Hoffnung auf ein „unbeschwertes“ Leben
Aber das legt sich, wird von Tag zu Tag besser. Bereits heute ausgesprochen positiv ist die Stimmung von Karoline Schade. Ein langer Leidensweg hat ein Ende, die Aussichten auf ein im wahrsten Sinne des Wortes „unbeschwertes“ Leben sind sehr gut. Vor vier Monaten hat sich Karoline Schade im September 2020 der letzten von drei Operationen in der LipoClinic Dr. Heck unterzogen, noch einmal vier Liter Fett aus Oberschenkel-Rückseite und Gesäß entfernen lassen. Damit hat sie seit dem ersten Eingriff im Sommer insgesamt 20 kg Gewicht verloren (von 95 auf 75 kg) und die Zuversicht gewonnen, dass ihre Lipödem-Erkrankung gestoppt werden konnte. Nachhaltig ist das Wort, warum sich rund 3000 Menschen aus ganz Europa, vorneweg Frankreich (20 %) und Spanien, sowie aus Russland im Jahr 2020 in die Hände von Dr. Heck und seinem Team begeben haben. Anfang der 2000er-Jahre kam Dr. Falk-Christian Heck im nahen familiären Umfeld zum ersten Mal mit dem Lipödem, einer bis dahin weitgehend unbekannten Krankheit, in Berührung. Das Krankheitsbild der betroffenen Frauen stieß bei Ärzten damals weder auf Akzeptanz noch auf Verständnis und wird auch heute noch in vielen Fällen als Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas) fehlgedeutet. Dabei leidet nach Schätzungen (hohe Dunkelziffer) jede zehnte Frau in Europa unter einem Lipödem, oft ohne das selber zu wissen. Scham, Selbstvorwürfe und Frustration sind die Folge. Denn weder eine ausgewogene Ernährung noch Sport können die Folgen des progressiven Lipödems langfristig aufhalten. Und fortgeschrittene Lipödeme sind nicht nur mit Stigmatisierung sowie einer Beeinträchtigung des Aussehens und der Beweglichkeit verbunden, sondern darüber hinaus mit zunehmenden, sich chronisch manifestierenden Schmerzen
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Selbstvorwürfe und Stigmatisierung
Karoline Schade ist 17, als sich ihre Krankheit mit Einnahme der Pille langsam bemerkbar macht. Die Knie werden unförmig dick. Dann nehmen die Oberschenkel an Umfang zu, trotz Radsport, Tanzen etc. Als sie mit 21 zu einer neuen Antibaby-Pille wechselt, legt sie in kürzester Zeit 20 kg an Gewicht zu – nicht im Gesicht, nicht am Oberkörper. Das ist ein typisches Merkmal eines Lipödems: die Disproportion zwischen schlankem Rumpf und verdickten Beinen (und Armen). Als die junge Frau von den Symptomen eines Lipödems erfährt, will sie diese Krankheit für sich nicht wahrhaben; mit 25 erhält sie erstmals die Diagnose Lipödem von einem Gefäßchirurgen. Sie leidet zunehmend unter Schmerzen, trotz konsequenter Kompressionstherapie; schon das Berühren der Beine tut weh. Im heißen Sommer 2019 kann sie kaum mehr stehen, ständige Kopfschmerzen und ein gestörter Stoffwechsel machen ihr das Leben schwer. Bestärkt durch die achtsame Liebe ihres Mannes beschäftigt sie sich mit dem Thema Operation. In den sozialen Medien erfährt sie viel vom Leidensweg anderer Frauen, von Rezidiven nach Eingriffen, von positiven Erfahrungen nach einer Operation in der LipoClinic in Mülheim Ruhr. Dort wird sie umfassend untersucht und beraten und fasst schließlich Vertrauen. Im März 2020 lässt sich die heute 34-jährige Petershägerin die Unterschenkel behandeln, 3,8 Liter Fett werden entfernt, im Mai 5,5 Liter Fett aus den Oberschenkeln. Auch auf die letzte Operation im November folgen mehrere Monate Kompressionstherapie und Lymphdrainage. Karoline Schade: „Ich hatte großen Respekt vor der Operation, die ich durchaus als schmerzhaft, aber erträglich empfunden habe. Auch die Zeit danach ist herausfordernd. Aber das Ergebnis macht mich überglücklich. Sofortige Wirkung: Meine ewigen Kopfschmerzen waren weg. Mein Stoffwechsel hat sich wieder reguliert.“ Die Nachsorge ist sehr wichtig für den Erfolg der gesamten Therapie. Rund acht Wochen nach der letzten OP hat die nun schlanke Frau noch Kompressionsstrümpfe getragen, das ist heute nicht mehr erforderlich – eine Befreiung! Sie ernährt sich weiterhin bewusst sehr gesund und betreibt neben Sport viel Aufklärung: „Ich kann jede Frau nur ermutigen, sich gründlich untersuchen zu lassen, wenn der Verdacht auf ein Lipödem besteht – und dieses dann gezielt zu therapieren.“ Empfohlen wird eine operative Behandlung vor allem vor einer geplanten Schwangerschaft, denn eine Hormonveränderung kann einen Schub auslösen. Zu 85 % nimmt die Krankheit ihren Beginn in der Pubertät, zunächst noch recht unbemerkt. Durch das weibliche Hormon Östrogen kommt es bei Frauen zu einer Vermehrung und Vergrößerung der Fettzellen. Die Ursachen dieser chronischen Erkrankung des Unterhautfettgewebes sind bislang nicht erforscht. Sie ist vererbbar, auch über die väterliche Linie. Grundsätzlich sind nur ganz vereinzelt Männer selbst von einem Lipödem betroffen. Das Lipödem kann konservativ behandelt werden, doch dann sind die Patientinnen auf das lebenslange Tragen von flachgestrickten Kompressionsstrümpfen/Entstauungstherapie sowie auf Lymphdrainage angewiesen. Die Symptome werden auf diese Weise gelindert, nicht aber das eigentliche Problem, die krankhafte Vermehrung von Fettzellen. Diese lasse sich nur operativ – durch eine Liposuktion (Fettabsaugung) – therapieren, ist Dr. Heck überzeugt.
