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14. Februar 2024
Wolfgang Best
Nachruf

Arthur Thanner verstorben

„Nichts - genauso würde ich es wieder tun, denn Schuhe sind mein Leben“, antwortete Arthur Thanner anlässlich eines runden Geburtstages auf die Frage, was er in seinem Leben gerne anders gemacht hätte. Wer Arthur Thanner persönlich kannte oder wer auch nur die Entwicklung des von ihm und seiner Frau Gerlinde gegründeten Unternehmens in den vergangenen Jahrzehnten verfolgte, wird dieser Selbstbeschreibung sicher zustimmen. Am 2. Februar 2024 verstarb Arthur Thanner im Alter von 94 Jahren im Kreis seiner Familie.
Arthur
Foto: Berthold Veh/Donau Zeitung
Arthur Thanner

1929 in Höchstädt an der Donau in eine Schuhmacherfamilie hineingeboren, besuchte Arthur Thanner das Gymnasium im benachbarten Dillingen. Weil dieses während des Krieges für einige Zeit geschlossen war, half er bei seinem Vater aus. Als die Schule wieder öffnete, ging er gar nicht mehr hin. Die Leidenschaft für Schuhe hatte ihn gepackt und er hatte seinen Traumberuf gefunden.

Zu dieser Zeit wurden bei der Schuhmacherei Thanner vor allem holzgenagelte und zwiegenähte Trachten-, Berg- und Skischuhe aus Leder hergestellt, die über Schuhgeschäfte von Berchtesgaden bis Oberstdorf vertrieben wurden. Nach Ausbildung und Meisterprüfung im Schuhmacherhandwerk übernahm Arthur Thanner das elterliche Geschäft, erweiterte den Schuhhandel um ein Sportgeschäft und gründete auch noch eine Skischule.

Der Grundstein für das heutige, national und international renommierte Unternehmen wurde 1974 gelegt, als Arthur Thanner gemeinsam mit seiner Frau Gerlinde Thanner mit der Herstellung orthopädischer Maßschäfte begann. Mit ihrer Strategie, statt auf das übliche Schwarz auf modischere und elegantere Schnitte bei orthopädischen Maßschuhen zu setzen, waren sie schnell erfolgreich, so dass sie die anderen Geschäfte bald aufgaben. 1979 beschäftigten sie bereits elf Mitarbeiter. Ein Jahr später wurde eine neue Fabrikationshalle gebaut, die 1991 schon wieder erweitert werden musste.

1995 begann der Aufbau einer Bodenmontageabteilung für die Anfertigung von Spezialschuhen für Diabetiker. Im selben Jahr übergaben Arthur und Gerlinde Thanner das Unternehmen an ihre Tochter Nicola Thanner und deren Mann, OSM Dieter Kipfelsberger, die das Unternehmen in den Folgejahren immer weiter ausbauten.

Heute werden neben Schäften sowie Spezialschuhen für Diabetiker und Rheumatiker unter anderem auch Orthesen, Komfortsandalen, Stabilschuhe, semi-orthopädische Schuhe und baumustergeprüfte orthopädische Sicherheitsschuhe angeboten. Dadurch wurde Thanner zu einem der großen Zulieferer und Dienstleister der Branche. Die Betriebsfläche musste über die Jahre immer wieder erweitert werden. Aktuell beschäftigt das Unternehmen 230 Mitarbeiter.

Arthur Thanner hat diese Entwicklung als Seniorchef und Berater noch viele Jahre mit großer Freude begleitet. Den viele Jahre gültigen Leitsatz seines Vaters „Du bist in der Früh der Erste im Geschäft und abends der Letzte, der geht“, musste er im Rentenalter nicht mehr befolgen. Doch ließ er es sich nicht nehmen, bis zur Corona-Pandemie täglich eine Runde durch das Unternehmen zu drehen. Und er konnte noch einem seiner beiden Enkelsöhne, der sich für eine Ausbildung zum Orthopädieschuhmacher entschied, seine langjährigen Erfahrungen im Handwerk und der Schäfteherstellung weitergeben. Er war sehr stolz darauf, dass sein Lebenswerk mit Luca Thanner in der 4. Generation fortgeführt wird.

In der Schuhmacher- und Orthopädieschuhtechnik-Branche genoss Arthur Thanner hohes Ansehen aufgrund seiner fachlichen Expertise und seiner unternehmerischen Leistung. Dies wurde auch in seiner Heimatstadt gewürdigt, unter anderem mit dem „Bürgerbrief“ der Stadt Höchstädt. Mit am wichtigsten für ihn war aber vermutlich die Wertschätzung, die ihm von den Mitarbeitern des Unternehmens entgegengebracht wurde. Wie groß diese war, zeigte sich in der Traueranzeige der Belegschaft, wo die Freude, der Mut und die Leidenschaft hervorgehoben wurde, mit der er das Unternehmen aufgebaut und begleitet habe. Durch seine menschliche Größe und sein fachliches Können sei der Verstorbene bei allen geachtet und geschätzt gewesen.

 

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
Schuhsohle
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