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13. Juli 2020
Redaktion
Laufschuhe

Laufschuhe: Schäume und Carbon

Nachdem sich die Wissenschaft öffentlichkeitswirksam von den Konstruktionsprinzipien Dämpfung und Pronationskontrolle im Laufschuhbau verabschiedete, war die Frage: Was kommt danach? ­Welche Trends bestimmen heute die Laufschuhszene und nach welchen Kriterien sollen die Läufer ihre Schuhe auswählen?
Foto: Currex
Laufschuh mit eingebetteter Carbonplatte in der Zwischensohle und ausgeprägter Ballenrolle. Durch die Sohlenversteifung und die Ballenrolle verlagert sich der Fußabdruck auf das Groß­zehenendglied. Dadurch wird die Schrittlänge vergrößert – ein möglicher Grund für die schnellere Zeit bei den Spitzenläufern

Am Ende fehlten die wissenschaftlichen Beweise, um noch daran glauben zu können, dass Dämpfung im Schuh und die Kontrolle einer „übermäßigen“ Pronation Verletzungen vermeiden können. Ganz verabschiedet hat sich die Industrie davon auch noch nicht. Doch  war der Laufschuhmarkt in den letzten Jahren von einer Vielzahl von Konzepten geprägt. Vom Minimalschuh bis zum Schuh mit wuchtiger Zwischensohle war alles möglich – und vor allem auch akzeptiert. Erst in jüngster Zeit scheinen sich wieder einige klar erkennbare Trends im Markt herauszukristallisieren. Neue Schäume bei den Zwischensohlen, neue Sohlengeometrien und der Einsatz von Carbon-Zwischensohlen sieht Laufschuhexperte Björn Gustafsson, Inhaber der Firma Currex, als die wichtigsten Merkmale der aktuellen Laufschuhinnovationen. Befeuert werden diese Trends auch von der Rekordjagd einiger großer Marken, die ihren Athleten durch neue Schuhkonzepte immer noch bessere Leistungen ermöglichen wollen. Vorläufiger Endpunkt dieser Jagd war der Lauf von Eliud Kipchoge im vergangenen Jahr in Wien, der die Marathondistanz in einem Nike-Schuh als Erster in einer Zeit unter zwei Stunden absolvierte. Als Weltrekord wurde dies zwar nicht anerkannt, weil es kein reguläres Rennen war. Die Diskussion über Schuhe, welche die Leistung verbessern, hat der Lauf aber nachhaltig bestimmt. Was ist es, was die Schuhe schneller macht? Ein Beitrag in der April-Ausgabe der Zeitschrift Runner’s World mit dem Titel „Krieg der Schäume“  führt dies  vor allem auf neue Zwischensohlen-Materialien zurück. Den Anfang macht Adidas mit dem Material  „Boost“ schon im Jahr 2013. Dabei handelt es sich um ein thermoplastisches Polyurethan, das zu kleinen, schwammähnlichen Kügelchen aufgebläht wird , die nach dem Zusammendrücken schnell wieder in ihre Ursprungsform zurückspringen. Ein neueres Material ist „Pebax“, ein Polyetherblockamid. Härte und Elastizität lassen sich bei diesem Material präzise festlegen. Nike und Reebok verwendeten dieses Material als erste für Laufschuhe, unter anderem für Kipchoges Rekordschuh. Der Autor des Beitrags, Joe Lindsey, zitiert eine Studie von Hoogkamers und Krams, wonach Nikes Prototyp den metabolischen Aufwand im Vergleich zu zwei Schuhen – einem von Nike, einem von Adidas – um vier Prozent verringere (Er macht die Läufer nicht um 4 Prozent schneller, wie es die Werbung teilweise suggeriert). Hoogkamers und Krams führen dies auf den Schaumstoff zurück, der einfach besser federe und dadurch die Läufer schneller mache. Eine Studie von Ian Hunter von der Brigham Young University in den USA stößt ins selbe Horn. Durch die hohe Elastizität der Sohle werde mehr Energie zum Läufer zurückgeführt, was unter anderem in einer größeren Schrittlänge resultiere.

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Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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