Auftreten und Stadien
Bisher wurde der wissenschaftliche Nachweis für das Auftreten eines Lipödems ausschließlich für die Beine und Arme erbracht. Die Beine der Patientinnen, insbesondere ihre Oberschenkel, sind in 97 % der Fälle am häufigsten betroffen. Das Lipödem kann aber auch am Gesäß und an den Hüften entstehen. Die typischen Anzeichen des Lipödems sind in 31 Prozent der Fälle auch an den Armen der Patientinnen zu beobachten. Man unterscheidet zwischen drei Stadien und vier unterschiedlichen Typen. Während zur Einteilung der Stadien die Beschaffenheit der Haut und des Gewebes betrachtet wird, rücken bei der Klassifizierung der Typen die betroffenen Körperbereiche in den Vordergrund.
- Stadium 1: Hautoberfläche glatt, Unterhautfettgewebe verdickt, Fettstruktur feinknotig
- Stadium 2: Hautoberfläche uneben, Dellen, Beulen, Fettstruktur grobknotig
- Stadium 3: Gewebe derber und härter, großlappige Taschenbildung der Haut.
Auswirkungen
Die Betroffenen zeigen eine starke Neigung zu blauen Flecken, die aufgrund einer erhöhten Brüchigkeit der Blutgefäße entsteht. Die Durchlässigkeit der Gefäßwände nimmt dadurch zu und es tritt vermehrt Lymphflüssigkeit in das umliegende Gewebe. Diese kann vom intakten Lymphgefäßsystem nicht mehr abtransportiert werden und es kommt zum typischen Druck- und Spannungsgefühl. Die stetige Vermehrung der Fettzellen ist eine Ursache für Sauerstoffmangel im Gewebe. In der Folge wird ein Entzündungsprozess in Gang gesetzt, der zu weiteren Gewebsschädigungen und Schmerzen bei einem Lipödem führt. Diese Entzündungsprozesse und Nervenreizungen sind ein Grund dafür, dass Beschwerden auch nach der Operation individuell unterschiedlich lange brauchen, um abzuklingen. Hilfreich für den Heilungsprozess ist das relativ niedrige Durchschnittsalter der Patientinnen (in der LipoClinic) von Mitte 20 – aufgrund verbesserter Aufklärung gehen Betroffene die Problematik immer früher an.
