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10. September 2020
Redaktion

Mehr Zeit für den Patienten

THOMAS SCHMIDT


Kompressionsstrümpfe müssen passgenau sitzen, damit sie optimal wirken. Grundlage für den 
perfekten Sitz wiederum ist das exakte Maßnehmen. Was früher mit Hand, Maßband und Tabelle 
geschah, wird mittlerweile von 3D-Messsystemen übernommen. Ein Überblick.

Foto: Bauerfeind

Den 3D-Messsystemen werden folgende Vorteile nachgesagt: durch das Wegfallen von manuellen Zusatztätigkeiten wie Abmessen, Notieren von Messungen, Eingabe der Bestelldaten etc. erhält das Fachpersonal mehr Zeit für eine individuelle und kompetente Patientenberatung. Berührungsloses Messen, Zeitgewinn durch Schnelligkeit des Messvorgangs und exakte Messergebnisse begünstigen dies zusätzlich.
Und können die Messergebnisse herstellerneutral weiter verwendet und in die Bestellsoftware integriert werden, als Entscheidungshilfe bei der Auswahl von Maß- oder Serienversorgung dienen und Übertragungsfehler vermieden werden, wird dieses Argument untermauert. Doch wer bietet was?

Bauerfeind
Der „Bodytronic 410“ ist auch für den mobilen Einsatz gedacht. (Abb. Bauerfeind)Bauerfeind vereinigt unter der Dachmarke „Bodytronic“ Messsysteme, die es erlauben, Körpermaße exakt und schnell zu erfassen, Belastungssituationen grafisch darzustellen und die Messergebnisse zu dokumentieren. Neu bei Bauerfeind ist der „Bodytronic 610“ – ein platzsparender Ganzkörperscanner mit Schnittstelle zum Bauerfeind-Onlineshop. Erstmals können mit einem Scan wahlweise der gesamte Körper oder nur die Beine oder der Oberkörper inklusive der Arme erfasst und digitalisiert werden. Während des Messvorgangs projizieren Sensoren ein Raster auf den gewählten Messbereich. Das Gerät ermittelt anschließend von den erfassten Daten das 3D-Modell. Aus diesem dreidimensionalen Abbild können exakt die Umfangs- und Längenmaße abgeleitet werden. Im Bauerfeind-Onlineshop bilden sie die Grundlage für den Größenvorschlag. Neu ist, dass nun auch für den Oberkörper auf digitalem Weg Bandagen und Orthesen sowie Armstrümpfe vermessen und bestellt werden können. Die Grundfläche des Bodytronic 610 ist um 25 Prozent kleiner als bei dem Vorgänger „Bodytronic 600“. Ergonomisch von Vorteil ist der schwenkbare Arm mit Bildschirm, Maus und Tastatur. Der Anwender kann sich das Bedienteil auf die passende Höhe einstellen und nach der Benutzung wieder zurückfahren. Auch die Haltegriffe an der Reling sind entsprechend der Größe der Patienten höhenverstellbar. Praktisch ist, dass sich andere Messgeräte über mehrere USB-Schnittstellen anschließen lassen. Zudem ist ab Werk ein Lesegerät für die Gesundheitskarten der Krankenkassen integriert. Das Scansystem „Bodytronic 600“ vermisst berührungslos die Beine bis zur Hüfte sowie die Knie und