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15. April 2020
Redaktion

Online-Umfrage: OST-Betriebe bekommen die Auswirkungen der Corona-Krise deutlich zu spüren

Noch bis zum 16. April 2020 läuft unsere Online-Umfrage zur Lage der OST-Betriebe in der Corona-Krise (Teilnahme hier möglich). Ein Zwischenfazit geben wir hier – den ausführlichen Bericht über unsere Umfrage lesen Sie in der Maiausgabe der Orthopädieschuhtechnik.

Foto: MH/Adobe Stock

Stand 15. April, 10 Uhr, nahmen bereits 451 Personen an unserer Umfrage teil und berichteten, wie stark und in welchen Bereichen sie die Corona-Krise trifft. 37,5 Prozent der Befragten gaben an, ihr Betrieb habe zu den üblichen Zeiten geöffnet. 56,9 Prozent, ihr Betriebe sei eingeschränkt geöffnet. 5,5 Prozent erklärten, ihr Betrieb sei gar nicht geöffnet. Die Hauptgründe für die Schließung der Betriebe waren fehlende Aufträge, zu wenig Kundenfrequenz gefolgt von der Sorge, dass sich Mitarbeiter anstecken.

Die Auswirkungen der Corona-Krise bekommen die OST-Betriebe deutlich zu spüren: Rund 65 Prozent der Teilnehmer sehen starke wirtschaftliche Auswirkungen auf ihren Betrieb. Nur 1,3 Prozent der Befragten geben an, gar keine Auswirkungen zu spüren. 98 Prozent der Teilnehmer, die wirtschaftliche Auswirkungen spüren, berichten von Umsatzeinbußen, rund 40 Prozent über Liquiditätsengpässe. Ein Drittel gibt an, dass Kunden ihre Waren nicht abholen. Über Probleme in der Lieferkette berichtet rund ein Drittel der Teilnehmer, über Mitarbeiterausfälle rund 22 Prozent. Von Insolvenz sehen sich 6,72 der Befragten bedroht.

Die gesamten Beeinträchtigungen durch die Corona-Krise in ihrem Betrieb schätzen 3,7 Prozent der Teilnehmer als leicht, 36,7 Prozent als mittel, fast 50 Prozent als schwer und 10 Prozent als existenzbedrohend an.

Finanzielle Hilfsmaßnahmen
Finanzielle Corona-Hilfsmaßnahmen haben derzeit 57,5 Prozent der Betriebe in Anspruch genommen. Dabei liegt die Kurzarbeit mit fast 85 Prozent vorne, gefolgt von Corona-Soforthilfen des Bundes und der Länder (72,6 Prozent). Eine Reduzierung der Steuervorauszahlungen haben 40 Prozent der Teilnehmer in Anspruch genommen, rund 23 Prozent eine Erstattung der Umsatzsteuersondervorauszahlung. 28 Prozent haben eine Steuerstundung beantragt, 16,6 Prozent eine Stundung der Sozialversicherungsbeiträge. 10,7 Prozent der Befragten haben ein KfW-Darlehen beantragt.

Perspektive nach den Ausgangsbeschränkungen
Sofern die Ausgangsbeschränkungen nicht länger als bis Ende April dauern, schätzen 44,25 Prozent der Teilnehmer die Perspektive für den Bereich Orthopädieschuhtechnik so ein, dass die Patienten ihre Versorgungen nachholen werden und sich der Umsatzrückgang über das Jahr in Grenzen halten wird. 55,75 Prozent erwarten über das Jahr gesehen einen spürbaren Umsatzrückgang.

Deutlich anders sieht es im Bereich Schuhhandel aus: Hier glauben 86,25 Prozent der Befragten, dass die verlorenen Wochen im März und April nicht nachzuholen sind. Nur 13,7 Prozent glauben, noch einen großen Teil der Frühjahr- und Sommerware verkaufen zu können, falls der Schuhhandel Ende April wieder öffnen sollte.

Kommentare
Gerold Elkemann und Magnus Fischer, Geschäftsführer bzw. Landesinnungsmeister der Landesinnung Bayern für Orthopädie-Schuhtechnik, zeigten sich als Mitinitiatoren der Umfrage erfreut, dass so viele Betriebe an der ersten bundesweiten Umfrage dieser Art teilgenommen haben und dass zahlreiche Landesinnungen in Deutschland dies unterstützt haben.

 „Es zeigt sich, dass es in der Krise einen großen Zusammenhalt im Handwerk gibt. Die hohe Teilnehmerzahl unterstreicht zudem, wie wichtig das Thema für die Betriebe ist,“ so Magnus Fischer. Die starke Nutzung der Soforthilfen des Bundes und der Länder lasse erkennen, wie sehr auch die Orthopädieschuhtechnik von der Krise betroffen sei, auch wenn die Betriebsinhaber offenbar unterschiedlich damit umgingen. Das Spektrum reiche von Fatalismus bis „halb so schlimm“. 

Manche Betriebe sähen in der Krise sogar eine Chance für die Zukunft. Positiv bewertet die Liost Bayern, dass sich nur ein kleinerer Teil der Betriebe als insolvenzgefährdet sieht. Das lasse (noch!) auf eine gute Eigenkapitalquote schließen. Dennoch, so Gerold Elkemann, sei die Verunsicherung stark spürbar, vor allem bei Betrieben mit einem Schuhhandel, von denen die meisten nicht mehr daran glaubten, den Ausfall 2020 wieder aufholen zu können.

Auch ZVOS-Präsident Stephan Jehring schätzt die Lage für die Orthopädieschuhtechnik als kritisch ein. „Die Krise steht erst am Anfang. Richtig schwierig wird es erst, wenn Stundungen nicht mehr möglich sind und die Liquiditätshilfen aufgebraucht sind. Dann wird sich erst zeigen, wie groß die Auswirkungen auf die Branche sind“, erklärt Jehring, der für den Zentralverband auch Mitglied in der Task Force COVID 19 ist, in der sich alle Verbände der Hilfsmittel-Leistungserbringer zusammen geschlossen haben. „In der Task-Force“; so Jehring, „wollen wir nicht unseren Mitglieder die bestmöglichen Informationen geben. Wir koordinieren auch die gemeinsame politische Arbeit  und sorgen dafür, dass unsere Anliegen – wie zum Beispiel der Bedarf an weiteren Unterstützungen – von der Politik und den Kostenträgern wahrgenommen werden.“

Die Landesinnung Bayern sieht ebenfalls die Notwendigkeit, sich gesundheitspolitisch für die Belange der Orthopädieschuhtechnik einzusetzen. Die Landesinnung befinde sich in Bayern in einem guten Netzwerk verschiedener Organisationen und habe auch – dank früherer Gespräch – einen direkten Draht zur bayerischen Staatskanzlei. 

Ausführlicher Bericht folgt
Wie schützen die Betriebe ihre Mitarbeiter vor Ansteckung? Welche Erfahrungen haben sie mit ihren Banken gemacht und wie bewerten sie die derzeitigen Ausgangsbeschränkungen? Eine Gesamtanalyse der Umfrageergebnisse lesen Sie in der Maiausgabe der „Orthopädieschuhtechnik“.

Bis zum 16. April können Sie noch an der Umfrage teilnehmen. Zur Umfrage gelangen Sie hier.

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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