Herbert Türk verstorben
Herbert Türk war – gemeinsam mit seinem Vater Karl Türk – in der Orthopädieschuhtechnik und in Ärztekreisen vor allem für die Entwicklung der orthopädieschuhtechnischen Versorgungsprinzipien des Diabetischen Fußes bekannt. Für diese Entwicklungen, die wesentliche Grundlage der interdisziplinären Zusammenarbeit für die Orthopädieschuhtechnik im Diabetesbereich wurden, erhielten Vater und Sohn 1997 gemeinsam den Jahrespreis für Orthopädieschuhtechnik, die höchste Auszeichnung in diesem Handwerk.
Die Diabetesversorgung war jedoch nur ein Teil des beruflichen Wirkens von Herbert Türk. Nach seiner Ausbildung im elterlichen Betrieb, die er als Bundessieger abschloss, den Gesellenjahren bei Werner Goldiger in Zürich und Fredi Stumpf in Fulda sowie seiner Meisterausbildung an der BfO in Hannover, wo er Jahrgangsbester war, engagierte er sich schon sehr früh für die Integration moderner Analysetechniken und Herstellungsverfahren in die Orthopädieschuhtechnik. Er gehörte zu den Pionieren der Bewegungsanalyse in diesem Handwerk. Die Beschäftigung mit innovativen Analysetechniken und den daraus folgenden Erkenntnissen zu den Ursachen von Überlastungsschäden führten ihn mit seiner Arbeit bis in den Profisport und in die Wissenschaft. Einige Wissenschaftler haben in seinem Betrieb erste praktische Erfahrungen in der Bewegungsanalyse gesammelt, die später in ihre Doktorarbeiten einflossen. Als Kooperationspartner der Universität Tübingen war Herbert Türk zudem an den ersten Studien zur Wirkung von Sporteinlagen beteiligt.
Türk war Dozent an der Ruck Akademie für Podologie in Neuenbürg und durch sein breites Wissen ein gefragter Referent auf Kongressen im In- und Ausland, natürlich auch bei der Studiengemeinschaft für Orthopädieschuhtechnik, der er seit seiner Meisterprüfung die Treue hielt und dafür mit dem Goldadler ausgezeichnet wurde.
Als Vorstandsmitglied des Zentralverbandes Orthopädieschuhtechnik (ZVOS) und der Landesinnung Baden-Württemberg setzte er sich auf politischer Ebene für sein Handwerk ein. Seit 2017 gehörte er dem Beratungsausschuss der DGOOC für das Orthopädieschuhmacher-Handwerk an.
Herbert Türk erwarb sich auch große Verdienste beim Aufbau der Orthopädieschuhtechnik in Japan. Zunächst gemeinsam mit seinem Vater, später als Schulleiter des Fuß und Schuh Instituts in Tokyo, vermittelte er seit den 1990er-Jahren vielen Auszubildenden in Japan die Grundlagen der Orthopädieschuhtechnik und der Einlagenversorgung.
Herbert Türk, am 2. August 1958 in Freudenstadt geboren, besaß neben der großen Leidenschaft für seinen Beruf auch ein vielseitiges kulturelles Interesse. Als Vorsitzender der Denkmalfreunde Waldlust e.V. in Freudenstadt setzte er sich für den Erhalt und die Wiederbelebung des ehemaligen Grandhotel Waldlust ein. Und als er für die Maiausgabe unsere Fragen in der Rubrik „Nachgefragt“ beantwortete, hatte er zu jeder Antwort immer einen passenden Musiktipp.
In Erinnerung an einen außergewöhnlichen Menschen, der auch unsere Redaktion über viele Jahre freundschaftlich begleitete, haben wir uns erlaubt, seinen Fragebogen online zu stellen und seine Musiktipps mit Links zu versehen, so dass man sie direkt auf Youtube anhören kann. Es mag eine ungewöhnliche Art des Gedenkens sein, aber wir glauben, dass ihm das durchaus gefallen hätte.
