Folgen Sie uns
10. Juli 2017
Annette Switala

Studie: „Flip-Flops“ mit Fußbett reduzieren Fußschmerzen

Eine randomisierte, kontrollierte Studie, die an der Podiatrischen Klinik der Universität Newcastle und am Wyong Hospital durchgeführt wurde, zeigte, dass Zehenstegsandalen mit konturiertem Fußbett gegenüber herkömmlichem Schuhwerk einen signifikanten Effekt bei der Verringerung von Fußschmerzen haben können.
Fuß
Foto: Sentello/fotolia

Fußschmerzen sind weit verbreitet, stellen die Autoren Vivienne Helaine Chuter, Angela Searle und Martin J. Spink einführend dar. Zwar seien ortho­pä­dieschuhtechnische Maßnahmen zur ­Behandlung von Fußschmerzen weit verbreitet, doch würden hier zumeist geschlossene Schuhe eingesetzt, bei denen die Adhärenz der Patienten bei unter 22 Prozent liege (laut dieser Studie wegen der Optik und des mangelnden Komforts der Schuhe).

Bislang, so die Autoren, seien „Flip-Flops“ noch nicht als mögliche Maßnahme gegen Fußschmerzen betrachtet worden, da man gemeint habe, sie böten weniger Schutz, Unterstützung, Dämpfung und Kontrolle über die Schritt­abwicklung als geschlossene Schuhe. Trotz der Beliebtheit von „Flip-Flops“ gebe es jedoch keine Studien, die ihren Effekt auf Schmerzen und Funktionen des Fußes untersuchen (mit Ausnahme einer Studie von Vicenzino et al.). Das Ziel der vorliegenden Studie war es daher, den Effekt von „Flip-Flops“ mit konturiertem Fußbett auf Schmerzen und Funktionen des Fußes mit dem herkömmlicher Schuhe zu vergleichen.

Methode

Die Studie wurde als randomisierte, kontrollierte Studie mit einer Nachuntersuchung nach 12 Wochen durchgeführt. Eingeschlossen wurden Probanden ab 18 Jahren, die aktuell an Fußschmerz unterhalb des Knöchels litten, der sie mindes­tens von einer ihrer Alltagsaktivitäten abhielt. Ausschlusskriterien waren vorhergehende Amputationen, Fuß­schmerzen aufgrund von arterieller oder venöser Insuffizienz, eine periphere Neuropathie, neurodegenerative Störungen oder mindestens zwei Stürze in den letzten 12 Monaten.

Zunächst beantworteten alle 108 Probanden Fragen zu Schmerzen und Funktion ihrer Füße. Dann wurden die Patienten nach dem Zufallsprinzip (randomisiert) in zwei Gruppen eingeteilt. Die Interventionsgruppe erhielt Schuhe und eine Unterweisung zu Schuhen, die Kontrollgruppe bekam nur diese Unterweisung.

Die Schuhe, die die Interventionsgruppe ausgehändigt bekam, waren konfektionierte Zehenstegsandalen (Foot Bio-Tec, Silverwater, NSW, Australien) mit einem konturiertem Fußbett, Fersenschale und breiten Riemen. Die Probanden sollten sie in den nächsten 12 Wochen so oft tragen, wie es ihnen bequem erschien. Sie sollten täglich aufschreiben, wie oft und wie lange sie die ­Zehenstegsandalen getragen hatten.

Die Patienten der Kontrollgruppe sollten ihr gewohntes Schuhwerk für 12 Wochen tragen. Nach 12 Wochen wurden die Probanden gefragt, ob sie weitere Maßnahmen zur Verringerung ihrer Fußbeschwerden durchgeführt hatten und ob die Zehenstegsandalen zu Beschwerden geführt hatten.

Die Probanden und die Person, die die Intervention begleitete, waren nicht verblindet, da sie wussten, welchen Schuh sie trugen. Die Auswertung der Daten wurde jedoch verblindet vorgenommen.

Die Erhebung der Daten

Die Daten wurden mit Fragebögen erhoben, die die Patienten ausfüllten.

Der erste Punkt, an dem die Wirksamkeit der Zehenstegsandalen in der Studie festgemacht wurde, war der Bereich Fußschmerz im Foot Health Status Questionnaire (FHSQ). Für diesen Outcome wurde der Bereich Fußschmerz ausgewählt, der zu Beginn der Studie und nach 12 Wochen abgefragt wurde. Die Scores dieses Fragebogens reichen von 0 (schlechtester Wert) bis 100 (optimaler Wert). Als minimale klinisch relevante Differenz für eine Verbesserung der Schmerzsymptomatik wurden 14 Punkte angesetzt.

Der zweite Punkt betraf die Bereiche Fußfunktion und generelle Fußgesundheit aus dem FHSQ-Fragebogen, zusätzlich wurde der aktuelle Fußschmerz mit einer 100 mm-VAS (Visuelle Analog Skala) erfasst (hier markieren die Probanden auf einer Linie von links „kein Schmerz, 0“ bis rechts „höchster vorstellbarer Schmerz, 100“ den Punkt, der aus ihrer Sicht die Stärke ihres Schmerzes repräsentiert). Als minimale klinisch relevante Differenz wurden 9 mm beim Schmerz mit VAS und FHSQ, 7 Punkte für die Fußfunktion und 9 Punkte für die generelle Fußgesundheit beim FHSQ angesetzt.

Nach 12 Wochen wurde außerdem das Komfortempfinden mit einer VAS-basierten Befragung, die sich auf Ferse, den Mittel- und den Vorfuß sowie den Gesamtkomfort des Schuhs bezog, abgefragt.

