Wie neu sind die „neuen" Technologien?
„Beginnt die Zukunft ohne uns?“, fragt OSM Bernhard Schievink in der Ausgabe Februar 1986. Schievink beklagte, dass in der Orthopädieschuhtechnik im Forschungsbereich Stillstand eingetreten sei. Schievink fordert eine Wiederbelebung der Forschung, die „auf unsere Fragen eine Antwort und für unser Probleme eine Lösung zu geben versucht.“. Schievink äußerte die Hoffnung, dass das Orthopädieschuhmacherhandwerk den Blick schon ausreichend verantwortungsbewusst auf die Zukunft gerichtet hat. Denn eins dürfe man nicht vergessen: „Die Zukunft hat schon begonnen…!“
EDV im Büro - CAD für die Werkstatt
Das hatte sie in der Tat. EDV-Programme hielten auch in der Orthopädieschuhtechnik Einzug. Die Firma Novel stellte 1986 ihr Emed-System vor, mit dem elektronisch die Druckverteilung unter dem Fuß gemessen werden konnte. OSM Jürgen Stumpf berichtete über die Möglichkeiten rationeller Fertigung mit CAD/CA. Erstmals seit der industriellen Revolution gebe es die Möglichkeit zu rationeller und gleichzeitig individueller Fertigung. „Was liegt also näher, als CAD und CAM auf seine Tauglichkeit zur Verwendung in unserem Beruf zu untersuchen.“ Sein Fazit: CAD bringt eine enorme Zeitersparnis, kann aber nicht alle Anpassungsprobleme lösen. Dennoch sei es frappierend, mit welcher Genauigkeit und welch guten Ergebnissen heute und in der Zukunft bei diesen Systemen zu rechnen ist.
Ähnliches berichtete OSM Jo Hanssen im Jahr 1987 aus den Niederlanden. Noch sei es schwer, die Systeme auf die Bedürfnisse der Orthopädieschuhtechnik abzustimmen. Sein Fazit. „Bei der Software müssen sicherlich noch sehr viele Probleme gelöst werden, aber das wird eine Zeitfrage sein. Ich möchte sagen, dass wir als Orthopädieschuhtechniker davor keine Angst haben sollten, sondern für diese neue Entwicklung offen sein müssen. Diese Entwicklung wird sich durchsetzen, so oder so.“
Mehr Anbieter - steigende Nutzerzahlen
Es sollte dann noch einige Jahre dauern, bis die ersten, auf die Orthopädieschuhtechnik zugeschnittenen Systeme auf den Markt kamen. 1992 wurde auf der Jahrestagung der Frankfurter Bildungsgemeinschaft in Mainz von der heutigen Firma Orthema die erste Einlagenfräse mit Messsystem und CAD vorgestellt. Kurze Zeit später folgte die Firma Wiest mit einem System zur computerunterstützen Gestaltung und Herstellung von orthopädischen Schuhleisten. Der Rest ist Geschichte, wie man so sagt. In den neunziger Jahren bis heute kamen und kommen immer wieder neue Anbieter auf den Markt – in jüngster Zeit vor allem im Bereich des 3D-Drucks. Das Grundprinzip ist dasselbe geblieben: Aus digitalen Daten wird eine Form gestaltet, die maschinell gefertigt wird.
Sonderheft zum Jubiläum
Zum 75-jährigen Jubiläum der „Orthopädieschuhtechnik“ erscheint Ende Oktober ein Sonderheft, das in kurzweiligen, unterhaltsamen Beiträgen und Anekdoten die wichtigsten Entwicklungen und Ereignisse der Branche nachzeichnet. Abonnenten der „Orthopädieschuhtechnik“ erhalten das Sonderheft kostenlos. Das Sonderheft bietet Anbietern ein ideales redaktionelles Umfeld, sich als Partner des OST Handwerks zu präsentieren. Werbekunden finden alle wichtigen Infos zum Sonderheft hier.