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15. November 2023
Redaktion
Diabetes

Mehr Aufklärung und Lehrstühle an Universitäten erforderlich

Anlässlich des Weltdiabetestags am 14. November haben die Organisatoren unter dem Motto "Access to Diabetes Care" eine ausreichende Versorgung und weltweitem Zugang zu qualitätsgesicherten Informationen gefordert. Welche Herausforderungen in der Diabetologie in Deutschland dazu gemeistert werden müssen ordnet der Vorstand des Deutschen Diabetes Zentrums (DDZ), Professor Michael Roden, mit klaren Botschaften ein.
Professor
Foto: Universitätsklinikum Magdeburg, RWTH Aachen, Thomas Weiland

Alle 55 Sekunden erkrankt ein Mensch in Deutschland neu an Diabetes – rund 9 Millionen Betroffene sind es bereits im November 2023. Forscher gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2040 zwölf Millionen Menschen von der Stoffwechselerkrankung betroffen sein werden.

„Praxen und Kliniken müssen sich noch mehr als bisher angenommen auf die Behandlung von Menschen mit Typ-2-Diabetes einstellen. Allerdings beobachten wir, dass es immer weniger Lehrstühle für Diabetologie und Endokrinologie gibt, Spezialkliniken verschwinden und Abteilungen geschlossen werden“, sagt Prof. Michael Roden, Direktor der Klinik für Endokrinologie und Diabetologie am Universitätsklinikum Düsseldorf sowie Direktor des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ). Was dahinter stecke? „Die unzureichende Vergütung durch das Gesundheitssystem verbunden mit immer weiteren Stellen- und Mitteleinsparungen. Am Ende fallen dann die Spezialabteilungen dem wirtschaftlichen Druck zum Opfer“, resümiert Roden.

Mehr Lehrstühle gegen Nachwuchs-Mangel

Steigen die Zahlen der Betroffenen, brauche es auch mehr Diabetologinnen und Diabetologen und entsprechende Fachabteilungen in großen Kliniken. Werden Fachgebiete in Lehre und klinischer Versorgung jedoch dezimiert, fehle es auch an Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten. „Junge Ärztinnen und Ärzte haben die Diabetologie dann nicht mehr auf dem Schirm, die Attraktivität sinkt immer mehr“, sagt der Experte und fordert: „Jede medizinische Fakultät braucht wieder eine eigenständige Abteilung für Endokrinologie und Diabetologie – sonst können wir die Ausbildung von qualifiziertem Nachwuchs nicht sichern und die Herausforderungen in der Versorgung von morgen meistern.“

Dabei sei die Diabetologie eines der zukunftsträchtigsten Gebiete der Inneren Medizin: „Der Diabetes ist nicht nur die häufigste Stoffwechselerkrankung, sondern wesentlich verantwortlich für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Nierenkrankheiten und Fettlebererkrankungen und letztlich für die Sterblichkeit. Trotz immenser Innovationen in der medikamentösen Therapie ist der Diabetes noch nicht heilbar. Es gibt langfristig noch viel zu erforschen, was eine hohe Motivation darstellt, sich in diesem Bereich zu spezialisieren.“

Mehr Aufklärung gegen Medikamenten-Mangel

Für Betroffene mache sich ein Mangel schon jetzt bemerkbar: Menschen mit Adipositas, aber vor allem auch Diabetes mellitus können von neuesten Therapien profitieren, die einen positiven Einfluss auf das Körpergewicht nehmen. Diese Medikamente werden mehr und mehr von Nicht-Betroffenen als Lifestyle-Abnehmspritze genutzt. Dazu sagt der Experte: „Dass eine Gewichtsabnahme durch Medikamente möglich ist, ist zunächst einmal eine große Chance für Betroffene. Es birgt jedoch die Gefahr, dass diese Präparate „off-label“, also außerhalb der Zulassung, verwendet werden. Was wir jetzt beobachten ist ein ernstes Verknappungs-Szenario: Diejenigen, die es dringend benötigen, erhalten das Präparat nicht. Oftmals spiegeln uns Betroffene zurück, dass das Medikament in vielen Apotheken derzeit nicht oder nur eingeschränkt verfügbar ist.“

Deswegen rät Roden nach wie zu einfachen Maßnahmen zur Gewichtsreduktion: gesunde ausgewogene Ernährung und ausreichende körperliche Bewegung – auch für Menschen mit Adipositas ein Muss, die noch nicht an Diabetes erkrankt sind, sich trotz Übergewichts in ihrem Körper wohl fühlen. „Body Positivity ist gut, darf aber nicht das Risiko von Folgen des Übergewichts vergessen lassen“, erläutert Roden. Jeder könne und solle sich über sein persönliches Risiko informieren: Neben einem Gespräch mit dem behandelnden Arzt gebe es viele Informationsplattformen und Tools, die Hilfestellung leisten, z.B. den Diabetes-Risikotest des Deutschen Zentrums für Ernährungsforschung, das Diabetes-Cockpit des DDZ oder das Diabetes-Informationsportal diabinfo.

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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