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17. Oktober 2018
Redaktion

Starke Frauen bündeln ihre Kräfte

Unternehmerfrauen sind erfolgreiche Führungskräfte – auch in der Orthopädieschuhtechnik. 
Der Verband der UnternehmerFrauen im Handwerk (UFH) bietet seinen Mitgliedern vielfältige Möglichkeiten der Weiterbildung und der Interessenvertretung in Gesellschaft, Politik und 
Wirtschaft.


ULRIKE KOSSESSA

Foto: USA-PFA-Machine

Rund 5000 weibliche Führungskräfte sind bei den UnternehmerFrauen im Handwerk in 14 Landesverbänden und über 150 regionalen Arbeitskreisen bundesweit vernetzt. Darunter auch Chefinnen aus der
Orthopädieschuhtechnik. Genaue Zahlen hierzu liegen
leider nicht vor. Sicher ist aber der positive Effekt
einer Mitgliedschaft in diesem aktiven Verband. Der Austausch der Frauen über ihre Erfahrungen, 
Herausforderungen und Lösungsansätze ist fachlich und persönlich bereichernd. Das Netzwerken und der berufspolitische Einsatz für ihre unternehmerischen 
Anliegen, welche die Arbeitssituation von Frauen und allgemeine handwerkliche Themen betreffen, verbindet die Mitglieder in diesem Verband.{pborder}

Die UnternehmerFrauen im Handwerk zeigten auf der IHM politische Präsenz mit einer eigenen Fachtagung
Die UnternehmerFrauen im Handwerk zeigten auf der
IHM politische Präsenz mit einer eigenen Fachtagung

So forderte Heidi Kluth, Bundesvorsitzende UFH im Rahmen des diesjährigen Fachgesprächs des Verbandes mit dem Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH): „Die berufliche Bildung muss endlich gleichwertig gefördert werden!“ Rund 30 Unternehmerfrauen waren angereist, um sich über aktuelle handwerksrelevante Themen sowie die politische Stimmungslage im Bund zu informieren. ZDH-Geschäftsführer Karl-
Sebastian Schulte und Dr. Volker Born, Leiter der Abteilung Berufliche Bildung, standen den Unternehmerinnen für ihre Fragen und Anliegen zur Verfügung.

Die Forderung der UFH nach Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung bekräftigt der ZDH ausdrücklich. Der einzige Bildungsbereich, so Dr. Born, für den der Bund zuständig ist, sei die berufliche Bildung. „Trotzdem werden Milliarden für eine kostenfreie akademische Bildung ausgegeben, aber nur einige Millionen für die Förderung der beruflichen Bildung“, so Schulte. Dieses Ungleichgewicht müsse ein Ende haben. Dazu gehöre auch die finanzielle Unterstützung der Auszubildenden, zum Beispiel in Form von Azubi-Tickets für den ÖPNV analog den bereits existierenden Studententickets.

Stärkung der Unternehmerfrauen

Angesichts der demografischen Entwicklung und des zunehmenden Fachkräftemangels ist das Handwerk auf das Potenzial gut ausgebildeter und motivierter Frauen mehr denn je angewiesen. Um auf die Bedeutung mitarbeitender Unternehmerfrauen für ein zukunftsfähiges Handwerk hinzuweisen, beauftragten die UFH das Institut für Technik der Betriebsführung im deutschen Handwerskinstitut e.V. mit einer Studie. Diese stellte unter anderem fest, dass sich mitarbeitende Unternehmerfrauen ihrer Führungsrolle und Verantwortung bewusst sind. Sie haben eine selbstbewusste Einstellung gegenüber ihren Leistungen und bilden mit ihren Partnern eine erfolgreiche Doppelspitze in der Betriebsführung. Die für ihre Tätigkeit im Betrieb notwendigen Fachkenntnisse eignen sich die Unternehmerfrauen nicht mehr hauptsächlich über learning-by-doing an, sondern im Rahmen einer qualifizierten Ausbildung und durch entsprechende Weiterbildungsaktivitäten.