Ergebnisse

Die durchschnittliche Tragedauer der Zehenstegsandalen betrug 15,25 Stunden pro Woche. 94 Prozent der Probanden der Interventionsgruppe hatten die Tragedauer täglich erfasst und den Komfort-Fragebogen am Ende der Studie ausgefüllt. Beide Gruppen berichteten, zu­sätz­liche Maßnahmen zur Behandlung der Fußschmerzen ergriffen zu haben. Am häufigsten waren dies Schmerzmittel (35 Prozent in der Kontrollgruppe und 30 Prozent in der Interventionsgruppe), Taping oder Stretching.

Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigte die Gruppe, die „Flip-Flops“ getragen hatte, signifikante Besserungen der Schmerzsymptomatik im Bereich Fuß­schmerz des FHSQ, die Effektgröße war moderat. Allerdings war die Verbesserung hier klinisch nicht relevant.

Im Vergleich zur Kontrollgruppe zeigten die „Flip-Flop“-Träger nach 12 Wochen eine signifikante Verbesserung des Schmerzes nach der VAS, die Effektgröße war gering. Außerdem war eine signifikante Verbesserung der Fußfunktion nach FHSQ wie auch der allgemeinen Fußgesundheit nach FHSQ, mit nahezu moderatem Effekt, erkennbar.

Der Gesamtkomfort der Zehensteg­sandalen wurde auf der VAS-Skala mit 72,1 Punkten bewertet (die Bewertungen lagen zwischen 43,0 und 95,0 Punkten). Der Komfort im Fersenbereich wurde mit 67,6 Punkten bewertet (zwischen 42,0 und 93,0 Punkten), der Vorfußkomfort mit 69,2 Punkten (32,0 bis 90,0 Punkte) und der Komfort im Mittelfußbereich mit 74,0 Punkten (zwischen 34,0 und 100 Punkten).

Diskussion

Das Ergebnis, dass „Flip-Flops“ mit konturiertem Fußbett mit dem FHSQ gemessene Schmerzen reduzieren, stimmt mit der eingangs erwähnten Studie von Vicenzio et al. überein, der statistische und klinisch relevanten Verbesserungen bezüglich Schmerz und Fußfunktion beim Tragen von konturierten Sandalen im Vergleich zu ganz flachen „Flip-Flops“ beobachtete. Dass in der hier vorgestellten Studie ein geringerer Effekt bei der Schmerzreduk­tion beobachtet wurde, führen die Autoren darauf zurück, dass  die Probanden der Kontrollgruppe ihr normales Schuhwerk statt flacher Flip-Flops trugen. Außerdem begründeten sie es mit der geringen Adhärenz der Patienten in der Interventionsgruppe. Außerdem, so die Autoren, könnte die geringe Studiendauer der Grund dafür sein, dass der Effekt auf den immerhin chronischen Schmerz nicht größer war.

Die Autoren weisen darauf hin, dass die Studie keine kinetischen und kinematischen Messungen enthielt. Daher können sie nur Vermutungen darüber anstellen, warum das Tragen der „Flip-Flops“ zur Schmerzminderung beitrug. Eine mögliche Erklärung könne eine Verminderung des plantaren Drucks sein. Möglicherweise, so die Autoren, könnten sich die „Flip-Flops“ auch über die Verminderung der Schrittlänge und der Gehgeschwindigkeit positiv ausgewirkt haben. Außerdem könnte die minimal ausgeprägte Sohlenrolle der Schuhe den Vorfußdruck vermindert haben.

Die offene Gestaltung der Schuhe und die Mittelfußstütze im Fußbett könnten das hohe Komfortempfinden der Probanden erklären, meinen die Autoren.

Begrenzungen der Studie

Als Grenzen der Studie geben die Autoren an, dass die Probanden nicht verblindet waren, was zu einem Placebo-Effekt geführt haben könnte. Dass die Probanden die „Flip-Flops“ durchschnittlich nur 15,25 Stunden pro Woche trugen, könnte ein Hinweis darauf sein, dass „Flip-Flops“ für viele Situationen (Arbeit, bestimmte soziale Situationen) als nicht geeignet empfunden wurden.

Außerdem sei der Zeitraum von 12 Wochen womöglich zu kurz angesetzt gewesen, um größere Verbesserungen bei Fußschmerz und Fußfunktion zu zeigen. Zudem seien die einbezogenen Krankheitsbilder, die von Arthritis bis Plantarfasziitis rangierten, zu unterschiedlich, um einheitliche Aussagen bezüglich der Effektivität des Schuhwerks treffen zu können. Eine weitere Einschränkung der Studie sei gewesen, dass die Daten auf Selbstaussagen der Teilnehmer basierten.

Schlussfolgerung

Die Autoren folgern, dass sich „Flip-Flops“ mit konturiertem Fußbett als zusätzliche Therapieoption für Patienten mit Fußschmerzen eignen.

Literatur

1. Chuter, Vivienne Helaine, Searle, Angela, Spink, Martin J.: Flip Flop footwear with a mouldet foot-bed for the treatment of foot pain: a randomise controlled trial. BMC
Musculoskeltal Disorders, 206, 7:468, Doi 10.1186/s12891-0160327-x.

2. Vicenzino B, Mc Poil TG, Stephenson S, Paul SK, Orthosis Shaped Sandals ar as
efficacious as in-shoe Ortheses and better than flat Sandals for plantar Heel Pain. A Randomized Control Trial. PLoS One, 2015, 10(12):e0142789.

Artikel aus Orthopädieschuhtechnik 07/2017

 

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
Schuhsohle
Zurück
Speichern
Nach oben