Folgen Sie uns
4. Mai 2017
Redaktion

Nicht-ärztliche Berufe sollen gestärkt werden

Wie kann man die Kooperation zwischen ärztlichen und nichtärztlichen Gesundheitsberufen stärken? Mit dieser Frage befasst sich ein Kongress der CDU/CSU Bundestagsfraktion am 27. März in Berlin. Auf Initiative des Bundestagsabgeordneten Dr. Roy Kühne diskutierten Politiker, Ärzte, Wissenschaftler, Vertreter der Kassen und der Heil- und Hilfsmittelbranche eine bessere Zusammenarbeit und Möglichkeiten, Leistungen von Ärzten auf Gesundheitsberufe zu übertragen. Von Wolfgang Best

Ute
Foto: CDU

Knapp 300 Verantwortliche aus der Heil- und Hilfsmittelbranche waren der Einladung der CDU/CSU-Fraktion gefolgt. In den Referaten von Bundes­gesundheitsminister Hermann Gröhe, Volker Kauder, Fraktionsvorsitzender der CDU, und Georg Nüsslein, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, wurde deutlich, dass die Politik ein großes Interesse an der besseren Verzahnung aller Akteure im Gesundheitswesen hat und dabei auch bereit ist, über die Delegation von Leistungen und Kompetenzen an nicht-ärztliche Gesundheitsberufe nachzudenken. Dass dies vor dem Hintergrund großer Herausforderungen geschieht, machte Johann-Magnus von Stackelberg, GKV-Spitzenverband, deutlich. „Wir bewegen uns auf eine Mangelsitua­tion zu“, sagte er, „sowohl bei den Ärzten als auch bei den Heilberufen.“ Deshalb müsse man die Ressourcen nutzen.

Bewusst waren zum Kongress die Leis­tungserbringer nicht nur als Zuhörer eingeladen. Mit Ute Repschläger, Vorsitzende des Vorstands des Spitzenverbands der Heilmittelverbände, und Klaus Jürgen Lotz, Präsident des BIV-OT, hatte Dr. Roy Kühne zwei Vertreter aus der Praxis eingeladen.

Für eine bessere Verzahnung aller Beteiligten sprachen sich beide aus. „Jeder muss Sorgfalt am Patienten walten ­lassen“, erklärte Klaus-Jürgen Lotz. Doch gehe es auch darum, den Therapieerfolg in der Zusammenarbeit aller Beteiligten sicherzustellen. Bei vielen  Hilfsmittelverordnungen werde häufig nicht nachgehalten, wie das Hilfsmittel wirkt und wie es dem Patienten nutzt. Das, so Lotz, müsse interdisziplinär erfolgen.

Ute Repschläger, verdeutlichte, dass man schon für 2025 einen Fachkräfteengpass erwartet, 2035 würden dann 270000 Fachkräfte fehlen. In der Physio- und Ergotherapie sei schon jetzt ein deutlicher Rückgang der Absolventen zu beobachten.{pborder}

Um die Attraktivität dieser Berufe zu erhöhen, müsse man an verschiedenen Punkten ansetzen, so Repschläger. Die Schulgeldfreiheit und die Förderung der Akademisierung sowie eine bessere Vergütung seien hier wichtig. Die Therapeuten müssten mehr Handlungsfreiheit in der Therapie erhalten. Sie sprach sich für einen direkten Zugang der Patienten zum Therapeuten ohne den Umweg über den Arzt aus. Dass dies auch einen positiven Effekt für die Therapie hat, sei durch Studien belegt. Die Zeitspanne bis zur Therapie werde verkürzt und man benötige in der Therapie weniger Medikamente und bildgebende Verfahren. Mit dem Heil- und Hilfsmittel Versorgungsgesetz (HHVG) hatte sich die Koalition schon dazu verpflichtet, in Modellprojekten sogenannte Blankoverordnungen von Heilmitteln zu erproben, bei denen der Arzt weiterhin Heilmittel verordnet, die Heilmittel­erbringer die Auswahl und Dauer der Therapie jedoch selbst bestimmen.

In der Diskussion zeigte sich, dass viele Berufe die Akademisierung als Weg zu mehr Anerkennung, mehr Autonomie im beruflichen Handeln und besseren Verdienstmöglichkeiten sehen. Auch die Chance, so die eigene Arbeit wissenschaftlich untermauern zu können, wurde mehrfach genannt. Die Akademisierung stößt bei den Ärzten jedoch nicht komplett auf Zustimmung. Frank Ulrich Montgomery, Präsident der Bundesärztekammer, will die Diagnostik auf jeden auch künftig beim Arzt sehen. Er sprach sich nicht gegen die Akademisierung aus, betonte aber, dass nicht jeder studieren müsse. Auch Lotz lehnte eine komplette Akademisierung ab. „Man darf die Kompetenz nicht am akademischen Grad messen“, erklärte er. Zudem zeigte er sich skeptisch, ob die GKV die Kosten der Akademisierung stemmen könn­te. Schon jetzt setze man die Leistungserbringer mit niedrigen Preisen unter Druck.

Maria Michalk, Vorsitzende der Arbeitsgruppe Gesundheit der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, betonte, die ­Union halte an der Dualen Ausbildung fest. „Wir wollen nicht alles akademisieren.“

Man wolle die nichtärztlichen Berufe stärken, erklärte sie. Deshalb werde man die Ausbildungen in der nächsten Legislaturperiode überarbeiten. Eine Möglichkeit, über die man nachdenke, sei der Wegfall des Schulgeldes für die Heilberufe, zu denen auch die Podologen zählen.

 

Ausgabe 05 / 2017

Vollständigen Artikel als PDF herunterladen:

 

Herunterladen

 

 

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
Schuhsohle
Zurück
Speichern
Nach oben