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28. Juni 2023
Annette Switala
Neues Aus- und Fortbildungskonzept

Studiengemeinschaft stellt Curriculum Sensomotorik vor

Um der Branche zu ermöglichen, in der sensomotorischen Einlagenversorgung ein hohes Versorgungsniveau gegenüber Medizin und Kostenträgern zu gewährleisten und nachzuweisen, hat die Studiengemeinschaft für Orthopädieschuhtechnik in Zusammenarbeit mit Fachärzten ein neues Aus- und Fortbildungskonzept entwickelt. Inzwischen steht das Curriculum – und wurde am 31. Mai 2023 in Osnabrück zunächst den Innungen und Berufsverbänden vorgestellt.
Prof.
Foto: C. Maurer Fachmedien
Prof. Bernhard Greitemann, Markus Seeßle, Tino Sprekelmeyer, Thomas Stief und Michael Volkery (v. l.)

Bis auf Dr. Ulrich Hafkemeyer, der verhindert war, waren alle Mitglieder der Arbeitsgruppe „Qualitätssicherung in der sensomotorischen Einlagen/Fußorthesen-Versorgung“ vor Ort, um das neue Aus- und Fortbildungscurriculum Sensomotorik den geladenen Gästen zu präsentieren. Tino Sprekelmeyer, Michael Volkery, Thomas Stief und Markus Seeßle von Seiten der Studiengemeinschaft sowie Prof. Bernhard Greitemann, Vorsitzender des Beratungsausschusses der DGOOC, sorgten für eine offene Atmosphäre, in der die Teilnehmer jederzeit ihre Fragen und Anregungen einbringen konnten.

Warum ein neues Aus- und Fortbildungskonzept?

In den letzten Jahren haben sich die gesetzlichen Krankenkassen immer ablehnender gegenüber der sensomotorischen Einlagenversorgung verhalten – und spätestens, seit der GKV-Spitzenverband in der Fortschreibung der PG 08 von 2016 explizit schrieb, dass sensomotorische Einlagen wegen fehlender medizinischer Nachweise nicht im Hilfsmittelverzeichnis berücksichtigt sind, wurde der Branche bewusst, dass Handlungsbedarf besteht. „Es galt, die Akzeptanz für sensomotorische Einlagen sowohl in der Ärzteschaft als auch bei Kostenträgern wieder zu stärken“, blickte Tino Sprekelmeyer, Vorsitzender der Studiengemeinschaft, zurück.

Einen ersten wichtigen Schritt machte der Beratungsausschuss 2016 durch die Veröffentlichung seiner Stellungnahme zu sensomotorisch wirkenden Fußorthesen (SMFO), in der er die Studienlage und Indikationen für diese Versorgungsart wissenschaftlich beleuchtete. 2018 fanden sich dann beim Symposium Sensomotorik, das C. Maurer Fachmedien in Stuttgart veranstaltete, erstmals eine Vielzahl von Anwendern, Ärzten Wissenschaftlern und Anbietern der Industrie zusammen, um umfassend darüber zu diskutieren, wie sich die sensomotorische Einlagenversorgung auf eine tragfähigere Grundlage stellen lässt.

Obwohl vielfach klinische Erfolge konstatiert wurden, wurde bei der dortigen Podiumsdiskussion festgehalten, dass es keine anerkannten, übergreifenden Versorgungs- und Qualitätsstandards gibt. Die Dauer und Inhalte der Fortbildungen, in der Regel von Industrieanbietern veranstaltet, sind höchst unterschiedlich und nicht immer von Prüfungen begleitet. In der Versorgung fehlt eine standardisierte Überprüfung, ob die Versorgungsziele erreicht werden, und eine entsprechende Dokumentation des Behandlungserfolges. Wie auch viele Kostenträger bemängeln, gibt es wenig wissenschaftliche Nachweise zur Wirkung von SMFO und die Qualität der durchgeführten Versorgungen ist höchst unterschiedlich, erläuterte Tino Sprekelmeyer.

