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22. September 2021
Redaktion

Techniker Krankenkasse: Jeder Vierte vermutet einen Behandlungsfehler

Jeder Vierte (27 Prozent) glaubt, selbst schon einmal einen Behandlungsfehler erlitten zu haben. Das zeigt der von der Techniker Krankenkasse (TK) zum Welttag der Patientensicherheit am 17. September veröffentlichte „TK-Monitor Patientensicherheit 2021“.

Foto: Zerbor/Adobe Stock

Mehr als jeder Vierte (27 Prozent) hält es zudem für wahrscheinlich, dass Patienten in Deutschland durch eine medizinische Behandlung im Krankenhaus zu Schaden kommen können. Fast jeder Dritte (32 Prozent) geht davon aus, dass Schäden auch in der Arztpraxis vor Ort passieren können.

Umgang mit vermuteten Behandlungsfehlern
Laut TK-Monitor meldet noch nicht einmal die Hälfte (40 Prozent) derjenigen, die einen Fehler vermuten, ihren Verdacht auch weiter. Die Mehrheit (57 Prozent) bleibt mit ihren Zweifeln allein und schweigt. Betroffene, die einen vermuteten Fehler weitermelden, sprechen den behandelnden Arzt oder das Krankenhaus (70 Prozent), andere Ärzte (60 Prozent) oder die Krankenkasse (21 Prozent) an. Auffällig ist, dass sich nur ein Prozent der Betroffenen an Patientenberatungsstellen wendet. „Risiken und Behandlungsfehler haben offensichtlich eine viel größere Relevanz für Patientinnen und Patienten als offizielle Statistiken nahelegen“, sagt der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der TK, Thomas Ballast. „Medizinische Versorgung ist immer komplex. Nicht alles, was aus Patientensicht nicht optimal läuft, hat tatsächlich Einfluss auf das Behandlungsergebnis und ist tatsächlich ein Fehler”, so Ballast weiter. Um das Vertrauen in das Versorgungssystem zu stärken, Behandlungsfehler zu vermeiden und um Vorwürfe im Zusammenhang mit Behandlungsfehlern zu klären, sollten sich betroffene Versicherte nicht scheuen, die Unterstützung ihrer Krankenkasse in Anspruch zu nehmen.

Falsches Bein operiert oder Patient verwechselt
Ein weiterer Schwerpunkt des TK-Monitors ist der Umgang mit sehr seltenen, aber schwerwiegenden Behandlungsfehlern wie beispielsweise einer Operation der falschen Körperseite oder die Verwechslung eines Patienten. Fachleute für Patientensicherheit sprechen bei diesen seltenen Ereignissen von „Never Events“. Dabei kommen Patienten zu Schaden, obwohl die Fehler als nahezu vollständig vermeidbar gelten, weil entsprechende Präventionsmaßnahmen vorhanden sind und wirksam sein sollten. Zum Beispiel gehört es zur Krankenhausroutine, vor dem Eingriff nach dem Patientennamen zu fragen.

TK fordert ein „Never Event Register“
„Anders als viele vermuten, werden derartige Ereignisse bislang nicht zentral erfasst. Es gibt auch keine routinemäßig vorgeschriebenen Maßnahmen“, so Ballast. Er fordert daher: „Wir brauchen ein bundesweites Never Event-Register mit verlässlicher Datenerhebung, verpflichtender Analyse und transparenter Darstellung der Ergebnisse.“ Wie in der Luftfahrt oder im Schienenverkehr müsse es selbstverständlich sein, dass der Hergang und die Ursachen seltener, schwerwiegender Sicherheitsvorkommnisse standardmäßig untersucht werden. „Es geht darum, ähnliche Ereignisse in der Zukunft zu verhindern”, so Ballast weiter. Dr. Ruth Hecker, Vorsitzende des Aktionsbündnis Patientensicherheit (APS), unterstützt die Forderung nach einem „Never Event“-Register: „Dabei geht es nicht um Schuldzuweisungen. Health Care Professionals sind Menschen und Menschen machen Fehler und manchmal kommt es zu Patientenschäden. Es geht darum, offen und ehrlich, mutig mit diesen Dingen umzugehen und aus Fehlern zu lernen, um weitere Schäden von weiteren Patientinnen und Patienten fernzuhalten.“

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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