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8. Mai 2024
Redaktion
Erster Parlamentarischer Abend von WvD

Olympische und paralympische Spiele im Mittelpunkt

In der Französischen Botschaft in Berlin fand der erste Parlamentarische Abend des Bündnisses „Wir versorgen Deutschland“ (WvD) statt. Der Veranstaltungsort wurde gewählt, um die besondere Bedeutung der bevorstehenden Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris zu unterstreichen. Frankreich ist in diesem Jahr zudem Partnerland der OTWorld, die am 14. Mai ihre Pforten in Leipzig öffnet.
Foto: arhendrix/Adobe Stock

„Diese Veranstaltung stellt nicht nur eine Plattform für den fachlichen Austausch dar. Sie dient ebenfalls der Vorbereitung auf die großen sportlichen Ereignisse in diesen Sommer, bei denen optimale Hilfsmittelversorgung der olympischen und paralympischen Athleten eine zentrale Rolle spielt“, erklärte Kirsten Abel, Generalsekretärin des Bündnisses.

François Delattre, der französische Botschafter und Gastgeber des Abends, sowie Tino Sorge, gesundheitspolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion und Schirmherr der Veranstaltung, hoben die Bedeutung der bilateralen Zusammenarbeit hervor, insbesondere im Hinblick auf die sportliche Großveranstaltung.

Die Vorträge des Abends rückten die dringenden Anliegen der Hilfsmittelversorgung ins Zentrum, insbesondere

  • die Absenkungen von Versorgungsstandards
  • die fehlende Berücksichtigung von Folgekosten bei Fehl- oder Unterversorgungen
  • den bedrohliche Fachkräftemangel sowie
  • die teils deutliche zu langsame Integration neuer Technologien in das Hilfsmittelverzeichnis und damit den Versorgungsalltag aller Patienten.

Hilfsmittelversorgung spielt entscheidende Rolle im Spitzensport

In diesem Jahr stehe besonders die Kooperation im Bereich des Sports im Mittelpunkt der deutsch-französischen Zusammenarbeit, erklärte Botschafter Delattre. „Die Hilfsmittelversorgung spielt eine entscheidende Rolle im Spitzensport. Sie ist die Schnittstelle zwischen Mensch und Technik. Die Anpassung der Technologie an individuelle Bedürfnisse der Athletinnen und Athleten und die Schulung von Fachkräften im Umgang mit dieser Technik sind zentral für den Erfolg der Spitzensportlerinnen und -sportler“, so Delattre. Es freue ihn ganz besonders, dass deutsche Unternehmen bei den Olympischen und Paralympischen Spielen vor Ort sein werden, um Sportler aus der ganzen Welt mit Technik, Material und Know-how zu unterstützen.

Der Gesundheitspolitiker TIno Sorge betonte: „Die innovativen Lösungen aus Deutschland setzen internationale Maßstäbe und helfen Athleten, ihre Bestleistung zu erbringen. Leider fällt dieser Bereich der Versorgung vor den großen Themen der Gesundheitspolitik wie zum Beispiel der Krankenhausreform unter den Tisch. Das müssen wir gemeinsam ändern.“

Reuter: Fachkräftemangel und Bürokratie bluten das Fach aus

Alf Reuter, Mitglied des WvD-Vorstands und Präsident des Bundesinnungsverbandes für Orthopädie-Technik, stellte Herausforderungen und Erfolge in der technischen Orthopädie vor: „Wir sind stolz darauf, in einem Land zu sein, das weltweit als Vorreiter in der Hilfsmittelversorgung gilt. Doch es bleibt viel zu tun, damit wir unserer Verantwortung weiterhin gerecht werden können. Denn Fachkräftemangel und Bürokratie bluten das Fach und damit die Versorgung von Millionen Menschen aus.“

Sophie Loubet, eine paralympischen Sportlerin, beeindruckte auf dem Parlamentarischen Abend durch ihre Lebensgeschichte und sportlichen Erfolge. Sie unterstrich: „Eine moderne prothetische Versorgung ermöglicht es uns, Grenzen zu verschieben und Unmögliches möglich zu machen.“

Das Bündnis „Wir versorgen Deutschland“ lädt alle Interessierten zur OTWorld 2024 nach Leipzig ein, um Einblicke in die neuesten Entwicklungen der Hilfsmitteltechnologie zu gewinnen und inspirierende Menschen kennenzulernen, die ihrer Hilfsmittelversorgung neue Lebensqualität und Perspektiven verdanken. Diskutiert werden zudem, auf welchen Grundlagen Deutschland weiterhin eine führende Rolle in diesem Sektor einnehmen kann.

Kompressionstherapie im Fokus

Ein weiterer Schwerpunkt des Abends lag auf der Kompressionstherapie für Bein und Arm. Prof. Dr. Gerd Lulay, renommierter Experte auf dem Gebiet der Gefäß- und Lymphologie, führte durch die Veranstaltung und legte den Fokus auf die dringenden Herausforderungen, aber ebenso die Fortschritte in der Lymphödem-Behandlung.

Laut aktuellen Schätzungen sind laut Lulay etwa 1,5 Millionen Menschen in Deutschland von Lymphödemen betroffen, Frauen häufiger als Männer. Die Dunkelziffer sei jedoch hoch. Die Erkrankung führe oft zu schwerwiegenden physischen und psychischen Belastungen, einschließlich Isolation und Depression. Bislang sei bei diesem Krankheitsbild nicht angemessen in eine strukturierte Versorgung investiert worden – obwohl längst nachgewiesen sei, dass dies immense Folgeschäden vermeiden und damit hohes Einsparpotenzial mit sich bringen würde. Folge sei eine kritische Versorgungssituation, wie die Schließung von spezialisierten Kliniken und die mangelnde Kostenerstattung für strukturierte Modelle durch die Krankenkassen zeigen.

Die Veranstaltung endete mit einem starken Aufruf an Politik und gesetzliche Krankenkassen, die Rahmenbedingungen für die Lymphödemversorgung zu verbessern und deren Bagatellisierung zu beenden: Notwendig seien eine frühere Diagnostik, gezielte Patientenauswahl und eine adäquate Kostenerstattung, um die Qualität des Lebens der Betroffenen zu verbessern und gleichzeitig die Folgekosten zu reduzieren.

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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