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4. Juli 2023
Redaktion
Hilfsmittelversorgung

BVMed spricht sich gegen Ausschreibungen aus

In der Diskussion um gesetzliche Anpassungen bei den Hilfsmittel-Regelungen positioniert sich der Bundesverband Medizintechnologie (BVMed) klar gegen die Wiedereinführung von Ausschreibungen, wie sie vom GKV-Spitzenverband gefordert wurde. Der Verband tritt demgegenüber für die Ausweitung von Qualitätsaspekten ein.
Dr.
Foto: BVMed

„Es ist gut und wichtig, dass wir weitere Anpassungen zur Vermeidung von Fehlentwicklungen in der Hilfsmittel-Versorgung diskutieren. Ausschreibungen sind dabei aber keine Option mehr, sondern aus gutem Grund abgeschafft worden. Wir sollten die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen“, kommentiert BVMed-Geschäftsführer und Vorstandsmitglied Dr. Marc-Pierre Möll die aktuelle Diskussion.

 

 

 

 

 

Fokus auf Versorgungsqualität legen

„Grundsätzlich sieht der BVMed nach den Hilfsmittel-Reformen der vergangenen Jahre einen „Nachjustierungsbedarf“, so BVMed-Hilfsmittelexpertin Juliane Pohl. „Der Fokus der anstehenden Hilfsmittel-Reform sollte auf gesetzgeberischen Maßnahmen liegen, um die Versorgungsqualität zu sichern – und damit den Patient:innen im Versorgungsalltag zu helfen und ihren individuellen Bedürfnissen gerecht zu werden.“

Der BVMed hat dafür folgende Ansatzpunkte erarbeitet, um die Versorgung mit Hilfsmitteln zu stärken:

  • Eindämmung der administrativen Aufwände durch einen Rahmenvertrag „Verwaltung“
  • Sicherstellung der Bestrebungen zur Ambulantisierung durch Klarstellung des Hilfsmittelbegriffs
  • Stärkung des Schiedsverfahrens durch Konkretisierung des Handlungsauftrags
  • Stärkung der Versorgung durch explizite Berücksichtigung besonderer Versorgungsbedürfnisse von Menschen mit chronischen Erkrankungen oder komplexen Behinderungen
  • Stabilisierung der Versorgungsstrukturen durch Klarstellungen bei Versorgung durch qualifizierte Pflegefachkräfte sowie durch koordinierendes Versorgungsmanagement
  • Stärkung des Vertrags- und Verhandlungswesens durch Nachjustierung der Transparenzpflichten
  • Stärkung der Versorgung und der Rechte der Patient:innen durch Weiterentwicklung des Genehmigungsverfahrens
  • Sicherstellung einer zeitgemäßen Versorgung mit Hilfsmitteln durch Konkretisierungen im Zugangsprozess ins Hilfsmittelverzeichnis
Hintergrund

Entbürokratisierung erforderlich

Zusätzlich sieht der BVMed großen Bedarf beim Abbau der immensen bürokratischen Aufwände bei der Verwaltung der Hilfsmittel-Versorgungen und -Verordnungen, die unter anderem aus der Vielfalt kassen- und vertragsspezifischer Einzelregelungen resultieren. „Wir brauchen hier einen gemeinsamen Verwaltungs-Rahmenvertrag, der Regelungen über die administrativen Einzelheiten der Hilfsmittelversorgungen trifft und dabei auf digitale Prozesse setzt“, so Pohl.

Bei der Preisentwicklung sieht der BVMed entgegen den Behauptungen der Krankenkassenseite nur in wenigen Ausnahmefällen Kostensteigerungen. Analyse von öffentlich zugänglichen Vertrags- und Preisinformationen zeigten im Verlauf der vergangenen Jahre eine flächendeckende Stagnation bzw. Reduktion der Vertragspreise. Beispiele seien hier die Versorgungsbereiche aufsaugende Inkontinenz, Stoma und Rehatechnik, so der BVMed.

Berücksichtigt werden müssten zudem die teilweise dramatischen Kostensteigerungen bei Transport, Logistik, Rohstoffen und Energie, die sich unmittelbar auf den Einkaufspreis von Hilfsmitteln auswirken. Weiterhin ist für die Versorgung qualifiziertes Pflegepersonal erforderlich – auch hier müssen erhöhte Kosten der Hilfsmittel-Leistungserbringer einberechnet werden, unter anderem begründet durch die allgemeine Knappheit des Pflegepersonals sowie steigende Lohnkosten und Inflation.

Das Fazit von BVMed-Expertin Juliane Pohl: „Die Hilfsmittel-Reformen der vergangenen Jahre gingen grundsätzlich in die richtige Richtung. Jetzt müssen wir bei Qualitätsaspekten und Entbürokratisierung nachschärfen.“

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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