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13. Juli 2018
Redaktion

Mitarbeiter loben: Anerkennung 
und Wertschätzung richtig formulieren

Von Birgit Hallmann: Jeder Vorgesetzte freut sich, wenn seine Mitarbeiter täglich engagiert und motiviert zur Arbeit kommen. Trotzdem denken viele Chefs oft nur bei besonderen Anlässen daran, sich einmal ausdrücklich für deren Arbeitseinsatz und für gute Leistungen zu bedanken. Ein gut formuliertes Lob und das kleine Wort „Danke“ motivieren und sorgen dafür, dass sich Mitarbeiter geschätzt und anerkannt fühlen.


Der Wunsch nach Anerkennung und Akzeptanz ist ein menschliches Grundbedürfnis. Trotzdem werden gute Arbeitsergebnisse, besondere Leistungen oder kreative Problemlösungen der Mitarbeiter oft als selbstverständlich hingenommen. Auf Mängel, Fehler und Unzulänglichkeiten weisen manche Chefs dagegen häufiger und konsequenter hin. Manchmal wird auch nach dem Motto verfahren: „Nicht kritisiert ist genug gelobt“. Oder anerkennende Worte gehen aus 
Gedankenlosigkeit in der Hektik des Berufsalltags 
immer wieder unter. Fehlende Anerkennung und Wertschätzung sind allerdings häufige Gründe für Unzu­friedenheit und Frustration im Mitarbeiterkreis oder 
sogar der Auslöser für Kündigungen. Ein ehrliches Lob hingegen kann die Motivation und Produktivität deutlich steigern.

Die richtige Vorbereitung

Wenn es Ihnen schwer fällt, spontan ein Lob auszudrücken, ohne dass es gekünstelt oder übertrieben wirkt, dann sollten Sie Inhalt und Formulierung des Lobs genauso gut vorbereiten wie andere wichtige Gespräche. Ungeschickte oder übertriebene Formulierungen können ein Lob schnell entwerten. Überlegen Sie daher im Vorfeld, wie Sie Ihr Lob formulieren wollen. Mitarbeiter haben ein sicheres Gespür dafür, ob Sie wirklich begeistert von ihrer Leistung sind oder ob Sie das Lob nur aussprechen, weil Sie gelesen haben, dass man Mitarbeiter hin und wieder loben soll. Auch ein taktisches Lob, mit dem Sie sich lediglich das Wohlwollen oder die Loyalität einzelner Mitarbeiter „erkaufen“ wollen, wirkt immer unglaubwürdig und wird von Mitarbeitern schnell durchschaut. Erstellen Sie doch einmal eine Liste mit allen Dingen, die Ihnen in der letzten Zeit positiv aufgefallen sind und notieren Sie aus dem Gedächtnis die guten Leistungen Ihrer Mitarbeiter. Beschreiben Sie die positiven Auswirkungen auf das Unternehmen und das Team. Dann können Sie das anschließende Gespräch mit dem betreffenden Mitarbeiter überzeugend führen.{pborder}

Lob wirkt auf Mitarbeiter motivierend – fehlende Anerkennung und Wertschätzung hingegen können im schlimmsten Fall sogar der Auslöser für eine Kündigung sein

Lob wirkt auf Mitarbeiter motivierend – fehlende Anerkennung und
Wertschätzung hingegen können im schlimmsten Fall sogar der Auslöser
für eine Kündigung sein

Der Gesprächsablauf

Ein Lob sollte nicht einfach nebenbei zwischen Tür und Angel ausgesprochen werden, sondern in der Regel unter vier Augen erfolgen – sonst fühlen sich andere Mitarbeiter schnell zurückgesetzt und betrachten den gelobten Kollegen als „Streber“ oder „Karrieretyp“. Wählen Sie daher einen Ort, an dem sie ungestört sind. Formulieren Sie dann Ihr Lob, indem Sie die gute fachliche Leistung würdigen oder persönliche Eigen­schaften ansprechen, wie zum Beispiel Kreativität, Teamgeist, Zuverlässigkeit, Verantwortungsbewusstsein oder Vorbildfunktion. Nennen Sie dann die positiven Auswirkungen auf Kunden und Kollegen. Anschließend können Sie vielleicht noch nach den persönlichen Motiven und den Rahmenbedingungen für die Leistung oder nach den besonderen Schwierigkeiten fragen. Ziel ist es, dem Mitarbeiter das Gefühl zu vermitteln, dass er als Person mit seiner Leistung wahrgenommen und geschätzt wird. Wenn Sie dann zusätzlich noch Ihre persönlichen Gefühle zum Ausdruck bringen, wirkt das Lob besonders ehrlich und authentisch: „Ich bin so froh, dass …“ oder „Ich habe mich sehr gefreut, weil …!“ Je detaillierter und konkreter das Lob formuliert wird, desto glaubhafter wirkt es auf den Mitarbeiter. Beenden Sie das Gespräch mit dem Wunsch nach einer weiterhin guten Zusammenarbeit.

