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27. Mai 2020
Redaktion

Offener Brief an Kühne liefert Zahlen zum Bedarf an Schutzausrüstung

In einem offenen Brief hat sich Dr. Axel Friehoff, stellvertretender Vorsitzender der Fachvereinigung Medizin Produkte (F.M.P.), an Dr. Roy Kühne (MdB), Mitglied im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags, gewandt. Darin liefert er hochgerechnete Zahlen, die den Bedarf an Schutzausrüstung sowie an politischer Unterstützung in der Hilfsmittelbranche deutlich machen.



Foto: Marco 2811

Seit Beginn der Corona-Krise seien zahllose Schreiben mit Forderungen veröffentlicht worden, bei denen in den meisten Fällen keine konkreten Zahlen als Grundlage der Forderungen genannt worden seien, so Friehoff. Da es bislang keine statistischen Angaben über die Zahl aller bundesweit tätigen Hilfsmittelleistungserbringer und der in den Betrieben beschäftigten Mitarbeiter gebe, schicke er eine entsprechende Hochrechnung.

Auf Grundlage des Adressbestands der Egroh rechnet Friehoff mit rund 8000 Hilfsmittelleistungserbringer-Betrieben in Deutschland, mit durchschnittlich je 10 bis 15 Mitarbeitern (diese Zahl sei eher zu niedrig als zu hoch angesetzt). Damit gehe es um bundesweit 80.000 bis 120.000 Arbeitsplätze (Mittelwert 100.000 Mitarbeiter).

Diese Mitarbeiter hätten im Normalfall alle Kundenkontakt. Bei verstärkten Bemühungen, den Kundenkontakt in der derzeitigen Lage einzuschränken, hätten noch mindestens 50.000 Mitarbeiter mehrfach täglich direkten Kundenkontakt. Entsprechend hoch liege der Bedarf an persönlicher Schutzausrüstung: Gehe man davon aus, dass ein Mitarbeiter zumindest einmal täglich die PSA wechseln sollte und sechs Tage in der Woche bzw. 24 Tage im Monat arbeite, ergebe sich ein Monatsbedarf von mindestens 48 Garnituren PSA pro Mitarbeiter. Somit würden monatlich mindestens 2,4 Millionen Garnituren PSA benötigt.

Pro Person, so Friehoff, würden sich die Corona-bedingten Zusatzkosten für PSA (zwei FFP2-Masken, 10 Paar Handschuhe, zwei Schutzschürzen, ca. 50 ml Desinfektionsmittel) pro Person netto auf täglich rund 14,70 Euro bzw. ca. 352 Euro monatlich belaufen. Rechne man mit 50.000 Mitarbeitern bedeute das für den Hilfsmittelbereich ein zusätzliches Kostenvolumen von 17,6 Millionen Euro im Monat.

„Die Zahlen sind mit aller gebotenen Sorgfalt hochgerechnet worden und stellen das Minimum dar – die tatsächlichen Zahlen dürften noch höher liegen“, betont Friehoff.

Mit den Zahlen möchte er Verständnis dafür schaffen, warum sich die Hilfsmittelleistungserbringer in letzter Zeit mit so deutlichen Forderungen an die Politik gewandt haben. Wichtig sei, die Hilfsmittelversorger bei der PSA-Zuteilung zu berücksichtigen und eine „Corona-Pauschale“ einzuführen, um die Corona-bedingten Mehrkosten zu finanzieren.

Wohnortnahe Hilfsmittelversorgung erhalten – Folgeschäden vermeiden
„Es geht darum, das Ausbluten der wohnortnahen Versorgung auf dem Land und in der Fläche zu verhindern. Es geht auch darum, das Wissen und die die Kenntnisse von rund 100.000 qualifizierten Mitarbeitern zu erhalten“, heißt es in dem Schreiben. Die seit einiger Zeit erkennbare, durch die Corona-Krise dramatisch beschleunigte Entwicklung bedrohe die klein- und mittelständischen Strukturen und die Hilfsmittelversorgung vor Ort. 

„Verschobene und nicht verordnete Hilfsmittelversorgungen richten Schäden an bis hin zu vermeidbaren Hospitalisierungen und Operationen“, begründet Friehoff den Bedarf an zeitnaher Unterstützung für die Hilfsmittelversorgung. In dem offenen Brief weist er darauf hin, wie gefährlich es sein kann, Versorgungen hinauszuschieben – etwa beim Diabetischen Fußsyndrom oder in der Kompressionsversorgung, bei denen die Gefahr von Ulzera oder Thrombosen drohen.

Die F.M.P. bitte Kühne eindringlich darum, die Problematik anhand der gelieferten Zahlen in den zuständigen politischen Gremien zu verdeutlichen. Die Hilfsmittelbranche brauche dringend politische Unterstützung.

Über die F.M.P.
In der F.M.P. sind der Bundesverband Sanitätsfachhandel (BVS), die Egroh, der Spitzenverband ambulante Nerven- und Muskelstimulation (Sanum) und die Zentralvereinigung medizintechnischer Fachhändler, Hersteller, Dienstleister und Berater (ZMT) zusammengeschlossen.

Zum Schreiben der F.M.P.

© sw/orthopädieschuhtechnik

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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