Trotz einer starken zeitlichen Beanspruchung durch Familie und Beruf sind die Unternehmerfrauen sehr motiviert und mit ihrer beruflichen Situation zufrieden. Der Studie zufolge werden sie leistungsgerecht entlohnt. Die Untersuchung zeigt darüber hinaus, dass die UFH als Netzwerk weiblicher Führungskräfte im Handwerk wichtige Unterstützung leisten. So setzt sich der Bundesverband aktiv dafür ein, geeignete Strategien zu entwickeln, um die mitarbeitenden Unternehmer-Ehefrauen und Partnerinnen sowie eigenständige
Unternehmerinnen gezielt zu fördern.

„Wir wollen die Position der Unternehmerfrauen insgesamt stärken, damit sich auch junge Frauen für eine berufliche Karriere im Handwerksbetrieb entscheiden“, so Heidi Kluth. Ein wichtiges Thema für den Verband sei, weiterhin gezielt jüngere Mitglieder zu gewinnen. Die Studie steht als Download auf der Internetseite www.bv-ufh.de 
bereit.

{slider=Drei Fragen an UFH-Bundesvorsitzende Heidi Kluth}

Heidi Kluth
Heidi Kluth

Frau Kluth, wie sehen Sie die Perspektiven für Frauen in handwerklichen Berufen?
Ich kann jungen Frauen nur Mut machen, den Weg ins Handwerk zu gehen, auch in bisher eher männerdominierte Bereiche wie die Orthopädieschuhtechnik, weil sie dort enorme persönliche und berufliche Perspektiven haben. Sie können sich entwickeln und in Führungspositionen 
hineinwachsen. Wenn eine Frau – das weiß ich aus eigener Erfahrung – Familie und Beruf unter einen Hut bekommen will, gelingt dies im Handwerk sehr gut. Heutzutage stellen sich die 
Betriebe darauf ein, dass die Arbeitszeiten für ihre Mitarbeiterinnen passen.
Angesichts der demografischen Entwicklung und des spürbaren Fachkräftemangels ist das Handwerk auf das Potenzial gut aus­gebildeter und motivierter Frauen mehr denn je angewiesen. Wie können geeignete Strategien für eine gezielte Förderung aus­sehen?

Nicht nur wegen des spürbaren Fachkräftemangels müssen wir noch mehr tun, um Frauen für das Handwerk, vor allem für die gewerblich-technischen Berufe, zu gewinnen. Generell kann es sich die Wirtschaft nicht erlauben, auf das Potenzial der vielen gut qualifizierten Frauen zu verzichten. Wir brauchen im Handwerk eine Willkommenskultur für Mädchen und Frauen! So könnten Handwerksbetriebe zum Beispiel für Praktika gezielt Schülerinnen ansprechen. Auch im Rahmen der Imagekampagne des Handwerks müssen wir noch stärker auf Frauen als Zielgruppe zugehen.

Warum sollten Frauen aus der Orthopädieschuhtechnik Mitglied in Ihrem Verband werden?
Wir ermöglichen im UFH-Bundesverband den Erfahrungsaustausch zwischen Frauen, die eine berufliche Karriere im Handwerk anstreben. Wir fördern ihre Weiterbildung durch Veranstaltungen und im Rahmen von speziellen Berufsabschlüssen. Zum 
Beispiel zur Fachwirtin im Handwerk, die vergleichbar mit der kaufmännischen Meisterprüfung ist.

Wichtig ist auch die politische Interessenvertretung der Unternehmerfrauen. Die UnternehmerFrauen sind in Entscheidungsgremien des Handwerks, der Forschung und der Politik eingebunden und arbeiten mit anderen Frauenorganisationen auf 
nationaler und EU-Ebene zusammen. So machen wir unsere Bedeutung für die mittelständischen Handwerksbetriebe in der Öffentlichkeit sichtbar. Durch die Mitgliedschaft in einem UFH-Arbeitskreis betonen die Unternehmerfrauen ihr Selbstverständnis als Führungskraft im Handwerk. Interessierte Frauen können auf www.bv-ufh.de mit dem UFH-Bundesverband 
Kontakt aufnehmen.