Qualität und Transparenz im Fokus

„Vor diesem Hintergrund haben verschiedene Akteure auf dem Symposium beschlossen, gemeinsam Standards für eine verbesserte Versorgung zu erarbeiten“, berichtete der Vorsitzende der Studiengemeinschaft. Die Corona-Pandemie habe jedoch für deutliche Verzögerungen gesorgt. Dem Vorpreschen eines Industrieanbieters, der in dieser Zeit eine eigene, geschlossene Lösung mit Prüfung auf den Markt zu bringen versuchte, habe sich die Studiengemeinschaft nicht anschließen wollen. „Uns war es wichtig, ein von der Industrie unabhängiges Aus- und Fortbildungskonzept aus der Orthopädieschuhtechnik selbst – gemeinsam mit den Fachgesellschaften und der Ärzteschaft – zu etablieren und Transparenz zu schaffen“, erklärte Sprekelmeyer.

Das neue Ausbildungskonzept baut auf der Stellungnahme des Beratungsausschusses der DGOOC auf, die für eine qualitativ hochwertige Behandlung mit SMFO zwingend adäquate Anwenderkompetenzen, Qualitäts- und Versorgungsstandards und eine individuelle, an Indikationen orientierte Versorgung für erforderlich erachtet, erläuterte Prof. Bernhard Greitemann, Vorsitzender des Beratungsausschusses.

Curriculum wird den Fortbildungsveranstaltern zur Verfügung gestellt

Die neu konzipierte Fortbildung soll nicht durch die Studiengemeinschaft selbst angeboten werden. Vielmehr sollen das Curriculum und die Prüfungsordnung allen Akteuren, die Aus- und Fortbildungen im Bereich sensomotorische Einlagenversorgung anbieten, zur Verfügung gestellt werden. „Wir haben das Konzept bewusst offen gehalten“, sagte Prof. Bernhard Greitemann. Die Studiengemeinschaft möchte jedoch die vorgesehene Prüfung inklusive Befähigungsnachweis anbieten – und dafür Sensomotorik-Experten aus Medizin und Orthopädieschuhtechnik hinzuziehen. „Damit kommt der Nachweis über die Qualifikation von einer unabhängigen Stelle“, betonte Sprekelmeyer, „das soll die Qualität und Transparenz der SMFO-Versorgung in der Branche, aber auch für Außenstehende sichtbar machen und sicherstellen.“

Modulares Fortbildungskonzept

Wie Thomas Stief erläuterte, setzt sich die geplante Fortbildung aus verschiedenen Modulen zusammen. Die Grundausbildung, die insgesamt 80 Unterrichtseinheiten à 45 Minuten umfasst, beinhaltet drei prüfungsrelevante Module: einen Grundlagenkurs, einen Vertiefungskurs und einen Kurs zur Kinderversorgung. Für den Grundlagenkurs mit den Lernbereichen Anatomie, Physiologie, Orthopädieschuhtechnik, Bewegungswissenschaften, Biomechanik und praktische Versorgung werden 30 Unterrichtseinheiten veranschlagt. Im Vertiefungskurs (mit ebenfalls 30 Unterrichtseinheiten) entfallen Anatomie und Physiologie, dafür kommt die Neurophysiologie der Motorik hinzu und der Anteil der praktischen Arbeit wird ausgeweitet. Das Modul zur Kinderversorgung umfasst 20 Unterrichtseinheiten.

Nach diesen Modulen ist eine Prüfung vorgesehen, nach der man sich „SMFO-Versorger/Versorgerin“ nennen kann. Die Prüfung besteht aus einer 60-minütigen schriftlichen Prüfung (Klausur) sowie einer 90-minütigen mündlichen Prüfung. Diese beinhaltet die Vorstellung eines strukturiert durchgeführten Versorgungsfalls sowie ein Fachgespräch (Kolloquium). Die schriftliche Prüfung wird mit 40 Prozent gewertet, Fallbesprechung und Kolloquium mit 60 Prozent. Voraussetzung für die Prüfung ist die bestätigte Teilnahme an den drei Modulen der Grundausbildung.

Über diese drei Module hinaus werden zwei zusätzliche Kurse mit je 20 Unterrichtseinheiten angeboten: einer zur Sportversorgung und einer zur Neurologie; diese sind jedoch keine Voraussetzung für die Prüfung.

Thomas Stief konnte den Teilnehmern bereits die tabellarisch umfassend ausgearbeiteten Konzepte für die einzelnen Kursinhalte der Module präsentieren. Nach den Innungen sollen sie zunächst den Ausbildungsanbietern vorgestellt werden – mit dem Ziel, dass diese gegebenenfalls ihre Ausbildungsinhalte an den neu geschaffenen Standard anpassen können.
In weiterer Zukunft soll das Konzept dann auch dem GKV-Spitzenverband und den Kostenträgern erläutert werden.

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Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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