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12. September 2024
Wolfgang Best
Künzli

Aus zum Jahresende wegen fehlender Nachfolge

Der traditionsreiche Schweizer Schuhhersteller Künzli wird zum Ende des Jahres seine Geschäftstätigkeit einstellen. Obwohl die Firma gesund sei und wachse, sei es trotz einer sorgfältigen und professionell unterstützten Nachfolgeplanung nicht gelungen, eine adäquate Nachfolgelösung zu finden, berichtet Firmeninhaberin Barbara Artmann in einer Pressemitteilung.
Barbara
Künzli
Barbara Artmann schließt ihr Unternehmen Künzli zum Jahresende.

Damit würden die Künzlischuhe zur Therapie von Knöchel- und Bänderverletzungen ebenso verschwinden wie die edel-kultigen Sneakers mit den fünf Künzli-Streifen. Eine Schweizer Traditionsmarke gehe damit verloren. Barbara Artmann (63) bedauert dies zutiefst: «Ich habe meine Rolle immer als Hüterin der Marke Künzli verstanden. Es war nicht leicht, Künzli auf die Zukunft einzustellen und fit zu machen. Dies ist uns in den letzten Jahren gelungen. Jetzt dennoch schließen zu müssen, ist mehr als bitter.»

Schweizer Traditionsmarke

Die Künzli SwissSchuh AG hat eine lange Tradition: im Jahr 1927 gründet Werner Künzli ein Unternehmen zur Herstellung von Sportschuhen. 1955 übernimmt sein Sohn Kurt Künzli das Geschäft und entwickelt Künzli zum Inbegriff von Schweizer Sportschuhen. Zu seinen zentralen Erfindungen gehört auch die 5er-Patentschnürung in den 50er Jahren, die nicht nur dem Fuss besonderen Halt gibt, sondern sich auch schnell mit ihren prägnanten 5 Streifen zum Markenzeichen der Künzli Schuhe entwickelt.

In den 70-er Jahren entstand der Stabilschuh mit den seitlichen Stabilisatoren; fortgeführt als Künzli Ortho®. Barbara Artmann übernahm Künzli im Jahr 2004. Die studierte Psychologin und Betriebswirtin hatte sich nach Stationen bei Unternehmensberatungen sowie Schweizer Banken und Versicherungen entschlossen, etwas handfestes zu machen und die Marke Künzli gekauft. Schon 2005 entstand die Künzli Sneakerlinie, kultige Ledersneakers mit den bekannten 5 Künzli-Steifen in bestrickendem Design — mit geboren durch die Ausrüstung des Schweizer Olympiateams von 2004 bis 2012. 2012 verlor Künzli sein ureigenes Markenzeichen durch einen Angriff des aus Künzli entstandenen US Konzerns K-Swiss. 2020 kehrten die bekannten fünf Streifen zurück auf die Sneakers, die Linie ist sehr erfolgreich unterwegs.

Die Orthoschuhe seien, besonders bei Achillessehen und Sprunggelenksverletzungen, nicht aus der modernen Therapie wegzudenken. Auch dieser Bereich wachse aufgrund der schnelleren Heilung mit den Schuhen und durch innovative Produktumsetzungen. Hergestellt wurden die speziellen, anspruchsvollen Schuhe in einem eigenen Werk in Albanien,

Geordnetes Herunterfahren

Künzli sei bestrebt, den Betrieb geordnet herunterzufahren. Dies bedeute, dass die Kernprodukte Künzli Ortho® bis ins vierte Quartal bezogen werden können, ggfs. auf Vorbestellung bei vorhandenen Rohwaren. Überhänge und Restposten sowie Sneakers würden voraussichtlich bis ins erste Quartal 2025 erhältlich sein bzw. abverkauft. Geschichtsträchtige Besonderheiten und Erinnerungsstücke wie historische Sportschuhe oder Bilder sollen zu einem späteren Zeitpunkt versteigert werden.

Für die 11 Mitarbeitenden des Teams am Hauptsitz in Windisch ließen sich Kündigungen nicht vermeiden. Für die Fabrik in Albanien werde nach einer Lösung gesucht, die möglichst das eingespielte Team bewahren soll.

„Künzli bedankt sich bei Kunden, Kooperationspartnern und Fans für die gute Zusammenarbeit, die konstruktive Hilfe und das Vertrauen in die spezielle Kompetenz aber auch die Liebe zu den besonderen Schuhen“, schreibt Barbara Artmann in ihrer Pressemitteilung. Künzli sei oft gegen den Strom geschwommen und habe die komplexe Vermarktung in Medizin und Mode sowie die anspruchsvolle Herstellung der einzigartig konstruierten Schuhe erfolgreich meistern können. Dies jedoch und die aktuelle Marktsituation hätten eine Geschäftsübergabe wohl maßgeblich vereitelt. Der hohe Bekanntheitsgrad und die Qualität der traditionsreichen Schweizer Schuhe hätten dies nicht aufwiegen können.

Foto: Andrey Popov/Adobe Stock
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