Knöchel. Davon ausgehend ist die passgenaue Auswahl aller VenoTrain-Produkte sowie von Bandagen zur Knie- und Fußtherapie möglich. Das System ermittelt das exakte 3D-Abbild des Messbereiches bis zur Taille. Ein Oberkörper-Scan ist möglich, weitere Funktionen sind der Export der 3D-Daten und integrierte Beinvolumenmessung. An das Messsystem können weitere Systeme, wie zum Beispiel der „Bodytronic 200“ zur Venenfunktionsmessung, angeschlossen werden. Die ermittelten Daten werden in einem Patientenstamm digital gepflegt. Die Standfläche beträgt 2,80 m2. Der „Bodytronic 400“ ist ein stationärer 3D-Scanner für die unteren Extremitäten. Er vermisst den Unterkörper bis zur Hüfte. Zudem ist ein 2D-Fußscanner integriert, mit dem die Fußgröße sowie die statische Druckbelastung der Fußsohlen ermittelt werden können. Für das Maßnehmen für Kompressionsstrümpfe stellt sich der Patient auf eine Plattform. Der Messvorgang erfolgt dann automatisch per Mausklick. Während der Patient ruhig steht, wird er von dem 3D-Scanner automatisch umrundet. Von den erfassten Daten wird ein 3D-Abbild der Beine erstellt. Davon lassen sich die Maße für die Produktauswahl ablesen. Das transportable 3D-Messsystem „Bodytronic 410“ ist besonders platzsparend, bedienfreundlich und für den Transport geeignet, so der Anbieter. Es besteht aus einer kleinen Drehplattform mit Scaneinheit, die bei Gebrauch ausgeklappt wird und den Patienten umkreist. Mit seinen rund 15 Kilogramm eignet es sich gut für mobile Versorgungen. Der Platzbedarf beschränkt sich auf 1,60 Meter mal 1,60 Meter. Nach dem Messvorgang kann nicht nur der Arm mit der Scaneinheit eingeklappt werden, auch das komplette System lässt sich einfach zur Seite schieben oder hochkant stellen. Zur Bodytronic-Familie gehören außerdem der „Bodytronic 200“. Kabellos misst er oberhalb des Innenknöchels per Infrarotsonde, wie schnell sich die Venen wieder mit Blut füllen, nachdem dieses vorab durch einen vorgegebenen Bewegungsablauf aus den Venen gepumpt wurde. Auf Basis der gewonnenen Ergebnisse lassen sich frühzeitig äußerlich nicht feststellbare Hinweise auf mögliche Venenleiden erkennen, notwendige therapeutische Maßnahmen einleiten und spätere Folgeschäden reduzieren. Das modulare Plattformkonzept erlaubt es, weitere Bodytronic Messsysteme von Bauerfeind einfach anzuschließen und über eine Softwareplattform zu bedienen. Dem Anwender steht dadurch ein einheitlicher Geschäfts- und Bedienprozess zur Verfügung. Mit dem angeschlossenen Bauerfeind-Onlineshop wird der gesamte Vorgang – vom Vermessen über die Konfiguration bis hin zur Bestellung – deutlich vereinfacht, so die Meinung des Anbieters, zudem die Fehlerrate minimiert und ein erheblicher Zeitgewinn erzielt. Der gesamte Mess- und Bestellprozess benötigt nur wenige Minuten. Weitere Infos: www.bauerfeind.de

