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15. Dezember 2021
Redaktion

Nur leichte Erholung auf dem Ausbildungsmarkt - weniger Ausbildungsverträge in der OST

Nach den erheblichen Einbußen im vergangenen Jahr im Zuge der Corona-Pandemie hat sich die aktuelle Lage auf dem Ausbildungsmarkt im Jahr 2021 nur leicht entspannt. Das Niveau vor der Pandemie wurde bei Weitem nicht erreicht, teilt das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) mit. In der Orthopädieschuhtechnik ging die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge weiter zurück.

Mit insgesamt 473.100 neu abgeschlossenen dualen Ausbildungsverträgen über alle Berufsgruppen hinweg wurden 5.600 Verträge (+1,2 %) mehr abgeschlossen als 2020. Die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge fiel aber immer noch um 52.000 niedriger aus als 2019 (525.000 Verträge).

Dies sind zentrale Ergebnisse der Analysen des BIBB zur Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2021. Sie basieren auf der BIBB-Erhebung über neu abgeschlossene Ausbildungsverträge zum Stichtag 30. September sowie auf der Ausbildungsmarktstatistik der Bundesagentur für Arbeit (BA).

Das Angebot an Ausbildungsstellen lag 2021 bei 536.200. Das sind 8.800 (+1,7 %) mehr als 2020, aber noch immer mehr als 40.000 weniger als 2019 vor der Corona-Pandemie (578.200). 

Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen erreicht Rekordniveau
Die Zahl der jungen Menschen, die eine duale Berufsausbildung nachfragten, ging im Vergleich zum Vorjahr nochmals um 4.800 (-0,9 %) auf 540.900 zurück. Die Ausbildungsplatznachfrage erreichte damit einen neuen Tiefstand seit 1992, als erstmals Daten für das wiedervereinigte Deutschland vorlagen.

Die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen stieg dagegen weiter an und erreicht ein neues Rekordniveau. 63.200 Ausbildungsstellen blieben 2021 unbesetzt. Das entspricht einem Anstieg um 3.200 (+5,4 %) im Vergleich zu 2020. Schon in den Jahren zuvor war die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen stetig gestiegen (2019: 53.100, 2020: 59.900).

Gesundheitsberufe
Die dualen Gesundheitsberufe und -handwerke verzeichneten im Jahr 2020 erhebliche Rückgänge bei der Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Vergleich zu 2019. Der Rückgang im Jahr 2020 fiel mit 8,3 Prozent gegenüber 2019 jedoch deutlich geringer aus als in allen Berufen des dualen Ausbildungssystems (alle dualen Ausbildungsberufe: -11%).

Insgesamt entwickelte sich die Zahl der neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge in den betrachteten Gesundheitsberufen zuletzt recht unterschiedlich. Während die zwei Berufe Medizinischer Fachangestellte/-r (+14,1%) und Zahntechniker/-in (9,0%) im Jahr 2021 die größten relativen Zugewinne bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen verzeichneten, ging diese Zahl bei den Berufen Hörakustiker/-in (-9,9%) und Orthopädieschuhmacher/-in (-7,8%) besonders stark zurück. In der Orthopädieschuhtechnik gab es 2019 291 neue Ausbildungsverträge. 2020 gab es 255 und 2021 gab es 234 neue Verträge (das sind 12,7 % weniger neue Ausbildungsverträge 2020 gegenüber 2019, und 7,8 % weniger neue Ausbildungsverträge 2021 gegenüber 2020). 

Insgesamt fiel der Anstieg für neu abgeschlossenen Ausbildungsverträge im Jahr 2021 in den Gesundheitsberufen und -handwerken mit 8,3% jedoch deutlich größer aus als in allen Berufen des dualen Ausbildungssystems (1,2%).

In den Gesundheitsberufen ist der Anteil der weiblichen Auszubildenden überdurchschnittlich hoch. Während er in allen Berufen im Jahr 2021 bei 36,3% lag, betrug er bei den dualen Gesundheitsberufen 69,8%. Der Anteil weiblicher Auszubildende unter den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen blieb von 2019 bis 2021 relativ konstant. In der Orthopädieschuhtechnik lag der Anteil der weiblichen Auszubildenden 2019 bei 42,8 %, 2020 bei 43,9 % und 2021 bei 43,4 %. Im Beruf Zahntechniker/-in ist die größte Veränderung zu verzeichnen. Hier stieg der Frauenanteil von 55,2% im Jahr 2019 auf 64,0% im Jahr 2021.

Passungsprobleme verringern
Die Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt zu verringern, also Jugendliche und Betriebe besser zusammenzubringen, stellt laut BIBB-Analyse auch im Jahr 2021 die zentrale Herausforderung am Ausbildungsmarkt dar. Zwar hat sich aus Sicht der Jugendlichen und jungen Erwachsenen die Lage etwas entspannt. Denn der Anteil der noch eine Ausbildungsstelle suchenden Bewerber an der Gesamtnachfrage fiel mit 12,5 % niedriger aus als 2020 (14,3 %). Hier wurde fast wieder der Wert von 2019 erreicht (12,3 %). Aber gleichzeitig ist der Anteil der unbesetzten Ausbildungsstellen am betrieblichen Gesamtangebot weiter gestiegen (2019: 9,4 %, 2020: 11,7 %, 2021: 12,2 %). Dabei gibt es erhebliche Unterschiede zwischen Berufen und Regionen.

Fachkräftesicherung eine der größten Herausforderungen dieses Jahrzehnts
Nach Auffassung von BIBB-Präsident Friedrich Hubert Esser hatte die Corona-Pandemie auch 2021 den Ausbildungsmarkt fest im Griff. “Leider ist die noch im Sommer 2020 erwartete Erholung in dem erhofften Ausmaß in diesem Jahr nicht eingetreten. Der leichte Anstieg bei den neu abgeschlossenen Ausbildungsverträgen zeigt, wie sehr sich die Betriebe und Ausbildungsverantwortlichen anstrengen, auch in diesen schwierigen Zeiten an der dualen Ausbildung festzuhalten. Dennoch ist spürbar, dass die Verunsicherung bei Betrieben und Jugendlichen aufgrund der Corona-Pandemie auch im Jahr 2021 nach wie vor hoch ist. Große Sorge bereitet mir der weitere Rückgang auf der Nachfrageseite, ein eindeutiger Beleg dafür, dass das Interesse der Jugendlichen und jungen Erwachsenen an der dualen Berufsausbildung weiter nachlässt. Und da, wo heute die Auszubildenden fehlen, fehlen morgen die Fachkräfte. Deshalb wird die Sicherung des Fachkräftebedarfs zu einer der größten Herausforderungen dieses Jahrzehnts. Nur mit einer attraktiven und starken dualen Berufsbildung wird es gelingen, dieser Herausforderung zu begegnen.”

Weitere Informationen, Statistiken, Tabellen, Grafiken und interaktive Regionalkarten gibt es unter www.bibb.de/naa309-2021 sowie im Fachbeitrag “Die Entwicklung des Ausbildungsmarktes im Jahr 2021” unter www.bibb.de/ausbildungsmarkt2021

 

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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