Im Wandel der Zeit: Was eine gute Bewerbung heute ausmacht
VON STEFAN SLABY
Eine überzeugende Bewerbungsmappe kann ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum Traumjob sein. Ob ganz klassisch auf Papier oder in digitaler Form: Der erste Eindruck zählt. Was gehört auf jeden Fall in die Mappe, wie sollten Anschreiben und Lebenslauf aufgebaut sein und was gilt es sonst noch zu beachten?
Basics und Extras, so lässt sich zusammenfassen, was moderne Ratgeber heute zum Thema Bewerbungsunterlagen als kleinsten gemeinsamen Nenner angeben. Die Basics sind zeitlos, gegen sie zu verstoßen, führt zum Aus im Bewerbungsverfahren. Extras in der Bewerbung sind der angestrebten Position, dem Absender und dem Design der Bewerbung geschuldet. Anders gesagt: Die Bewerbung gibt es nicht. Jede Branche und jede Hierarchieebene hat ihren eigenen Auftritt. Massenbewerbungen von der Stange haben geringe Erfolgsaussichten. Der Grafik-Designer bewirbt sich anders als der Handwerker oder Bankangestellte.
Gleich ob Werber oder Handwerker. Gegen Grundlagen zu verstoßen, ist fatal und führt zum Ausscheiden. Zu den Basics gehören vor allem fehlerfreie und saubere Unterlagen. Knicke und Tippfehler, verschmierte Unterschriften, unvorteilhafte Fotos, das alles ist der Todesstoß für eine Bewerbung. Passiert mir nicht, gibt’s nicht. Der Tippfehler ist verbreitet und menschlich. Korrektur lesen lassen: Das ist die wirksamste Medizin gegen dieses Phänomen.
Vollständige Unterlagen sind der nächste Baustein. In den Anhang der E-Mail (bei Online-Bewerbungen) oder in die Bewerbungsmappe (Pappe ist aus Umweltschutzgründen anzuraten!) gehören mindestens: Anschreiben, Lichtbild, Lebenslauf, Zeugnisse der letzten zehn Jahre und Weiterbildungsnachweise mit aktuell gültigen Inhalten. Will heißen: Der Kurs Textverarbeitung aus dem Jahre 1992 muss nicht belegt oder erwähnt werden. Die aktuelle Fortbildung zu einem Messverfahren schon. Bei Gesellen und Azubis sollten Schulzeugnisse und Praktikumszeugnisse nicht fehlen. Der Meister kann darüber hinaus auch Fotos und Nachweise gelungener Arbeiten beilegen. Der Azubi weist mit Praktika und Noten in Zeugnissen sowie Schulprojekten die Eignung für den Arbeitsplatz nach. Einer der wohl eindringlichsten Forderungen ist ein „lückenloser“ Lebenslauf. Auch hier kommt es auf den Absender an. Grundschule ist für den Azubi notwendig, für den Gesellen und Meister nicht mehr. Hier reicht die Angabe des Schulabschlusses: Mittlere Reife. 31. 7. 1985. Danach sind Tätigkeiten und Weiterbildungen lückenlos nachzuweisen: Von Monat/Jahr bis Monat/Jahr … War der Bewerber „arbeitssuchend“ oder in Elternzeit, dann taucht das auch so auf. Reisen, freiwillige Pausen, lange Klinikaufenthalte oder gar Haftstrafen bleiben ein Problem. Patentlösungen gibt es nicht. Diese als „Familienphase“ zu tarnen, ist fatal. Ehrlichkeit ist eine schmerzhafte, aber gute Lösung.
Die Bausteine unter der Lupe
Das Anschreiben gliedert sich in drei Teile (Kopf, Textteil, Schluss) und nutzt einen DIN-gerechten Privatbrief (das Format ist unter dem Stichwort „Bewerbungsschreiben“ an mehreren Stellen im Internet auffindbar). Den Adress- und Absenderangaben folgt zunächst der Betreff, kurz und gut formuliert. „Bewerbung als xy“ (Stelle/Position) wie angegeben. Die Anrede ist personalisiert, nennt also im Idealfall den Ansprechpartner. Man beginnt das Anschreiben mit einem Satz über den Fundort der Stelle und warum die Position interessant ist. Tabu ist „hiermit bewerbe ich mich …“ Besser: „die ausgeschriebene Position ist für mich interessant, weil …“
Der zweite Absatz ist der wichtigste. Der Bewerber geht die Anzeige Punkt für Punkt durch und spiegelt den Lebenslauf und die Zeugnisse an den Anforderungen. Ungefähr so: „Drei Jahre Berufserfahrung als xy bringe ich aus meiner letzten Tätigkeit als z mit.“
Im dritten Absatz drückt der Bewerber sein Interesse an einem Vorstellungsgespräch aus. Am Schluss folgen „Freundliche Grüße“. Eine saubere Unterschrift und die Anlagen schließen den Brief ab.
