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27. Juni 2024
Redaktion
DGOU

Meniskusverletzungen bei Fußballspielern

Mitten in der Fußball-Europameisterschaft (EM) rückt ein oft unterschätztes Verletzungsmuster in den Fokus: der Meniskusriss. Ein Meniskusriss kann für den Spieler nicht nur das vorzeitige Ende bei der EM bedeuten, sondern auch langfristige Auswirkungen auf seine sportliche Karriere haben. Über Häufigkeit, Prävention, Ursachen und Versorgung von Meniskusverletzungen klärt die Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) auf.
Fußballspieler
Foto: BillionPhotos.com/Adobe Stock

„Meniskusverletzungen können sowohl im Profi- als auch im Amateurbereich auftreten und sind keine Seltenheit im Fußballsport. Daher ist es wichtig, nicht nur die Spieler, sondern auch Trainer, Betreuer und Sportmediziner für die Prävention und richtige Behandlung von Meniskusverletzungen zu sensibilisieren“, sagt DGOU-Präsident Prof. Dr. Andreas Seekamp.

Häufigkeit und Versorgung

„Meniskusverletzungen gehören zusammen mit Verletzungen des vorderen Kreuzbandes zu den häufigsten Knieverletzungen im Sport, besonders im Fußball“, erklärt Prof. Dr. Thomas Tischer, Leiter der DGOU-Sektion Gesellschaft für Orthopädisch-Traumatologische Sportmedizin (GOTS).  Grundsätzlich gebe es zwei Behandlungsmethoden bei Meniskusverletzungen: das Entfernen des geschädigten Gewebes oder das Nähen des eingerissenen Meniskusgewebes.

„Beide Methoden haben ihre Vor- und Nachteile“, so Prof. Tischer. „Das Entfernen des Meniskusgewebes führt zu einer höheren Druckbelastung auf die Gelenkflächen und begünstigt so die Entstehung eines Gelenkverschleißes. Dies kann oft durch eine Meniskusnaht verhindert werden“. Der Hauptvorteil der teilweisen Entfernung des Meniskus, vor allem für Sportler, sei die kürzere Genesungszeit – meist sind sie nach wenigen Wochen wieder einsatzbereit. Im Gegensatz dazu dauere die Rehabilitation nach einer Meniskusnaht etwa vier bis sechs Monate, bis die Spieler wieder fit sind.

„Zudem besteht das Risiko, dass bei ausbleibender Heilung nach einer Naht eine zweite Operation notwendig wird, um das geschädigte Gewebe doch noch zu entfernen. Daher werden bei Profisportlern oftmals Teilentfernungen am Meniskus durchgeführt. Bei jüngeren Sportlern und insbesondere bei Beteiligung des seitlichen Meniskus ist dies immer kritisch zu hinterfragen, da es langfristig negative Auswirkungen auf das Gelenk haben kann“, so Prof. Tischer.

Prävention von Meniskusverletzungen

„Wenig bekannt ist, dass sich Meniskusverletzungen auch durch präventive Übungsprogramme verhindern lassen. Bei Leistungssportlern treten Meniskusverletzungen häufig nicht allein, sondern zusammen mit anderen schweren Knieverletzungen, wie einem Riss des vorderen Kreuzbands auf“, sagt Prof. Dr. Wolf Petersen, Experte der DGOU-Sektion Deutsche Kniegesellschaft (DKG).

„Diese Verletzungen entstehen im Ballsport oft, wenn das Knie nach innen abknickt (X-Bein-Stellung). Solche Gelenkpositionen können durch spezielle neuromuskuläre Übungsprogramme verhindert werden. Dabei handelt es sich um gezielte Kräftigungsübungen für Muskeln, um die X-Bein-Stellung zu verhindern“, so Prof. Petersen. Ein Beispiel für ein solches Präventionsprogramm sei das „Stop-X“ Programm der Deutschen Kniegesellschaft (www.stop-x.de). „Es gibt inzwischen viele wissenschaftliche Beweise für die Wirksamkeit dieser Programme. Leider sind diese Maßnahmen, gerade im Breitensportbereich, bei Trainern und Physiotherapeuten noch wenig bekannt.“

Die Ursachen

„Die Ursachen für eine Verletzung bei Fußballspielern können vielfältig sein. Das liegt an der spezifischen Belastung und den Bewegungsmustern beim Fußball. So wird das Knie bei plötzlichen Drehbewegungen, Richtungswechseln und beim Abbremsen stark belastet, das kann den Meniskus beschädigen“, erläutert Prof. Dr. Philipp Niemeyer, Leiter der DGOU-Sektion Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA). Auch Zweikampfsituationen und Zusammenstöße mit anderen Spielern könnten zur Überstreckung oder zum Verdrehen des Knies führen, oft führe das zu Meniskusverletzungen. Bei einem Sprung oder einem falschen Tritt könne es sein, dass es zu einer unkontrollierten Bewegung des Knies komme, die den Meniskus verletzt.

„Aber auch eine zu starke und zu lange Belastung des Knies ohne entsprechende Erholung kann den Meniskus anfälliger für Verletzungen machen“, so Prof. Niemeyer. Grundsätzlich könne eine schwache und unzureichend trainierte Muskulatur um das Knie die Stabilität beeinträchtigen und die Gefahr einer Meniskusverletzung erhöhen.

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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