Die Lipödem-Operation
Bei der Lipödem-Chirurgie (Lipo-Dekompressionen) kommen in der Regel die wasserstrahlassistierte Liposuktion (WAL) oder die Tumeszenz-Lokalanästhesie (TLA) zur Anwendung. „Vor 20 Jahren stand als Operationstechnik lediglich die TLA mit Vibrationskanülen zur Verfügung“, blickt Dr. Heck zurück. „Schon zu dieser Zeit und mit der TLA sah ich die Notwendigkeit, beim Lipödem ganz anders vorzugehen als dies bis dahin aus der ästhetischen Fettabsaugung abgeleitet worden war. In der ästhetischen Fettabsaugung galt damals die Lehrmeinung, dass es an Armen und Beinen Regionen gäbe, wo keinesfalls operiert werden dürfte. Beim Lipödem war es aber erforderlich, ,radikaler‘ vorzugehen als in der Schönheitschirurgie.“ Dr. Heck entwickelte eine neue und nachhaltig wirksame Operationsmethode: die Lipödem-Chirurgie (Lipo-Dekompression) und standardisierte sie. Die Methode beinhaltet eine mehrschrittige, allumfassende Entfernung der krankhaften Fettzellen beim Lipödem. „Hierzu waren anfangs Mut und eine genaue Kenntnis der Anatomie erforderlich und dann war es nur eine logische Konsequenz, hier andere Wege zu gehen, als sie durch die Schulmedizin aufgezeigt wurden“, so Dr. Heck. Die Spezialisten der LipoClinic Dr. Heck geben der WAL-Technik den Vorzug, da diese Vorteile in Bezug auf den Komfort und die Sicherheit der Patientinnen während der Behandlung biete. Sie ist eine seit 2006 auch für Lipödeme angewandte und bewährte Methode: Ein dünner Wasserstrahl löst die Fettzellen aus dem Gewebeverbund und spült sie heraus. Das Fettgewebe wird in diesem Arbeitsgang gleichzeitig abgesaugt. Im Vergleich zur Prallfüllung des Gewebes bei einer TLA wird bei der WAL-Technik nur sehr wenig Einspüllösung verwendet. Die Beine bzw. Arme behalten während des Eingriffs ihre Form und können vom Operateur zu jeder Zeit gut beurteilt werden. Dieses Vorgehen ermöglicht das präzise Absaugen des Fettgewebes, bis die gewünschte Kontur erreicht ist. Des Weiteren sind bei der WAL-Technik weder die verlängerte Auffüllzeit des Gewebes noch eine Einwirkzeit notwendig. Dr. Heck erläutert: „Um ein definitives Behandlungsziel zu erreichen und gleichzeitig die Sicherheit der Patienten nicht zu gefährden, müssen nach unserer Erfahrung die Beine mehrzeitig abgesaugt werden. Für die untere Extremität werden in der Regel zwei bis drei Lipo-Dekompressionen benötigt, beide Arme können normalerweise in einer einzigen OP abgesaugt werden. Eine maximale Absaugmenge von zehn Prozent des Körpergewichts in Kilogramm sollte dabei pro Sitzung nicht überschritten werden. Insgesamt ist die Komplikationsrate des Verfahrens mit ein bis zwei Prozent sehr gering. In der Regel handelt es sich dann um leichte bis mittlere Kreislaufreaktionen.“ Eine Korrelation zwischen entferntem Volumen und einer relevanten Kreislaufreaktion konnte lediglich für die Lipo-Dekompression der gesamten Oberschenkel in einer Sitzung nachgewiesen werden. Nach Studien der LipoClinic fühlten sich über 90 % der Patientinnen nach Entlassung aus der Klinik (in der Regel nach einer Übernachtung) zu Hause gut betreut und würden die Operation nochmal in der gleichen Konstellation durchführen lassen. Die Gesamtkomplikationsrate betrug 0,9 %. Grundvoraussetzung für diese durchaus große Operation sind ein stabiles Herz-/Kreislaufsystem und ein allgemein guter Gesundheitszustand. Zudem darf das Blut nicht verdünnt sein.
Ein Leben ohne Kompressionsversorgung
Eine Verminderung der Schmerzen nach Anwendung des WAL-Verfahrens bei Liposuktionen konnte in Studien nachgewiesen werden (siehe Interview Seite 38f.). Weiterhin werden bei dieser Methode kürzere Erholungszeiten sowie eine verminderte Schwellneigung beobachtet. Dr. Heck: „Die überwiegende Mehrheit unserer Patientinnen wird innerhalb weniger Tage schmerzfrei. Für einen Zeitraum von rund 8 Wochen nach der OP sind das Tragen von Kompressionsstrümpfen und Lymphdrainage Pflicht. Danach sind diese Formen der Therapie bei ca. 70 % der Betroffenen nicht mehr erforderlich. Bei gleichzeitiger Erkrankung an einem Lipo-Lymphödem führt das WAL-Verfahren ebenfalls zum Erfolg. Bei diesen Patienten bleibt allerdings die Notwendigkeit zum dauerhaften Tragen von Kompressionswäsche trotz Operationen bestehen.“
Das Lipödem im Kopf
Karoline Schades Selbstbewusstsein war in den Jahren vor der Operation schwer beschädigt. Sie hat sich und vor allem ihre Beine so gut wie möglich versteckt. Das alles zu verarbeiten, braucht seine Zeit. Heute bezeichnet sich Karoline Schade selbst als glücklich und zuversichtlich. Sie fühlt sich auch gestärkt durch ihren Mann und die gewachsenen, oft freundschaftlichen Kontakte zu anderen Betroffenen. Aber es gibt viele Patientinnen, die auch nach einer faktisch erfolgreichen chirurgischen Behandlung ihre Figur immer noch als unproportioniert wahrnehmen und sich weiterhin chronisch krank fühlen. Zu tief sitzen die seelischen Wunden, die das Selbstbild nachhaltig verzerren. Ein 2017 entwickeltes mentales Coaching-Programm ist ein erster Ansatz der LipoClinic, auch diesen Aspekt zu berücksichtigen. Um konkrete Therapiemöglichkeiten zu entwickeln, führt die LipoClinic aktuell mit der Uniklinik Essen eine Studie zum Thema „Das Lipödem im Kopf“ durch.