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13. Mai 2020
Redaktion

Roy Kühne/BIV-OT: Hilfsmittelversorgung muss als systemrelevant anerkannt werden

Das Ausbluten der flächendeckenden Strukturen in der Hilfsmittelversorgung in Deutschland aufgrund der Corona-Krise muss dringend verhindert werden – so das Fazit einer Live-Videokonferenz mit Dr. Roy Kühne (MdB), Mitglied im Ausschuss für Gesundheit und zuständiger Berichterstatter für Hilfsmittel der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sowie BIV-OT-Präsident Alf Reuter am 11. Mai 2020. Für die Branche, die von der Politik als systemrelevant und wichtige Säule im Gesundheitssystem benannt werden müsse,  brauche es einen Schutzschirm.

Foto: BIV-OT

Bei der Diskussion unter dem Titel „Hilfsmittelversorgung (nicht nur) in der Krise sichern!“ waren rund 130 Vertreter von Sanitätshäusern und orthopädietechnischen Betrieben aus ganz Deutschland zugeschaltet. 

“Die Vor-Ort-Versorgung mit Hilfsmitteln, die wir in Deutschland haben, ist sehr wertvoll“, unterstrich Dr. Kühne. Nicht zuletzt gehöre sie zu den Voraussetzungen für schnelle Übergänge von der stationären in die ambulante Versorgung, sei Voraussetzung für eine qualitätsgesicherte Weiterbehandlung der Patientinnen und Patienten und entlaste die Krankenhäuser in der Krise. Diese flächendeckenden Strukturen in der Versorgung mit Hilfsmitteln wie Beatmungsgeräten, Desinfektionsmitteln oder Mobilitätshilfen lägen ihm deshalb besonders am Herzen. Dies bedeute auch, die Sanitätshäuser im ländlichen Raum zu erhalten, betonte der Politiker und verwies auf seinen kürzlich vorgelegten 5-Punkte-Plan „Herausforderungen der Hilfsmittelbranche in Zeiten der Corona-Krise“. Darin fordert er unter anderem die Einrichtung eines Schutzschirms für Hilfsmittelerbringer, um Liquiditätsengpässe aufzufangen, die durch höhere Ausgaben und Umsatzeinbrüche sowie das Herunterfahren auf eine Basisversorgung im Gesundheitssystem entstanden sind.  

Enorme Preisaufschläge
„Die Versorgung findet derzeit unter schwierigen Bedingungen statt“, konstatierte Alf Reuter, der 14 Landesinnungen und mehr als 2.500 Hauptbetriebe mit insgesamt rund 40.000 Beschäftigten vertritt. Die Sanitätshäuser müssten persönliche Schutzausrüstungen (PSA) mit enormen Preisaufschlägen erwerben, um das Personal und damit ebenso die Patientinnen und Patienten zu schützen: „Drei bis sechs Euro sind inzwischen für eine Einmal-FFP2-Maske zu zahlen – und davon brauchen wir mehrere am Tag. Da kommen gewaltige Summen zustande.“ Zudem verlagere sich der Ausrüstungsmangel derzeit auf Schutzkittel – diese seien gegenwärtig am Markt nicht zu bekommen.

Versorgen statt verwalten
„Wir müssen unsere Ressourcen wieder mehr auf die Versorgung als auf die Verwaltung und Beschaffung konzentrieren können“, hob Alf Reuter hervor. Hierfür seien auch ein genereller Rezeptverzicht bei allen Folgeversorgungen mit Hilfsmitteln (nicht nur bei den zum Verbrauch bestimmten) sowie eine vorübergehende Erhöhung der Genehmigungsfreigrenzen vonnöten – und dies einheitlich für alle rund 100 Krankenkassen in Deutschland. „Dieser Ball liegt beim Spitzenverband Bund der Krankenkassen (GKV-Spitzenverband), der entsprechende Empfehlungen formulieren muss.“

Systemrelevanz als Voraussetzung
Besonders wichtig sei, dass Hilfsmittelleistungserbringer sowie Hersteller von der Politik explizit als systemrelevante Versorger und wichtige Säule für ein funktionierendes Gesundheitswesen benannt und anerkannt werden – darin waren sich Reuter und Dr. Kühne einig. Denn damit verbunden seien beispielsweise die zentrale Versorgung mit PSA, eine gesicherte Kindernotbetreuung, der garantierte Zugang zu Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen sowie ein Beschlagnahmeverbot. Auch bei Schutzschirmen dürfe nicht mit zweierlei Maß gemessen werden, mahnte BIV-OT-Präsident Reuter an: „90 Prozent unserer Umsätze entstehen in der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), ähnlich wie bei Kliniken, Ärzten und Heilmittelerbringern. Wir verzeichnen massive Umsatzeinbrüche. Bisher bekommen wir aber keinen Schutzschirm wie beispielsweise die Heilmittelbranche.“ Zwei, drei Monate könnten die Häuser durchhalten – doch wenn die Krise wie prognostiziert weiter anhalte, drohe ein Ausbluten. Dr. Kühne sicherte weitere Unterstützung zu: Mit dem 5-Punkte-Programm habe man ein „gutes Papier erarbeitet“, das dem Bundesgesundheitsministerium jetzt vorliege.

 

 

 

 

 

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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