BSN-Jobst GmbH
Auch der „Jobst Lexpert360“ garantiert eine exakte und dreidimensionale Messung. (Abb. BSN-Jobst)„Jobst Lexpert360“ ist der Name des 3D-Messsystems des Anbieters mit Sitz in Emmerich am Rhein. Vier Infrarot-Sensoren vermessen die Beine in nur 60 Sekunden exakt und dreidimensional. Dabei führt ein benutzerfreundliches Touchscreen-Menü Schritt für Schritt bis zum optimalen Produkt. Der gesamte Vorgang einschließlich Anmessen, Konfigurieren und Bestellen kann bereits innerhalb von maximal acht Minuten abgeschlossen werden, erklärt der Anbieter und beschreibt die Vorteile des Jobst Lexpert360 so: Schnelles und exaktes Anmessen, intuitiv in der Handhabung, flexibles und modernes Design und ERP-Integration mit Anbindung an führenden Warenwirtschaftssystemen. Weitere Infos: www.jobst.de

Medi Bayreuth
Messung mit „medi vision“. (Abb. medi)Mit „medi vision“ bringt der Hersteller medi erstmals ein berührungsloses, digitales Messtool auf den Markt. In weniger als fünf Minuten ermöglicht das Gerät den Prozess vom Messen bis zur Bestellung der Rundstrickversorgung, so der Anbieter aus Bayreuth. Dabei ist ein Tablet mit einer 3D-Kamera sowie einer speziell entwickelten Software kombiniert. Die digital erfassten Messdaten laufen dann automatisch in den Online-Bestellvorgang und ersetzen den Maßblock mit Ausfüllen per Hand. Nach der Anmeldung im medi e-shop unter eshop.medi.de werden in den Einstellungen die Kundendaten aufgerufen oder neu angelegt und erste Produktdetails konfiguriert. Beim anschließenden Scannen wird ein 3D-Modell der Beine erstellt. Es bildet alle relevanten Umfang- und Längenmaße für die rundgestrickte Kompressionsversorgung ab. Wie funktioniert der Scanvorgang mit medi vision? Für den Scanvorgang dient ein runder Bodenaufkleber mit Markierungen als Orientierungshilfe. Der Patient steht barfuß und mit nackten Beinen mittig und aufrecht auf dem Bodenaufkleber. Die Füße sind dabei parallel und hüftbreit aufgestellt. Die Fachkraft scannt am Rand des Bodenaufklebers um den Patienten herum, von den Fußspitzen bis zu den Hüften in einer Auf- und Abwärts-Bewegung. Dabei entsteht das 3D-Modell der Beine. Nach dem Messvorgang wird der Scan nochmals überprüft, die Messpunkte gegebenenfalls justiert und mit einem Klick in das digitale Maßblatt übertragen. Abschließend werden Seriengröße oder Maßversorgung sowie weitere Details wie Farbe, Haftband und Fußvarianten ausgewählt. Dabei leitet der medi e-shop schrittweise durch die Produkt-konfiguration, bevor die Bestellung direkt abgeschickt wird. Zeitgewinn für die Beratungsleistung, Transparenz für den Kunden beim Messen und der Auswahl der Versorgung und damit mehr Verständnis für die Therapie, sieht medi als große Vorteile des Systems an. Ebenso können Patienten, die in ihrer Mobilität eingeschränkt sind, auch zu Hause ausgemessen werden. medi vision wird in einer Erlebnisbox präsentiert, die als Display in der Kabine positioniert werden kann. Ein Marketingpaket weist Verbraucher auf den berührungslosen Messservice im Fachhandel hin. Weitere Infos: www.medi.de

Ofa Bamberg

Neu bei Ofa – der „Ofa Smart Scans“. (Abb. Ofa)Bei der Neuentwicklung des „Ofa Smart Scans“ hat der Hilfsmittelhersteller aus Bamberg großen Wert auf nutzerfreundliche Funktionen gelegt. Die Anordnung der sechs Infrarot-Kameras im Dreieck ermöglicht eine exakte Messung in wenigen Sekunden, unabhängig von der Hautfarbe oder möglichen Tattoos. Nach der Vermessung des Patienten empfiehlt das System, welche Größe für welches Ofa-Produkt infrage kommt. Somit entfällt das Vergleichen von Maßtabellen und die Entscheidung zwischen Serie und Maß steht unmittelbar nach der Messung fest. Das Messgerät besitzt ein eigenes Bestellmodul, welches alle wichtigen Auswahlmöglichkeiten zum Konfigurieren des Strumpfes bietet – von der Größe, über die Kompressionsklasse und Ausführung bis hin zur gewünschten Farbe. Bestellungen können direkt nach der Messung – oder gesammelt am Abend – via Ofa Smart Scan aufgegeben werden. Ofa hatte bei der Entwicklung auch ­Design und Stauraum im Blick. (Abb. Ofa)Durch die Cloud-Software kann von jedem Arbeitsplatz auf die Mess- und Kundendaten zugegriffen werden. Eine zusätzliche hilfreiche Funktion ist die Übermittlung der Maße in den Onlineshop oder in das Ofa Maßbestellblatt, womit potenzielle Übertragungsfehler vermieden werden, so der Anbieter. Zudem können die Messdaten in diverse Warenwirtschaftssysteme exportiert oder per PDF und E-Mail versendet werden. So können Produkte auch unabhängig vom Hersteller bestellt werden. Passend zu den bestehenden Ladenbaumodulen von Ofa Bamberg besitzt das Messsystem einen cleanen und zeitgemäßen Look, ist sich der Anbieter sicher. Zwei integrierte Schubladen bieten zusätzlichen Stauraum für Arbeitsmittel oder Produktmuster und sind in fünf verschiedenen Designs erhältlich. Zudem ermöglicht das niedrige Podest einen barrierearmen Zugang, was den Umgang mit dem Ofa Smart Scan erleichtert. Dank der schmalen Maße passt das Gerät auch in kleinere Räume, so der Anbieter aus Bamberg. Weitere Infos: www.ofa.de

