Ein wandelbarer Stiefel
Schon zu Beginn seiner Ausbildung stand für Berkin Ekici fest, dass er am Wettbewerb „Die gute Form im Handwerk“ teilnehmen möchte. In seinem Ausbildungsbetrieb Böcker Orthopädie-Schuhtechnik in Ahaus wurden bereits etliche Orthopädieschuhmacher ausgebildet, die bei den Leistungswettbewerben des Handwerks auf Kammer-, Landes- oder Bundesebene ausgezeichnet wurden. „Da hat man dann auch selbst die Motivation, das zu erreichen“, sagt Berkin Ekici.
Bodenbau: Leder und EVA in Kombination
Sein Gesellenstück fertigte er für eine (fiktive) Patientin mit einem kontrakten Spitz-Klumpfuß und 2,5 Zentimetern Verkürzung rechts an, der Leisten wurde per 3D-Druck neu gefertigt. Besonders stolz ist Berkin Ekici auf die handwerkliche Ausführung seiner Versorgung. „Der Schuh hat viele Besonderheiten“, sagt der 21-Jährige. So hat er beispielsweise für den Boden, der aus EVA und Leder besteht, ein eigenes Prägemuster erstellt. Auch für den Absatz erstellte er ein Prägemuster aus Croupon und prägte das Muster in das EVA ein.
„Der Schuh sollte von der Seite grobprofilig wirken und von unten elegant, deshalb habe ich mich für die Kombination aus Leder und EVA entschieden“, erklärt Ekici. Das Lederinlay in der Sohle wurde zusätzlich noch mit einer Ziernaht
versehen. Auch beim Rahmen setzte sich Berkin Ekici zum Ziel, diesen soweit wie möglich selbst zu gestalten. Dazu entfernte er die Naht von einem schwarzen Gummirahmen, lackierte in der Farbe Bronzegold – passend zum Leder – und nähte mit einem orangefarbenen Faden nach.
Variable Schafthöhen
„Eine Besonderheit an diesem Schuh ist auch der Schaft, der sehr anspruchsvoll zu fertigen war“, sagt Ekici. Das Beinteil ist komplett abnehmbar. Dadurch hat der Schuh variable Schafthöhen – die maximale Höhe beträgt 37 Zentimeter, ohne Beinteil ist er 17 Zentimeter hoch. Für den Schaft wurde Leder in Nappa-Braun, Nubuk-Braun sowie Nubukleder in der Farbe Goldbronze verwendet.
„Ein weiteres Highlight ist ein versteckter Reißverschluss, der quer um das Beinteil herum führt“, meint Berkin Ekici, der viel Arbeit und Zeit in die Schaftgestaltung investiert hat. Unterstützung erhielt er dabei auch von seinem Vater, dem Schäftemacher und Modelleur Gökhan Ekici aus Isselburg.
Besuch der Meisterschule
„Die Idee war, einen variablen Schuh zu schaffen, der gleichzeitig elegant und modern wirkt und der Kundin durch den abnehmbaren Schaft Flexibilität im Alltag ermöglicht“, erklärt der junge Orthopädieschuhmacher das Ziel seiner Versorgung. Besonders schwierig sei zum einen die Schaftkonstruktion gewesen, da der Leisten im Spannbereich sehr schmal und die Bearbeitung in der Nähmaschine deshalb schwierig gewesen sei. „Zudem ist der gesamte Quartierbereich versteckt genäht“, erklärt Ekici. „Eine Herausforderung war es auch, den geprägten Boden herzustellen, der perfekt wirken sollte“.
Nach dem Abschluss seiner dreieinhalbjährigen Ausbildung im Januar 2022 macht Berkin Ekici nun an der BfO Hannover seinen Meister. Nach Plänen für seine berufliche Zukunft gefragt, antwortet der 21-Jährige: „Ich will meinen Weg gehen und mache mich selbstständig“.
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