unebenheiten, sodass wir die Naht später sauber und geradlinig aufnähen können.

Jetzt ist eine ruhige Hand gefragt. Beim Nähen ist es wichtig, dass wir den Abstand zum gefalteten Rand so gering wie möglich halten. Es entscheidet ein einziger Millimeter über die Optik der Linie: Ist der Abstand zu hoch, wirkt die Line sehr grob, ist der Abstand zu gering, nähen wir aus dem Leder heraus. Beide Optionen sehen nicht gut aus. Lines nähe ich sehr gerne mit der Reparaturnähmaschine, wobei natürlich auch eine Schaftnähmaschine geeignet ist. Ich finde die Nahtführung auf der Gegenseite schöner, jedoch ist auch das Geschmackssache. Den Unterfaden kann man entweder in der gleichen Farbe wählen oder in einer Kontrastfarbe, je nachdem, welche Leder wir verwenden, kann das sehr schöne Effekte ergeben – beispielsweise bei changierenden Ledersorten. Sobald wir eine Line fertig genäht haben, spreizen wir das Leder wieder auseinander und klopfen es mit dem Hammer leicht an. Dabei sollte sich die Wulst des Leders leicht über die Naht legen.

In der Regel sind keine Verstärkungen wie ein Nahtband nötig. Wenn wir die Stichlänge bei etwa drei bis vier Millimeter halten, wird das Leder in der Regel nicht reißen. Wer sich unsicher ist, kann ein Nahtband einlegen oder das Leder unterbügeln beziehungsweise verstärken. Tipp: Wer auf grobe Lines steht, kann vor dem Falten des Leders Rundsenkel einlegen und diese dann einschlagen. Die Naht sollte genau am Rand des Ledersenkels verlaufen. Dafür brauchen wir etwa einen Zentimeter Lederzugabe pro Line. Ich empfehle, dickere Lines nur an Quartieren bei Stiefeln anzuwenden, da die Senkel dem Ganzen eine gewisse Starre verleihen.

Ausgabe 03 / 2017

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Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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