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5. Mai 2021
Redaktion

Material Piñatex: Carmen Hijosa als Finalistin für Europäischen Erfinderpreis 2021 nominiert

Die spanische Unternehmerin Carmen Hijosa ist für den Preis des Europäischen Patentamts (EPA) nominiert: Sie hat ein Verfahren entwickelt, das Ananasblätter in eine Textilie und damit in eine nachhaltige Lederalternative verwandelt.



Foto: Europäisches Patentamt

Das Europäische Patentamt (EPA) hat die Nominierung der spanischen Unternehmerin Carmen Hijosa für den Europäischen Erfinderpreise 2021 als Finalistin in der Kategorie „KMU“ (Kleine und mittlere Unternehmen) bekannt gegeben. Sie hat eine Lederalternative und gleichermaßen innovative Textilie aus den Fasern von Ananasblättern entwickelt, die aus einer Abfallressource hergestellt wird und im Vergleich zur Herstellung von Rindsleder die Umwelt weniger belasten soll. Für die kommerzielle Verwertung ihrer Erfindung hat Carmen Hijosa 2013 in London ein KMU gegründet. Ihre natürliche Lederalternative unterstützt Landwirte und Genossenschaften auf den Philippinen und ist auch bei großen internationalen Modemarken gefragt.

„Carmen Hijosa hat gezeigt, wie durch Innovation nachhaltige Alternativen entstehen können“, so EPA-Präsident António Campinos bei der Bekanntgabe der Finalisten des Europäischen Erfinderpreises 2021. „Mir ihrer Patentanmeldung konnte sie ihre Erfindung schützen und diese über ein Unternehmen mit positiver sozialer Wirkung und geringer Umweltbelastung auf den Markt bringen.“

Die Gewinner des jährlichen Innovationspreises des EPA werden am 17. Juni 2021 ab 19 Uhr im Rahmen einer Galaveranstaltung bekannt gegeben, die in diesem Jahr als digitales Event für ein weltweites Publikum neu konzipiert wurde.

Die Entwicklung von Piñatex: Von Ananasblattabfall zur Textilie
1993 arbeitete Carmen Hijosa als Textildesign-Beraterin für die Weltbank auf den Philippinen: Die negativen ökologischen und sozialen Auswirkungen der lokalen Lederproduktion brachten sie dazu, eine nachhaltige Textilie zu entwickeln, die für den Export geeignet ist und die Rohstoffe auf den Philippinen sowie die traditionellen Fähigkeiten der Menschen dort besser nutzt. „Ananasblattfasern sind sehr stark, fein und biegsam und werden auf den Philippinen seit 300 Jahren in traditionell handgewebten Textilien verwendet“, erklärt Carmen Hijosa. „Ich überlegte also, was wäre, wenn ich aus diesen Ananasblattfasern ein Gewebe herstellen würde, das Ähnlichkeit mit Leder hat – ein Gewebe aus Fasern?’“

Im Rahmen eines zwölfjährigen Forschungs- und Entwicklungsprozesses machte sie sich daran, das Geflecht der Kollagenfasern von Leder nachzubilden. Während dieser Zeit schloss sie mehrere Textilstudiengänge ab, gründete ein Unternehmen und refinanzierte ihr Haus, um weiter zu forschen und ihre Promotion abzuschließen. Am Ende dieses Prozesses stand eine Textilie namens Piñatex. Das Material wird produziert, indem die Zellulosefasern von den Blättern abgezogen und zunächst Fasern in Textilqualität hergestellt werden. Diese werden dann zu einer nicht gewebten Netztextilie verarbeitet, die weiter veredelt und zu einer Lederalternative erweicht wird. Das Rohmaterial, das die Grundlage bildet, ist ein Nebenprodukt der Ananasernte auf den Philippinen. Diese Abfallressource habe erhebliches Potenzial, da die zehn größten Ananas-produzierenden Länder der Welt genug Blätter erzeugten, um potenziell mehr als 50 Prozent der weltweiten Lederproduktion durch das Material von Carmen Hijosa zu ersetzen.

2011 meldete Carmen Hijosa ein Patent für das Material und seine Herstellung an, bevor sie 2013 „Ananas Anam“ als Start-up gründete, um Piñatex kommerziell zu vermarkten. Von 2013 bis 2019 hat sich der Umsatz von Hijosas Unternehmen jedes Jahr in etwa verdoppelt und ist bis 2020 um 40 Prozent gewachsen. Die Firma beschäftigt an ihrem Londoner Standort rund zehn Mitarbeiter und arbeitet mit Fabriken auf den Philippinen und in Spanien sowie mit dem größten philippinischen Ananasanbaukollektiv zusammen, zu dem 700 Familien gehören, die durch die Lieferung von Abfallblättern von einem zusätzlichen Einkommen profitieren. Piñatex wird derzeit von fast 3.000 Marken in 80 Ländern genutzt: Es findet sich beispielsweise in Turnschuhen, Jacken, Autoinnenausstattungen oder Handtaschen.

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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