Der Lebenslauf
Den Lebenslauf gibt es als chronologisch absteigendes Curriculum Vitae oder als chronologisch aufstei- gende klassische Vita. Letztere sei Azubis und Gesellen empfohlen. Es geht mit Geburtsdatum, Schulbildung und Praktika los und endet mit Hobbys und Interesse. Das Curriculum Vitae beginnt mit der letzten Berufstätigkeit und endet mit dem Schulabschluss. Er ist für Meister und langjährig tätige Bewerber geeignet. Der Lebenslauf ist tabellarisch aufgebaut, übersichtlich und, wie schon gesagt, zeitlich lückenlos angelegt. Nur wenn verlangt, ist er handschriftlich im Fließtext anzufertigen. Auf der rechten Seite kann das Lichtbild angebracht werden. Besser ist es, ein Deckblatt zu gestalten. Hier klebt das Lichtbild in der Blattmitte. Hinzu kommen Name, Adresse und Telefonnummer. Die Unterschrift allerdings findet sich nur auf dem Lebenslauf.{pborder}

Besonders wichtig bei einer Bewerbung: ein lückenloser Lebenslauf
(Foto: contrastwerkstatt/Fotolia)
Anlagen
Wichtige Stationen im Lebenslauf müssen dokumentiert werden. Und zwar in der Reihenfolge, in der sie im Curriculum oder klassischen Lebenslauf genannt werden. Weiterbildungsnachweise und Zeugnisse gehören dazu, aber auch Fotos von Arbeitsproben bei Meistern und Gesellen. Wichtig: Keine Originale beilegen, Fotos sollten aufgeklebt oder in guter Auflösung ausgedruckt werden.
Zu den Anlagen gehören:
– Zeugnisse,
– Weiterbildungsnachweise,
– Arbeitsproben Fotos.
Die Extras
„Geben Sie Ihrer Bewerbung den letzten Schliff!“ Das liest man und fragt sich, was damit gemeint. Nun, zunächst ist damit ein individuelles Design aus Schriften, Farben (Schrift der E-Mail-Adresse zum Beispiel blau), Formen (zum Beispiel Linien oder Rahmen auf dem Lebenslauf) und Symbolen (Wasserzeichen im Brief) gemeint. Fertige Designs bieten die einschlägigen Textverarbeitungsprogramme und das Internet, man darf aber selbstverständlich auch selbst etwas entwickeln.
Tipp: Nicht übertreiben. Weniger ist mehr. Wer auffallen will, berücksichtigt bei seiner Bewerbung das Zieldesign der Firma, bei der er arbeiten will (zum Beispiel grüne Linien). Ein weiteres Extra sind Kompetenzlisten für Soft Skills. Solche Angaben stehen vor oder hinter dem Lebenslauf und fassen unter der Überschrift „Über mich“ Soft Skills zusammen: Belastbarkeit, Genauigkeit. Aber auch besondere Qualifikationen gehören hierhin, beispielsweise die Ausbildereignung.
Bei Auszubildenden ist dieses Extra ein wichtiger Baustein, um den noch recht dünnen Lebenslauf aufzuwerten. Der Azubi kann zum Beispiel unter „Meine Stärken“ einige für den Ausbildungsplatz wichtige soziale Kompetenzen auflisten. Schließlich sei auch auf die Möglichkeit eines Anlagenverzeichnisses hingewiesen. Dies ist immer dann notwendig, wenn die Reihenfolge vom Lebenslauf abweichen soll.
Am Ende sollten Bewerber den gesamten Unterlagensatz einer weiteren Vertrauensperson zum Korrekturlesen geben. Dieser Schritt ist unbedingt notwendig. Denn viele Bewerber sind „betriebsblind“, übersehen eigene Fehler und Unstimmigkeiten. Das gilt auch und vor allem für Arbeitszeugnisse. Längst sind die Zeiten vorbei, in denen mit dem Zaunpfahl auf Schwächen der Arbeitnehmer hingewiesen wurde. Der „gesellige“ Arbeitnehmer, den Illustrierten immer noch durch das Dorf jagen, den gibt es längst nicht mehr. Heute wird meist geschwiegen, das heißt, die Verhaltensbeurteilung fehlt ganz. Man lasse das Zeugnis also gegenlesen – beim Profi – wenn man nicht sicher ist.
In den Extras sollten enthalten sein:
– Anlagenverzeichnis,
– Kompetenzliste,
– Korrekturlesen.
Der Versand
Viele Unternehmen wollen heute eine Bewerbung per E-Mail erhalten. Hierzu ist die Bewerbungsmappe zu digitalisieren. Wer über keinen Scanner verfügt, kann Bekannte oder einen entsprechenden Dienstleister einschalten. In der vorangehenden E-Mail wird nur auf die Bewerbungsunterlagen hingewiesen. Alles andere wird, wie besprochen, im Anschreiben erläutert.
Die klassische Bewerbungsmappe gibt es auch. Wenn sie nicht persönlich vorbeigebracht wird, was bei Azubis zu empfehlen ist, dann wird sie per Post versandt. Sauber beschriftete, mit Pappe verstärkte Umschläge sind ein Muss. Wichtig: Ausreichend frankieren, und nein, auch das ist nicht selbstverständlich.
Kenne dich selbst!
Die besten Unterlagen sind wertlos, wenn der Bewerber sie im Vorstellungsgespräch nicht kennt. Man studiere seine Unterlagen und fertige selbst so genannte Q and A’s an. Questions and Answers sind vorformulierte Fragen und Antworten. Der Bewerber hat eine Lücke im Lebenslauf? Dann formuliert man hierzu eine Frage und denke sich die Antwort gleich dazu.
Werden diese Regeln eingehalten, steht einer erfolgreichen Stellensuche nichts mehr im Wege.
Anschrift des Verfassers:
Stefan Slaby, rot Network
Schleswiger Straße 30
48147 Münster
Ausgabe 01 / 2018
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