{/slider}

Fachtagung auf der IHM

Der Bundesverband zeigt an vorderster Stelle politische Präsenz, etwa mit einer Frauenfachtagung auf der Internationalen Handwerksmesse (IHM) München. Nach der erfolgreichen Premiere im Frühjahr 2017 folgte im März 2018 die zweite Auflage. Hochkarätige Referentinnen diskutierten mit über 200 an der Tagung teilnehmenden Frauen aktuelle Fragen, Problemstellungen und Lösungsansätze.

Fakt ist, dass die Zahl der Frauen im Handwerk zwar steigt, dies aber kaum spürbar ist in den nach wie vor männerdominierten Gewerken. Das Muster „Fachkraft ist gleich Mann“ sei historisch bedingt noch tief in den Köpfen der Menschen verankert, so eine Kernaussage der Tagung. Das müsse sich ändern. Zudem ist zu ergründen, warum viele Frauen nach Abschluss einer handwerklichen Ausbildung das Handwerk wieder verlassen – zu der erforderlichen Forschungs- und Aufklärungsarbeit kann der Verband einen großen Teil beitragen.

Wie ist der UFH-Bundesverband organisiert?

Der Bundesverband ist die Dachorganisation der Unternehmerfrauen im Handwerk und vertritt die Ziele der UFH auf Bundesebene. Die Landesverbände sind das Bindeglied zwischen Arbeitskreisen und Bundesverband und vertreten die Ziele von UFH auf Landesebene. Sie unterstützen ihre Arbeitskreise in ihren Aktivitäten, empfehlen und vermitteln Referenten. Arbeits­kreise haben sich bundesweit als sehr erfolgreich erwiesen. Hier können Frauen ihre eigenen praktischen Erfahrungen im Betrieb mit Gleichgesinnten besprechen, ihren Weiterbildungsbedarf bestimmen und selbst organisieren.
 

Welche Ziele hat der Verband?

Die UnternehmerFrauen im Handwerk machen sich für eine handwerksbezogene Aus- und Weiterbildung, 
speziell zur „Fachwirtin im Handwerk“ stark. Dies ist eine anerkannte Weiterbildung, welche die Frauen befähigt, einen Handwerksbetrieb kaufmännisch zu führen und Lehrlinge kaufmännisch auszubilden. Die Fachwirtin ist vergleichbar mit der kaufmännischen Meisterprüfung.
Die UFH setzen sich für die Anerkennung der Leistungen von Unternehmerfrauen in Handwerk, Wirtschaft und Politik ein. Dazu leisten sie auch auf Bundesebene politische Lobbyarbeit. Sie möchten Kommunikation leben und den Informations- sowie den Erfahrungsaustausch untereinander stärken. Auch mit anderen Netzwerken arbeitet der Verband europaweit zusammen.

Die Wirtschaft kann es sich nicht leisten, auf die Fachkompetenz von Frauen 
im Handwerk zu verzichten Auch Orthopädieschuhmacherinnen können von der Vernetzung, der politischen Arbeit und dem Erfahrungsaustausch 
bei den UnternehmerFrauen im Handwerk profitieren
Die Wirtschaft kann es sich nicht leisten, auf die
Fachkompetenz von Frauen 
im Handwerk zu verzichten
Auch Orthopädieschuhmacherinnen können von der Vernetzung,
der politischen Arbeit und dem Erfahrungsaustausch 
bei den
UnternehmerFrauen im Handwerk profitieren

 

 

Ausgabe 10 / 2018

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Bilder aus dem Artikel:

 

 

 

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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