Pero-System Messgeräte GmbH
Das Perometer 400T misst in der Vertikalen. (Abb. Pero-System Messgeräte)Die Pero-System Messgeräte GmbH in Wuppertal ist Hersteller der „Perometer Extremitätenscanner“, die mit einer der ersten in der phlebologischen oder lymphologischen Versorgung Anwendung fanden. Die Scannereinheit ist in einem Messrahmen untergebracht, der manuell über die Extremität verfahren wird. Dabei wird von je zwei zueinander senkrechten Seiten ein maßstabexaktes Bild der Extremität aufgezeichnet. Aus den zwei Bildern ermittelt ein angeschlossener Rechner die erforderlichen Daten dem sich der Auswertungsprozess anschließt, der die Fachkraft durch Auswahl und Bestellung sowohl von Serienstrümpfen als auch von Maßanfertigungen führt. Das System unterstützt alle gängigen Kompressionsstrumpfhersteller und arbeitet mit allen wichtigen Warenwirtschaftssystemen zusammen. Derzeit sind die Perometertypen Perometer 350 NT, 400 NT, 400 NTL und Perometer 1000 NT erhältlich, die sich in Punkto Größe und Messgebiet unterscheiden. Zu jedem Scannertyp bietet die Firma ein Softwarepaket zur Kompressionsstrumpf-Anmessung und ein Softwarepaket zur Ödembeobachtung/Ödemkontrolle an. Seit Ende 2019 ist zur Anmessung von Kompressionsstrümpfen das vollständig überarbeitete Softwarepaket PeroSanNT erhältlich. Weitere Infos: www.pero-system.de

Vialux Messtechnik
Graphische Darstellung des Messvorgangs mit dem „BodyLux“. (Abb. Vialux)Der mobile 3D-Körperscanner „BodyLux“ der Firma Vialux Messtechnik zeichnet sich durch modernes, berührungsloses und angenehmes Vermessen von Beinen für die Kompressionsversorgung aus, beschreibt der Anbieter aus Chemnitz. Das Gerät besteht aus einem Medizingerätewagen mit integrierter 3D-Scan-Einheit, PC-Arbeitsfläche und Kartenlesegerät für das Einlesen der elektronischen Gesundheitskarte. Ergänzt wird der Gerätewagen von einer elektrischen Drehplatte inklusive Haltegriff. Mit einer vollständigen Umdrehung der Drehplatte ist ein 360°-Scan in 50 Sekunden erfolgt, danach generiert die Vialux-Software das 3D-Modell, welches als Ausgangspunkt für die automatische Maßermittlung dient. Sämtliche Körpermaße werden von der Software automatisch nach RAL GZ 387/1 oder herstellerspezifischen Vorgaben berechnet. Anwender dieser Gerätelösung profitieren von der freien Auswahl an Kompressionsstrumpfherstellern sowie der Möglichkeit, Kundenmessdaten, die zu verschiedenen Zeitpunkten ermittelt wurden, miteinander zu vergleichen. Es erfolgt ein Umfangs- und Volumenvergleich. Ebenfalls kann das digitale Modell zur weiteren Hilfsmittelversorgung verwendet werden. Das Scansystem ist in folgenden Produktvarianten verfügbar: „BodyLux classic“ für Messungen von der Fußspitze bis zur Taille sowie „BodyLux plus“. Hier ermöglicht die
höhere Anordnung der Scaneinheit am Gerätewagen die Maßabnahme für den Unterkörper plus Torso. BodyLux ist nicht an Kompressionsstrumpfhersteller gebunden. Aktuell werden die Produkte zwölf verschiedener Hersteller, inklusive spezifischer Bestellformulare, unterstützt. Weitere Infos: www.vialux.de

Sigvaris
Sigvaris bietet ein Messsystem unter dem Namen „Legreader XT5“ an. (Abb. Sigvaris)Präzises Vermessen und effizientes Bestellen für Fachhändler verspricht der „Legreader XT5“ von Sigvaris. Er ermöglicht eine berührungslose Messung der Beine. Innerhalb weniger Sekunden scannen die Infrarot-Tiefensensoren das Bein – je nach Bedarf – von Fuß bis Knie oder bis zur Hüfte. Der Messvorgang dauert etwa 10 Sekunden, unabhängig vom Umfang der Messung. Mehrere
Wiederholungsmessungen mit den vier Infrarot-Tiefensensoren innerhalb sorgen für korrekte Daten. Die Software wertet die Messdaten aus und erstellt ein 3D-Modell. Anhand dieses Modells werden alle nötigen Messwerte für die Bestimmung von Kompressionsstrümpfen ermittelt und eine entsprechende Größenempfehlung abgegeben. Dank einer integrierten Schnittstelle kann dann die direkte Bestellung im Sigvaris-Businessportal erfolgen. Die Dokumentation sämtlicher personalisierter Messdaten erfolgt weiterhin lokal in der Legreader XT5-Datenbank. Bedient wird die Software einfach und intuitiv über den drehbaren Touchscreen. Mit einer Größe von 2.05 x 0.90 Meter kann das Gerät leicht im Betrieb platziert werden.

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Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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