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25. März 2020
Redaktion

Corona-Pandemie – Statistiken richtig interpretieren

Noch ist ungewiss, wie sich die COVID 19-Pandemie weiter entwickeln wird. Die Herausgeber der „Unstatistik des Monats“, geben in der aktuellen Situation Hilfestellung, die aktuell kursierenden Fallzahlen, Steigerungsraten und Prognosen richtig einschätzen zu können. Dabei wird klar, dass die aktuellen Maßnahmen nötig sind, um die Ausbreitung zu verhindern. Es wird aber auch Kritik daran geübt, dass keine flächendeckenden Test zur Verfügung stehen. Damit, so die Autoren, wäre es viel einfacher Überträger frühzeitig zu identifizieren und mit weniger drastischen Maßnahmen die Neuinfektionen zu senken.

Foto: V. Stanisic/Adobe Stock

Bei Pandemien komme  es üblicherweise zu einem exponentiellen Wachstum der Zahl der Infizierten, da jeder Infizierte andere Personen infiziert, die im Sinne eines Schneeballeffekts wiederum andere Personen infizieren. Im Wesentlichen gehe es dabei um drei Faktoren: Erstens ist entscheidend, wie viele Menschen eine infizierte Person typischerweise ansteckt (der sogenannte Reproduktionsfaktor). Dieser Faktor hängt nicht nur vom Virus ab, sondern auch von unserem Kontaktverhalten. Zweitens ist für diesen Reproduktionsfaktor von zentraler Bedeutung, wie lange eine infizierte Person ansteckend ist. Drittens entscheidet die Frage, ob nach dem Durchstehen der Krankheit eine Immunität eintritt oder nicht, ebenfalls über die Zahl der möglichen Neuinfektionen.
Den Reproduktionsfaktor stellen die Autoren in den Mittelpunkt ihrer Ausführungen. Solange es keinen Impfstoff gibt, sei der Reproduktionsfaktor die entscheidende Stellschraube einer jeden denkbaren Abwehrstrategie. Sobald dieser Faktor auf den Wert 1 sinkt, werde die Anzahl der Neuinfektionen bei dem dann erreichten Stand stabilisiert, fällt er darunter, geht diese Anzahl wieder zurück. Ließen sich einzelne Fälle von Infizierten sofort trennscharf erkennen, dann wäre es vergleichsweise leicht zu organisieren, dass diese Infizierten isoliert und ihre direkten Kontaktpersonen unter Quarantäne gestellt werden. Der Reproduktionsfaktor würde dann voraussichtlich rasch sinken, es könnte eine (wachsame) Form der Normalität einkehren.

Im Augenblick steht diese Lösung aber nicht im Ansatz zur Verfügung, da die entsprechenden Testkapazitäten und die Verfahren zur Umsetzung dieser Strategie erst aufgebaut werden müssen. Eine der Autorinnen hat deshalb eine Petition gestartet, in der ein unverzüglicher Ausbau der Test gefordert wird.

Solange es keine flächendeckenden Tests gebe, mit denen infizierte Personen schnell identifiziert werden könne, bleibe im Augenblick nur die wenig trennscharfe und für unser Wirtschafts- und Gesellschaftsleben schmerzhafte Strategie, durch eine generelle Verringerung der direkten sozialen Kontakte die Ausbreitung von COVID-19 zu verlangsamen. Wenn die Bevölkerung dabei diszipliniert mitwirke, könnten die mathematischen Gesetze des exponentiellen Wachstums somit helfen, die Ausbreitung stark zu bremsen. Je konsistenter alle die Hände waschen, Distanz halten und andere hygienisches Maßnahmen ergreifen, desto geringer werde die Wachstumsrate.

Das fehlende Wissen über die tatsächlich Zahl der Infizierten führe dazu, dass derzeit nur grobe Schätzungen über die Ausbreitung möglich sind. Wie viele Neuinfektionen in den kommenden Tagen zu erwarten sind, können selbst Experten aufgrund der unsicheren Datenlage nicht verlässlich prognostizieren. Und doch würden diese Beispielrechnungen völlig ausreichen, um ein entschlossenes politisches Handeln zu begründen, das der Eindämmung der Neuinfektionen aktuell die absolute Priorität zuweist.

Den kompletten Beitrag, in dem ausfürhrlicher auf die Konzepte zur Berechnung der Fallzahlen und Steigerungsraten, auch im internationalen Vergleich, eingegangen wird, können Sie hier abrufen.

 

 

 

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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