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5. April 2018
Redaktion

„Eine schöne Überraschung“

VON CHRISTINA BAUMGARTNER: Glenn Geilen wurde zweiter Bundessieger beim Praktischen 
Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks (PLW). 
Er fertigte einen funktionellen, aber dennoch 
eleganten Schuh zum Anzug an. Die besondere 
Herausforderung: In den schicken Halbschuh sollte 
eine wadenhohe Peroneusversorgung integriert werden.


Bundessieger,
Foto: Peter Harke

Der Erfolg beim Praktischen Leistungswettbewerb des deutschen Handwerks war eine schöne Überraschung, denn damit gerechnet hatte wohl niemand, am wenigsten ich selbst“, meint Glenn Geilen. Im Februar 2014 hatte er seine Ausbildung als Orthopädieschuhmacher im Betrieb „Der Fußspezialist Reiner Jansen“ in Hückelhoven, einer Kleinstadt nahe der niederländischen Grenze, begonnen. Aufgrund seiner Lehrzeitverkürzung konnte der 22-Jährige dann bereits im Januar 2017 erfolgreich die Gesellenprüfung ablegen. Bei der Lossprechungsfeier wurde er mit dem Jugendförderpreis für die Orthopädieschuhtechnik NRW ausgezeichnet. Nun holte der junge Geselle auch noch den Titel „zweiter Bundessieger“ beim PLW, nachdem er zuvor auf Landesebene bereits den ersten Platz erreicht hatte und Kammersieger der Handwerkskammer Aachen wurde.

Glenn Geilen (Mitte) schaffte es mit seinem Gesellenstück auf den zweiten Platz beim Praktischen Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks auf Bundesebene. Mit ihm freuen sich Betriebsinhaber Reiner Jansen (l.) und Meister Dennis Wilms (r.). (Foto: Helmut Wichlatz)

Glenn Geilen (Mitte) schaffte es mit seinem Gesellenstück auf den zweiten Platz beim Praktischen
Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks auf Bundesebene. Mit ihm freuen sich
Betriebsinhaber Reiner Jansen (l.) und Meister Dennis Wilms (r.). (Foto: Helmut Wichlatz)

Dabei war der Prüfungsfall, den sich der aus dem nordrhein-westfälischen Selfkant-Hillensberg stammende Glenn Geilen aussuchte, durchaus nicht ganz einfach. Ein Kunde hatte sich nach einer Läsion des Peroneusnervs eine Peroneuslähmung zugezogen. Die besondere Herausforderung aber waren dessen optische Ansprüche: Als Anzugträger verlangte er nach einem funktionellen, aber schicken orthopädischen Schuh. Und der sollte aussehen wie ein Halbschuh, obwohl für den verletzten Fuß eine wadenhohe Peroneuskappe fest integriert werden musste. „Es gab, glaube ich, nichts, was nicht probiert wurde“, meint Geilen. „Wir haben mit verschiedenen Oberledern experimentiert und Leistenformen verändert, diverse Rahmen ausprobiert, den Ausputz in verschiedenen Ausführungen getestet, die Sohlengestaltung geändert und Hilfsmittel dafür entwickelt, bis der Entwurf für die Prüfung stand. Zum Schluss war es eine knappe 
Kiste, die bis zur letzten Sekunde mit 
Stoppuhr durchgeplant war“. Letztendlich sei die zeitintensive Vorbereitung durch 
alle Beteiligten ja auch belohnt worden. So ist die hohe Peroneuskappe in Verbindung mit einer schwarzen Anzugsocke kaum zu erkennen. Glänzendes, gebürstetes Kalbsleder im Halbschuh-Schaftbereich und schwarzes Veloursleder im Wadenbereich sorgen für die nötige Eleganz des Schuhs.

Der junge Orthopädieschuhmacher freut sich nicht nur über das Prüfungsergebnis, sondern auch über die „schönen Veranstaltungen im Anschluss auf Kammerebene in Stolberg und später im historischen Rathaus in Köln auf Landes­ebene“. Diese seien eine zusätzliche Belohnung gewesen. Derzeit bereitet sich Glenn Geilen auf die Meisterprüfung vor und findet: „Der Wettbewerb ist auch ein Sprungbrett für die berufliche Zukunft, man lernt viele neue Leute kennen und die Motivation, sich weiterzubilden, ist dadurch enorm gestiegen.“

Ausgabe 04 / 2018

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Bilder aus dem Artikel:

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
Schuhsohle
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