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4. Oktober 2017
Susanne Schneider
Präqualifizierung

Voraussetzungen für Versorgungen am Knie

Das Knie gehört zwar nicht zum Kerngebiet der Orthopädieschuhtechnik. Doch wenn es um die Versorgung mit vorgefertigten Bandagen und Orthesen geht, darf der Orthopädieschuhmacher oder entsprechend geschultes Personal eine breite Palette an Hilfsmitteln abgeben. Von Susanne Schneider


Versorgung
Foto: Phocus Phocus LTD/fotolia

Die Abgabe von Hilfsmitteln für das Knie ist ein interessantes Geschäftsfeld. Das Knie ist auf den ersten Blick zwar nicht das Kerngebiet eines Orthopädieschuhmachers.

Für die Beratung und Anpassung von Hilfsmitteln rund um das Knie bedarf es aber einer professionellen Beratung. Dass die Ursachen für Knieschmerzen oft Fußfehlstellungen sind, unterstreicht die fachliche Eignung von Orthopädieschuhmachern für die Abgabe von Hilfsmitteln rund um das Knie.

Fachliche Qualifikation

Für die Hilfsmittelabgabe für gesetzliche Krankenversicherungen (GKV) muss eine Präqualifizierung (PQ) durchgeführt werden. Die PQ ist 5 Jahre gültig und muss nach Ablauf dieser Zeit erneuert werden. Durchgeführt werden muss die PQ, auf Eigeninitiative des Betriebs, von einer offiziellen GKV-Präqualifizierungsstelle.

Die Krankenkassen haben von der Eignung eines Leistungserbringers für die Hilfsmittelausgabe auszugehen, wenn die Bestätigung einer Präqualifizierungsstelle vorliegt. Im Kriterienkatalog und der Empfehlung des GKV-Spitzenverbands ist klar definiert, wer welche Hilfsmittel nach §126 Abs. 1 abgeben darf. In der umfassenden Tabelle werden die beruflichen Anforderungen an die fachlichen Leiter beziehungsweise die verantwortliche Person aufgelistet.

Orthesen mit handwerklichen Anpassungen erfordern folgende berufliche Qualifikation der fachlichen Leiter:

  • Orthopädietechnikmeister/in
  • Dipl.-Ing./-in für Orthopädie und Rehatechnik
  • Orthopädietechniker/in, Bandagist/in
  • Orthobionik B.Sc.
  • Orthopädieschuhmachermeister/in
  • Orthopädieschuhmacher/in

Für industriell hergestellte Orthesen mit Anpassung gelten folgende Mindestanforderungen an die fachlichen Leiter:

  • Kaufmann/-frau im Einzelhandel mit mind. dreijähriger Berufserfahrung im einschlägigen Fachhandel
  • Ohne Berufsausbildung mit mindes­tens fünfjähriger einschlägiger Berufs­praxis im Fachhandel oder ­einer Apotheke mit Hilfsmittelabgabe
  • Medizinische Fachangestellte
  • Physiotherapeut/in
  • Ergotherapeut/in
  • Apotheker/in.

Wer darf welche Hilfsmittel bis einschließlich des Knies abgeben?

Orthopädieschuhmacher-Geselle: Bandagen, Fertigprodukte, Orthesen industriell hergestellt und mit handwerklicher Anpassung.

Orthopädieschuhmacher-Meister: Bandagen, Fertigprodukte, Lagerungshilfen (individuell oder in Sonderanfertigung), Orthesen.

Bei der Handwerkskammer kann eine zusätzliche Ausnahmebewilligung auf Grundlage einer Eignungsprüfung beantragt werden. Je nach Kassenvertrag müssen die Leistungserbringer Nachbildungen und Schulungen absolvieren. Generell muss die Hilfsmittelabgabe ­immer von geschultem Fachpersonal durchgeführt werden.

Lohnt sich ein Präqualifizierungsverfahren?

Betrachtet man die Auswertung der Abrechnungszahlen der letzten drei Jahre, so wird deutlich, dass Orthesen für die Versorgung des Knies sowohl von der Frequenz als auch von der Preisentwicklung ein attraktives Produkt sind.

Orthesen zählen zu den Bestsellern im Hilfsmittelbereich und konnten in den letzten drei Jahren steigende Verordnungszahlen verzeichnen. Anhand der Abrechnungszahlen von Orthesen lassen sich die Entwicklungen bezüglich Verordnungsverhalten und Preis ablesen. Die Auswertung beruht auf den Abrechnungszahlen der Jahre 2014 – 2016 der „azh“. Über 600 Hilfsmittelanbieter aus dem gesamten Bundesgebiet rechneten ihre Verordnungen für Orthesen während des Auswertungszeitraumes mit der azh ab. Es wurden die neu gekauften Produkte (Hilfsmittelkennzeichen 00) der Produktgruppe 23 des Hilfsmittelverzeichnisses ausgewertet. Im Jahr 2016 wurden insgesamt 16,65 Prozent mehr Verordnungen von Orthesen mit den gesetzlichen Kostenträgern abgerechnet als im Jahr 2014.  Orthesen für das Knie gehören zu den Top Fünf der Orthesen. Die Preisentwicklung der Top Fünf Orthesen zeigt – je nach Anwendungsort – unterschiedliche Tendenzen: Bei den Orthesen für das Knie konnte immerhin eine Steigerung von 11 Prozent ermittelt werden.

Orthesen erfüllen eine wichtige Funktion in der Therapie von Kniebeschwerden und Knieverletzungen. Sie werden in der Regel von Fachärzten verordnet, können aber im Prinzip auch von Hausärzten verordnet werden, ohne dass diese ihr Budget überschreiten. Informieren Sie Ihre Kunden im  Beratungsgespräch, wenn noch keine Verordnung vorliegt. Wenn Orthesen allerdings ausschließlich vorsorglich, beispielsweise zum Schutz vor Verletzungen bei sportlicher oder beruflicher Tätigung genutzt werden sollen, darf die Gesetzliche Krankenkasse die Kosten nicht übernehmen. In dem Fall muss der Versicherte die Kosten selbst tragen.

Anschrift der Verfasserin:
Susanne Schneider
NOVENTI HealthCare GmbH; Präqualifizierungsstelle
Einsteinring 41-43
85609 Aschheim bei München

Artikel aus Orthopädieschuhtechnik 10/2017

 

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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