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24. Juni 2022
Christina Baumgartner
Die Gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten

Zweifarbige Eleganz

Milena Köhler gewann den Wettbewerb „Die Gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten“ mit einem Paar eleganter Halbschuhe in den Farben Blau und Schwarz. Besonders die Gestaltung des Lederbodens lag der 25-Jährigen am Herzen.
Paar
Foto: Milena Köhler

Mit ihrem Gesellenstück, einem Paar eleganter Halbschuhe in zwei Farben, konnte Milena Köhler im Wettbewerb „Die Gute Form im Handwerk – Handwerker gestalten“ überzeugen. Für den Schaft verwendete die Orthopädieschuhmacherin Oberleder in den Farben Blau und Schwarz sowie beiges Futterleder. Der Schaft besteht aus dem Blatt im Golf-Schnitt, dem Quartier im Derby-Schnitt (ebenfalls mit Golf-Lochung), drei verdeckten Ösen und der Abschlusskante aus italienischem Paspol.

Die Bettung

Die Bettung besteht aus den drei Schichten Tepp, Mikrokork und Kork, beschreibt Milena Köhler ihre Arbeit. „Zunächst habe ich die 1,7 Millimeter Tepp-Schicht mit der zweiten Schicht aus 10 Millimeter Mikrokork tiefgezogen“. Nach dem Erwärmen des Tepp-Materials gab sie den Mikrokork hinzu. Dann schliff sie den Kork ab und befestigte die Bettung mit Hilfe eines Absatztackers. Anschließend schnitt sie den zu hohen Mikrokork an den Seiten ab und legte die Höhe der Bettung fest. Als dritte Schicht wurde der Durolastic-Kork aufgebaut. Dann schliff sie die Stärke der Bettung und arbeitete die Brandsohlenform ein. Zum Schluss wurde die Bettung mit Rindsleder bezogen.

Im
Foto: Milena Köhler
Im Fokus stand der Bodenbau. Brandsohle, Zwischensohle und Laufsohle bestehen aus Leder. Der Ausputz erfolgte von Hand mit den Lederfarben Palisander und Natur.

Im Fokus: der Bodenbau

„Besonders wichtig war mir bei diesem Schuh der Lederboden“, erzählt Milena Köhler. Dieser sei auch gut gelungen. Brandsohle, Zwischensohle und Laufsohle bestehen aus Leder, ebenso wie der aufgesetzte Absatz. Der Absatzfleck ist aus Leder und Gummi gefertigt. Der Ausputz erfolgte von Hand mit den Lederfarben Palisander und Natur.

„Das Schwierigste während der Prüfung war der Kampf mit der Zeit – ich hatte Angst, nicht rechtzeitig fertig zu werden“, erinnert sich die junge Orthopädieschuhmacherin aus Waiblingen. „Bei der Prüfungs-Nachbesprechung fanden dann aber alle meine Arbeit schön und waren zufrieden“. Kritik sei nur am Rahmen geäußert worden und am Absatz, der „nicht ganz gerade geschliffen war und minimal herausstand“.

Milena
Foto: Schäfer Orthopädie-Schuhtechnik
Milena Köhler mit Bernd Schäfer (l.) und dessen Sohn Christoph Schäfer (r.), der den Familienbetrieb Schäfer Orthopädie-Schuhtechnik in Stuttgart in fünfter Generation führt.

Liebe auf den zweiten Blick

Dabei war die 25-Jährige zunächst einmal gar nicht so überzeugt davon, dass die Orthopädieschuhtechnik die passende berufliche Wahl für sie sein könnte. „Die Ausbildung zur Orthopädieschuhmacherin wurde mir in der Berufsberatung vorgeschlagen“, erzählt Milena Köhler. Zunächst sei sie von dem Vorschlag nicht begeistert gewesen. „Dann habe ich ein Praktikum gemacht und festgestellt, dass das ein sehr schöner Beruf ist“. Es gefiehl ihr sogar so gut, dass direkt im Anschluss daran – im Dezember 2017 – ihre Ausbildung startete. Aktuell ist die Gesellin noch in Elternzeit, demnächst wird sie dann aber wieder in ihrem Ausbildungsbetrieb Schäfer Orthopädie-Schuhtechnik in Stuttgart anzutreffen sein. Im Beruf bleiben möchte Milena Köhler auf jeden Fall: Um später noch Orthopädieschuhtechnik studieren zu können, holt sie derzeit sogar ihr Abitur auf der Abendschule nach.

 

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
Schuhsohle
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