Achten Sie im Gespräch immer darauf, das Lob niemals mit Kritik zu vermischen. Werden gleichzeitig mit dem Lob auch Kritikpunkte angesprochen, so wird der Mitarbeiter häufig die Kritik als Hauptanlass für das Gespräch werten und das vorangegangene Lob verliert seine Wirkung. Mitarbeiter neigen dazu, kritische Anmerkungen höher zu bewerten als ein Lob und die zuvor geäußerte Anerkennung ist dann schnell wieder vergessen. Wenn Sie etwas zu kritisieren haben, tun Sie das lieber in einem getrennten Gespräch. Loben Sie auch nie vergleichend. Mit Aussagen wie „Sie machen das viel besser als Frau Müller“ oder „Sie machen das fast so gut wie Herr Schulz!“ wird nur ein unnötiges Konkurrenzverhältnis geschaffen.

Das öffentliche Lob

Bei besonderen Leistungen mit hoher Bedeutung für den Betrieb kann auch ein öffentliches Lob vor allen Mitarbeitern anlässlich einer Mitarbeiterbesprechung oder einer Betriebsfeier angebracht sein. Wenn Sie einen Mitarbeiter in großer Runde loben, dann bitten Sie ihn am besten zu sich nach vorne oder gehen Sie kurz zu seinem Platz. Das wirkt immer überzeugender als ein Lob aus der Distanz. Wie lange Sie dann über seine Leistung sprechen, hängt von deren Bedeutung und von der Länge der gesamten Ansprache ab. Berücksichtigen Sie vor einem öffentlichen Lob aber unbedingt den Charakter und die Persönlichkeit des Mitarbeiters. Einem introvertierten und schüchternen Mitarbeiter ist es vielleicht unangenehm, wenn seine Leistung vor allen Kollegen hervorgehoben wird. Fragen Sie den Mitarbeiter daher vorab, ob er mit einem öffentlichen Lob einverstanden ist. Achten Sie auch hier darauf, öffentliches Lob nicht mit einer indirekten Kritik an anderen Mitarbeitern zu verbinden, weil Sie den betreffenden Mitarbeiter als „leuchtendes Beispiel“ darstellen. Und wenn Sie Ihr Team als Ganzes loben möchten, dann tun Sie das immer unter Einbeziehung aller Teammitglieder.

Mehr als Worte

Wenn ein Lob über anerkennende Worte hinausgehen soll, weil sich ein Mitarbeiter ganz besonders engagiert hat, können Sie ihm durch eine kleine Aufmerksamkeit zeigen, dass Ihnen seine Leistung mehr wert ist als ein Schulterklopfen und einige aufmunternde Worte. Schenken Sie dem Mitarbeiter zum Beispiel 
einen zusätzlichen freien Tag oder einen Kino- oder 
Restaurantgutschein als zusätzliches „Dankeschön“. Bei einer guten Teamleistung aller Mitarbeiter können Sie für das gesamte Team auch Eis oder Kuchen mitbringen oder eine kleine Grillfeier organisieren. Überraschen Sie Ihre Mitarbeiter dabei doch einmal mit einem „Rollentausch“, zum Beispiel indem Sie sich beim Grillabend als Chef selbst an den Grill stellen und die anwesenden Mitarbeiter mit Speisen und Getränken versorgen. Durch diese Maßnahme signalisieren Sie Ihren Mitarbeitern, wie wichtig sie Ihnen sind und dass Sie sich als Chef nicht zu schade sind, auch einmal „Hilfsarbeiten“ zu übernehmen. Sie werden für diese Maßnahme viel Respekt und Anerkennung erhalten.

Externes Lob weitergeben

Wenn ein Geschäftspartner oder ein Kunde Ihnen gegenüber die Leistung Ihres Teams oder die Arbeit 
einzelner Mitarbeiter lobt, so geben Sie dieses Lob 
unbedingt an die betreffenden Mitarbeiter weiter. Sagen Sie Ihrem Team dabei auch, wie sehr Sie sich selbst über dieses positive Feedback von außen freuen.

Das kleine Wort „Danke“

Während Sie ein konkretes Lob nur dann aussprechen können, wenn es einen bestimmten Grund dafür gibt, kann allgemeine Anerkennung auch ohne besonderen Anlass geäußert werden. Würdigen Sie auch einmal die zuverlässige Erledigung von Routineaufgaben mit anerkennenden Worten. „Danke, dass Sie das immer so zuverlässig erledigen.“ Bereits das Interesse an der Arbeit des betreffenden Mitarbeiters kommt immer positiv an. Und vergessen Sie das „Danke“ insbesondere im jährlichen Mitarbeitergespräch nicht.

Achten Sie bei allen Maßnahmen aber unbedingt 
darauf, dass Sie Ihre Anerkennung angemessen dosieren. Nur ausnahmsweise zu loben, wenn ganz besondere Leistungen erbracht wurden, ist genauso unpassend, wie Mitarbeitern bei jeder Kleinigkeit immer 
wieder mit dem Satz „Gut gemacht – weiter so!“ auf die Schulter zu klopfen. Wenn Ihnen das Lob zu oft und zu leicht über die Lippen kommt, lassen die Wirkung und die Glaubwürdigkeit schnell nach. 

Anschrift der Verfasserin:
Birgit Hallmann
Ernst-Strobach-Platz 1
31535 Neustadt

Ausgabe 07-08 / 2018

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Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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